Berlin (dpa) - Die geplante Abwicklung des im Moment zahlungsunfähigen Coast-Teams gestaltet sich schwieriger als von einigen erwartet. Außerdem gibt sich der umstrittene Coast-Chef Günther Dahms noch nicht geschlagen und präsentierte einen Co-Sponsor.
Co-Sponsor «Vitamehr» verspricht eine Millionen-Summe. Auf der anderen Seite wollen der italienische Fahrradhersteller Bianchi und die neue Firma des Ullrich-Betreuers Rudy Pevenage die Coast- Lizenz, die zur Zeit wegen der Sperre durch den Weltverband ruht, übernehmen.
Trotz zahlreicher Aktivitäten hinter den Kulissen bleiben die Fahrer um ihren Kapitän Jan Ullrich vorerst trotzdem weiter zur Untätigkeit verurteilt. «An der Aufrechterhaltung der Coast-Sperre hat sich nichts geändert. Falls es neue Geldgeber gibt, müssten wir natürlich genau prüfen, ob sie die Fahrer-Gehälter bis zu Jahresende auch wirklich garantieren können», sagte am Dienstag Enrico Carpani, Sprecher des Weltverbandes UCI.
«In Übereinstimmung mit den Geldgebern Bianchi, Medion und 02 wurde festgestellt, dass weiterhin uneingeschränktes Interesse an einem Erhalt und einer Zusammenarbeit mit dem Rennstall des Tour-de- France-Siegers Jan Ullrich besteht. Zur Rettung des Teams Coast stellte Vitamehr eine siebenstellige Summe in Aussicht», hieß es in einer Pressemitteilung des in den Niederlanden sitzenden Unternehmens für Vitaminprodukte. Allerdings hatte sich Ullrich bereits («die Grenze des Zumutbaren ist überschritten») von Dahms und Coast losgesagt.
Die Frist der Insolvenzprüfung bei der Coast-Betreiber- Gesellschaft RSM, von der die Fahrer bis März bezahlt wurden, laufe aus, bestätigte ein Dahms-Sprecher. Das Finanzamt Wesel fordert von der Radsport und Service-Marketing-Firma nach Worten des Sprechers die Begleichung von Steuerschulden in Höhe von 190 000 Euro. Pevenage will mit dem Ex-Profi Jacques Hanegraaf (Niederlande) mit der gemeinsamen Firma an die Stelle von RSM treten.
Olaf Ludwig gab als Mitglied des Vertragssport-Gremiums CCP, das eventuell über die Übernahme der Coast-Lizenz entscheiden wird, zu bedenken: «Das könnte zu einem Präzedenzfall werden. Die Frage ist, ob ein neues Team ohne Einwilligung des alten Besitzers von neuen Betreibern übernommen werden darf und dadurch alle Rechte, also auch das des Tour de France-Starts, erhält.»
Nach Meinung des Telekom-Sprechers Ludwig könnte diese Klärung «noch einige Zeit in Anspruch nehmen», aber es sei klar, dass spätestens bis zum Beginn der Deutschland-Tour am 3. Juni das Startrecht für die Coast-Fahrer wieder vorhanden sein muss. Möglich wäre laut Ludwig auch, dass das neue Team mit in den Topf der Tour-Wild-Cards wandern würde. Am 19. Mai will das Direktorium in Paris die letzten vier Starter benennen.
Coast war neben Gerolsteiner und Telekom auf Grund seines Weltranglisten-Status bereits seit vergangenem Oktober offiziell startberechtigt. Tour-Chef Jean-Marie Leblanc hat mehrfach klargemacht, dass er ab 5. Juli sehr interessiert an einem Ullrich-Start bei der 100. Geburtstags-Tour wäre.