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Rudolf Scharping. Foto: rad-net
06.03.2009 15:53
BDR-Präsidium: «Unwahrheit schädigt den Radsport»

Frankfurt (rad-net) - In einem Schreiben an die Präsidenten der Landesverbände sowie die Mitglieder des Präsidiums des Bund Deutscher Radfahrer (BDR) hat sich BDR-Präsident Rudolf Scharping jetzt erstmals auch selbst in den von einer Opposition um Dieter Kühnle entfachten Wahlkampf um das Präsidentenamt im nationalen Radsportverband eingeschaltet. Dabei hat der ehemalige Bundesverteidigungsminister die Vorwürfe des ehemaligen BDR-Vizepräsidenten Kühnle zurückgewiesen und scharf kritisiert und auch Kritik an den Äußerungen aus dem Umfeld von Hanka Kupfernagel sowie von Sabine Spitz zurückgewiesen. Ähnlich äußerte sich in einer offiziellen Stellungnahme auch das Präsidium des Verbandes.

«Für Schlammschlachten in der Öffentlichkeit stehe ich nicht zur Verfügung», so Scharping. Es werde behauptet, er habe Sabine Spitz nicht zur Goldmedaille gratuliert. «Das ist falsch, die erste Gratulation kam sofort nach dem Sieg durch Sportdirektor Burckhard Bremer, eine zweite per SMS von mir, da ich nicht mehr vor Ort war und die dritte Gratulation kam als Urkunde. Und ein mir geworbener Sponsor hat die Medaille mit einem beachtlichen Betrag zusätzlich honoriert», so Scharping. Richtig sei leider auch, dass der Scheck an Sabine Spitz nicht persönlich überreicht werden konnte, da sie keine Zeit hatte.

Die Kritik an der Behandlung Hanka Kupfernagels wies Scharping in seinem Schreiben ebenso zurück. «Richtig ist aber, dass der Präsident des BDR und der Sportdirektor mit dem Bundestrainer mehrfach gesprochen haben, um Hanka Kupfernagel trotz fehlender Zugehörigkeit zum A-Kader die notwendigen Einsätze in der Nationalmannschaft zu ermöglichen. Richtig ist auch, dass der BDR Hanka Kupfernagel als einziger Sportlerin eine frühzeitige Besichtigung der Olympiastrecken in Peking bezuschusst haben», so Scharping.

Die Kritik von Seiten der Opposition bezüglich neuer Sponsoren wies der BDR-Präsident ebenso zurück. Zwischen 2006 und 2008 hätten allein neue Sponsoren «brutto 1.695.000,00 Euro an den BDR und seine Maßnahmen geleistet». Mit dieser Summe sei der Rückzug anderer Sponsoren sogar mehr als ausgeglichen worden. «Alle diese Mittel wurden ausschließlich über die Kontakte des Präsidenten gewonnen. Der für Marketing zuständige und später zurückgetretene Vizepräsident hat nichts dazu beigetragen», so Scharping. Der jetzige Oppositionsführer Dieter Kühnle war von März 2003 bis August 2007 Vizepräsident für Marketing und Öffentlichkeitsarbeit im BDR.

Scharping fordert in seinem Schreiben einen stärkeren Zusammenhalt innerhalb des Radsports. «Wir haben Unterstützung von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA), vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) und unser Anti-Doping-Programm wird ausdrücklich von der Deutschen Sportjugend im DOSB als vorbildlich gelobt. Aber nun wird aus den Reihen des BDR heraus von einigen wenigen behauptet, unser Kampf gegen Doping sei nicht konsequent. Das ist die Unwahrheit und es schädigt den Radsport», so Scharping weiter. «In diesem Jahr werden wir dank der ständigen öffentlichen Debatten kaum mit neuen wirtschaftlichen Partnern rechnen können. Die ständigen öffentlichen Behauptungen, dass der BDR seinen Kampf gegen Doping nicht konsequent genug führen würde, haben jetzt schon dazu geführt, dass zwei mögliche Partner die laufenden Gespräche vorläufig gestoppt haben.»

Es sei mit einer ausführlichen Dokumentation der Maßnahmen gegen Doping gelungen, den Sportausschuss des Deutschen Bundestages zu überzeugen. «Die öffentlichen Mittel wurden weder gekürzt noch gar gestrichen oder gesperrt. Das war ein großer Erfolg und für den BDR lebenswichtig», so der BDR-Präsident. Die folgenden öffentlichen Zweifel aus den eigenen Reihen seien unverantwortlich und entgegen allen Tatsachen. «Man kann mit einigen Gründen sagen, dass die Kommunikation im BDR noch besser werden muss – trotz mancher Fortschritte«, so Scharping.

Ausdrücklich warf er auch seiner Opposition um Dieter Kühnle und den vorgesehenen Spitzenkandidaten eine tendenziöse Vorgehensweise vor: «Wieso wird seit Monaten außerhalb der Gremien des BDR und seiner Vereine oder Landesverbände eine Aktion vorbereitet? Wieso wird verschwiegen, dass sich im Ausdauerbereich des Bahnradsports BDR-Sportler nicht an den Olympischen Spielen beteiligen konnte, weil einige wenige mehr auf Sechs-Tage-Rennen geschaut haben als auf die Qualifikation? Wieso werden die Ergebnisse einer sehr ausführlichen Fachkonferenz vom Juni 2008 verschwiegen, an der sich auch heutige Kritiker beteiligt hatten?»

