Leipzig (dpa) - Der Internationale Radsport-Verband (UCI) hat
wegen der Lungenkrankheit SARS die Bahn-Weltmeisterschaften im chinesischen
Shenzhen vom 30. Juli bis 3. August abgesagt und sucht nun einen neuen
Austragungsort.
«Wir haben eine verantwortungsbewusste Entscheidung getroffen,
deren Gründe die Chinesen akzeptiert haben. Sie haben eingesehen, dass wir die
Titelkämpfe räumlich verlegen mussten», erklärte der australische UCI-Vizepräsident
Ray Godkin laut einer Pressemitteilung des Australischen Radsport-Verbandes.
In der nächsten Woche soll der neue Ort und der Termin der WM
bekannt gegeben werden. Die Wettkämpfe sollen dabei möglichst zum gleichen
Zeitpunkt wie geplant stattfinden, auf jeden Fall aber vor den Wettbewerben der
Junioren, die am 20. August in Moskau beginnen.
Die bei der WM im vergangenen Jahr in Dänemark mit vier Gold-,
fünf Silber- und vier Bronzemedaillen dekorierten Australier machen sich mit
der Olympia-Stadt Sydney ebenso Hoffnung als Ersatz-Ausrichter wie Stuttgart und
Berlin. «Wir haben ein Angebot gemacht, dass die WM in Deutschland durchgeführt
werden kann. Stuttgart hat Interesse gezeigt, aber auch Berlin», sagte der
Sportdirektor des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), Burkhard Bremer. Bordeaux
und Manchester rechnen sich zudem Chancen aus. Zuvor hatten Deutschland,
Australien und Frankreich mit einem Startverzicht gedroht, sollte die WM in
Shenzen über die Bühne gehen.
China, das mit Peking 2008 die Olympischen Spiele ausrichtet, könnte
laut UCI-Vize Godkin eventuell 2007 Gastgeber der Bahnrad-WM sein. Es sei aber
eher wahrscheinlich, dass sie in diesem Falle in Peking als Olympia-Test
stattfinden würde und nicht notwendigerweise in Shenzen, erklärte er weiter.
Dort wurde eigens für die geplante WM ein Velodrom für umgerechnet rund 28
Millionen Euro errichtet.
Shenzen liegt in der Provinz Guangdong, für die die
Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits am 2. April eine Reisewarnung
ausgesprochen hatte. Mit bislang mehr als 180 Toten und über 3000 Infizierten
ist China am gravierendsten von dem Schweren Akuten Atemwegssyndrom (SARS)
betroffen. Vor einer möglichen Absage steht auch die Frauen-Fußball-WM (23.
September bis 11. Oktober). Für den Mai sind bereits alle nationalen und
internationalen Wettkämpfe abgesagt worden.