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04.12.1998 08:59
Auch das TVM Team des Dopings überführt
Acht von neun Radprofis des niederländischen TVM-Teams, die bei der Tour de France im Einsatz waren, sind des Dopings überführt worden. Analyse-Ergebnisse von Haar-, Blut- und Urin-Proben, die die Untersuchungs-Behörden in Reims bekanntgegeben haben, belegen das. Ebenfalls acht von neun Festina-Fahrern hatte Ermittlungsrichter Patrick Keil in Lille am Dienstag überführt. Allerdings leugnet ein Großteil der erwischten Profis, verbotene Medikamente eingenommen zu haben. Die seit der Tour in Frankreich festgehaltenen Cees Priem, bisheriger sportlicher Leiter, Masseur Jan Moors und Team-Arzt Andrej Michailow durften das Land am Freitag abend verlassen. Die TVM-Mannschaft mit den Niederländern Jeroen Blijlevens (Bild), Bart Voskampf, Servais Knaven und Tristan Hoffman, den Belgiern Hendrik van Dijck und Peter van Petegem, dem Schweden Michael Lafis und dem Ukrainer Sergej Utschakow war von Untersuchungsrichterin Odile Madrolle nach Reims zitiert worden. Nach einer sechsstündigen Anhörung gab sich Tour-Etappensieger Blijlevens einsilbig: "Sie haben uns die Analyse-Ergebnisse mitgeteilt und die gleichen Fragen gestellt wie im August. Wir sind uns keiner Schuld bewußt." Den Testergebnissen zufolge sei bei vier Fahrern das Blut-Dopingmittel Erythropoietin (EPO) festgestellt worden, einem von ihnen konnten zusätzlich noch Amphetamin- und Cannabis-Spuren nachgewiesen werden. Bei den restlichen Fahrern wurden Bestandteile von Corticoiden festgestellt. In derselben Angelegenheit war bereits am Montag der Franzose Laurent Roux in Cahors vernommen worden. Zum Nachweis von EPO-Gebrauch wird in Frankreich ein neues Verfahren herangezogen, das nach Meinung des Telekom-Mannschaftsarztes Lothar Heinrich (Freiburg) "wissenschaftlich nicht haltbar" ist. Die "Affäre TVM" hatte am 9. März in der Nähe von Reims mit der Beschlagnahmung von 104 Ampullen EPO begonnen, die von französischen Zöllnern in einem TVM-Mannschaftsauto gefunden worden waren. Während der Tour waren wiederum in Mannschaftswagen und im Teamhotel in Pamiers in Südwest-Frankreich weitere verbotene Mittel sichergestellt worden. Das TVM-Team war daraufhin nach einem Etappenaufenthalt in der Schweiz zu den restlichen Teilstücken der Tour innerhalb Frankreichs nicht mehr angetreten, nachdem die Fahrer vorher von der Polizei vernommen worden waren. Priem und Moors, die die Umgebung von Reims nicht verlassen durften, erhielten am Freitag abend ihre Reisefreiheit. Sie fuhren sofort in die Niederlande. Teamarzt Michailow, seit dem 27. Juli in Chalons-en-Champagne in Haft, kam nach zähen Verhandlungen gegen Zahlung einer Kaution in unbekannter Höhze frei und durfte Priem und Moors begleiten. Das Trio mußte sich aber verpflichten, bei Prozeßbeginn nach Reims zurückzukehren. Sie müssen mit einer Anklage wegen des verbotenen Besitzes, Transportes und der Verteilung von Doping-Mitteln rechnen. Michailow hatte immer behauptet, die gefundenen EPO-Dosen seien für leukämiekranke Kinder in Rußland bestimmt. Der ehemalige Festina-Kapitän Richard Virenque, 1997 hinter Jan Ullrich (Merdingen) Tour-Zweiter in Paris und viermal als bester Bergfahrer ausgezeichnet, leugnet weiter, obwohl die Fakten auch gegen ihn sprechen. Eine mögliche Sperre gegen den Franzosen steht ebenso noch aus wie gegen die TVM-Fahrer. Eine Weiterbeschäftigung als Radprofi steht für Virenque allerdings in den Sternen. Am Donnerstag meldete die "L'Equipe", daß die italienischen Interessenten Mapei und Polti von einer ins Auge gefaßten Verpflichtung des 29jährigen absehen wollen. Womöglich kehrt Virenque doch reumütig zu Festina zurück und akzeptiert ein deutlich geschrumpftes Einkommen und eine Ethik-Charta, die medizinische Manipulationen ausschließt. Mögliche Sperren könnten aber dafür sorgen, daß der einstige Radsport-Liebling der Franzosen 1999 nicht fahren darf.
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