Ausdrücklich stellte sich Scharping in seinem Schreiben nochmals vor die Mitarbeiter des Verbandes: «Ich dachte immer, im Sport versucht man, die möglichen Fehler seiner Mitstreiter auszugleichen anstatt sie auszunutzen. Ich empfinde es deshalb als - vielleicht ungewollt - schäbig, wenn in Interviews gesagt wird, es werde bei unseren Mitarbeitern einen gewissen Austausch geben», so der oberste deutsche Radfahrer.

Ähnlich offensiv verteidigte er auch die Vorgehensweise des Verbandes in Personalfragen. «Wer mit Fakten belastet war oder ist, hat seine Funktionen sofort verloren. Gerüchten wurden nachgegangen, übler Nachrede – wie gegen einen unserer Vizepräsidenten – haben wir nicht nachgegeben. Ich wiederhole, was ich beim Sportausschuss gesagt hatte: Wir betreiben Dopingbekämpfung, aber keine Existenzvernichtung», so Scharping.

Die sportliche Bilanz werde allerdings fast vollständig verdeckt durch Debatten zum Thema Doping im Straßenradsport. «Es ist ein Zeichen für den Respekt gegenüber sportlichen Leistungen, dass wir diese auch anerkennen», so Scharping. Dabei verwies er auf die Erfolge unter anderem im Hallenradsport, im Bahn-Weltcup, im Cross oder im Mountainbike-Bereich. «Leider schmeckt bei den Mountainbikern einigen Männern unsere konsequente Haltung in Dopingfragen auch hinsichtlich der Meldepflichten offenbar nicht.»

 

 

BDR-Präsidium nimmt Stellung - BDR-Pressemitteilung im Wortlaut:


In den zum Teil öffentlich und nicht immer sachlich geführten Diskussionen um die Wahl des Präsidenten des BDR, die am 21. März in Leipzig ansteht, möchte das Präsidium des BDR einiges klar stellen:

1. Zwischen 2006 und 2008 haben neue Sponsoren einen Beitrag von 1.695.000 Millionen Euro an den BDR geleistet, wovon ein Großteil in die sportliche Weiterentwicklung investiert wurde. All diese Mittel wurden ausschließlich über die Kontakte des Präsidenten gewonnen. Die öffentlichen Behauptungen, das Gewinnen von Sponsoren sei eine „Luftnummer“ gewesen, sind falsch.

2. Die ständigen Behauptungen, der BDR habe seinen Kampf gegen Doping nicht konsequent geführt, hatten zur Folge, dass zwei mögliche Partner wegen der jüngsten Debatten die laufenden Gespräche vorläufig gestoppt haben.

3. Mit einer sehr ausführlichen Dokumentation über seine Maßnahmen gegen Doping konnte der BDR den Sportausschuss des Deutschen Bundestages überzeugen, so dass öffentliche Mittel weder gekürzt noch gesperrt wurden. Das war ein großer Erfolg und für den BDR lebenswichtig. Es ist absolut unwahr, dass der Kampf des BDR gegen Doping nicht konsequent sei und gefährdet die Existenz des Verbandes.

Das Anti-Doping-Programm des Verbandes wurde ausdrücklich vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB), der Deutschen Sportjugend und der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) gelobt.

4. Es wird öffentlich behauptet, der Präsident habe Sabine Spitz nicht zur Goldmedaille gratuliert. Das ist falsch; die erste Gratulation kam sofort nach dem Sieg, übermittelt durch Sportdirektor Burckhard Bremer, da Rudolf Scharping zum Zeitpunkt des Sieges nicht mehr in Peking weilte. Die zweite Gratulation erfolgte per SMS, die dritte kam als Urkunde. Und ein vom Präsidenten geworbener Sponsor hat die Medaille mit einem beachtlichen Betrag zusätzlich „honoriert“. Richtig ist leider auch, dass der Scheck an Sabine Spitz nicht persönlich überreicht werden konnte (sie hatte dafür bedauerlicherweise keine Zeit, was den Sponsor nicht gefreut hat).

5. Es wird öffentlich behauptet, mit Hanka Kupfernagel sei nicht gut kommuniziert worden. Richtig ist aber, dass der Präsident des BDR und der Sportdirektor mit dem Bundestrainer mehrfach gesprochen haben, um Hanka Kupfernagel (trotz fehlender Zugehörigkeit zum A-Kader im Jahr 2007) die notwendigen Einsätze in der Nationalmannschaft zu ermöglichen. Richtig ist auch, dass der BDR Hanka Kupfernagel als einziger Sportlerin (wegen ihres WM-Sieges im Einzelzeitfahren 2007) eine Besichtigung der Olympiastrecken bezuschusst hat.



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