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Jan Ullrich (vorn) fährt vor Lance Armstrong furch ein Spalier aus Zuschauern.
25.07.2003 11:45
Frankreich fiebert dem Finale der Tour entgegen

Paris (dpa) - Lange hat eine Tour de France nicht mehr so begeistert. Ein Massensturz gleich zu Beginn, das heldenhafte Durchhaltevermögen des Amerikaners Tyler Hamilton mit angerissenem Schlüsselbein und vor allem das Duell zwischen dem viermaligen Tour-Sieger Lance Armstrong und seinem deutschen Herausforderer Jan Ullrich haben weltweit das Interesse der Menschen und der Medien hochgetrieben.

Die spektakuläre Pyrenäen-Etappe mit dem Dreikampf zwischen Armstrong, Jan Ullrich und Alexander Winokurow verfolgten durchschnittlich über 4,09 Millionen Radsportfans in Deutschland im Fernsehen. Auf französischer Seite gab es in den ersten zwei Tour-Wochen im Schnitt 4,2 Millionen Fernseh-Zuschauer, etwa 600 000 mehr als im Vorjahr. Der Marktanteil lag dabei bei über 47 Prozent.

Fernsehen und Zeitungen feiern den «wiederauferstandenen» Jan Ullrich und überbieten sich gegenseitig mit Jubel-Überschriften. Nach der langen Nichtbeachtung steht der Deutsche urplötzlich wieder in der Gunst und im Rampenlicht und wird von allen Seiten anerkannt. Auch an den Straßenrändern der Tour drängen sich mehr Besucher denn je. Wäre dieses 100. Tourjubiläum ein Film, hätte man kein besseres Szenario dafür schreiben können.

Alle blicken auf das letzte Zeitfahren, das die Entscheidung zwischen Armstrong und Ullrich bringen dürfte. «Die Karawane hält den Atem an», schrieb die Sportzeitung «L'Équipe» - viele Zuschauer allerdings auch. Sicherlich ist die Tour immer ein Großereignis. Doch diesmal sind nicht nur in «L'Équipe» seitenweise Foto- und Textreportagen zu lesen, ebenso wie ausführliche Analysen des seit Jahren andauernden Wettstreits zwischen Ullrich und Armstrong.

Schon Tage vorher reisten die Schaulustigen mit Campingwagen an die Bergstrecken, in den Alpen und den Pyrenäen fielen besonders die Fans der Formation Euskatel-Euskadi auf, die zu Zehntausenden in orangefarbenen T-Shirts und mit baskischen Fahnen herbeiströmten. Die Freude der Franzosen war komplett, als ihr unagefochtener Publikumsliebling Richard Virenque das gelbe Trikot überstreifte - auch wenn er es am folgenden Tag wieder abgeben musste.

Doch auch im ferneren Ausland und war der Jubel groß. Als der Kolumbianer Victor Hugo Pena das gelbe Trikot ergatterte, meldete sich sogleich sein Präsident Alvaro Uribe Velez zur Gratulation auf seinem Handy. Ähnlich erging es dem Kasachen Alexander Winokurow nach seinem Etappensieg. «Alle Leute in Kasachstan schauen Eurosport», sagte er.

Doch alle, ob Amerikaner, Spanier oder Franzosen, können sich in ihrer Begeisterung nur schlecht bremsen: sie laufen dicht neben den Fahrern her, gießen ihnen wohlmeinend Wasser über das Trikot, schwenken ihnen Fahnen ins Gesicht und bringen sie gelegentlich unabsichtlich zu Fall, wie diesmal Lance Armstrong mit einer Stofftasche, die sich in seinem Lenkrad verfangen hatte. Dass anschließend Ullrich auf seinen härtesten Widersacher gewartet hatte, brachte ihm viele Sympathiepunkte - und er trug damit erheblich zum diesjährigen Tour-Fieber bei.


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