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Christian Pfannberger fährt 2006 bei der Österreich-Rundfahrt.
10.08.2007 13:51
D-Tour: Anti-Doping-Kampf mit Krimi-Elementen

Saarbrücken (dpa) - Längst bietet der Anti-Doping-Kampf im Radsport auch Krimi-Elemente. Die in Saarbrücken gestartete Deutschland-Tour fuhr diesbezüglich in eine neue Dimension.

Das österreichische Zweitliga-Team Elk Haus Simplon mit dem aktenkundigen Landesmeister Christian Pfannberger ist mit einer Einstweiligen Verfügung des Landgerichts Hamburg an den Start gerollt. Die Veranstalter, die die Gäste eingeladen hatten, weil Sölden in Tirol ein wichtiger Sponsor der um finanzielle Unterstützung kämpfenden Rundfahrt ist, wollen Elk Haus jetzt so schnell wie möglich wieder loswerden. «Wir haben unsererseits gegen die Gerichtsentscheidung Einspruch eingelegt», sagte D-Tour- Direktor Kai Rapp, der von einem problemloseren Start geträumt hatte. Das Hamburger Landgericht setzte die Verhandlung für den 15. August an.

Elk-Haus-Teamchef Harald Wisiak, dessen Fahrer den Termin zur Unterschrift unter die geforderte Anti-Doping-Selbstverpflichtung aller Starter verpasst hatten und deshalb inzwischen unerwünscht sind, versteht die Organisatoren nicht: «Wir hätten auch hier die Erklärung unterschreiben können und außerdem sieht eine UCI-Regel vor, einen Ausschluss 30 Tage vor Rennbeginn mitzuteilen. Das ist nicht geschehen.» Wisiak hofft, mit seinem umstrittenen Team wenigstens noch bis Österreich zu kommen, wo die D-Tour am 14. August zum ersten Mal Station in Sölden macht: «Ich kenne nicht die Fristen, die bei Einsprüchen bei Gericht gelten.» Elk Haus-Star Pfannberger hatte im vergangenen Jahr eine zweijährige Doping-Sperre (Testosteron) abgesessen.

Unter Einfluss der gerade beendeten Tour de France und auf Forderung der übertragenden ARD hatte die mit einem Fünf-Millionen-Euro-Etat operierende Deutschland-Tour ein strenges Anti-Doping-Programm ohne Gleichen aufgelegt. Doch die im Vorfeld eingesetzten «Profiler» versagten zumindest in einem Fall: Der italienische Profi Ricardo Ricco vom Team Saunier Duval, der beim Giro d'Italia mit auffälligen Testosteronwerten aufgefallen war, darf fahren. Auch sein Team-Kollege Leonardo Piepoli stand auf der Starterliste, wurde aber im letzten Augenblick gestrichen - gegen den Italiener ermittelt die Radsport-Verband seines Landes. David Millar, der sich nach seiner abgesessenen Sperre im Vorjahr wegen EPO-Dopings zum engagierten Anti-Doping-Aktivisten gewandelt zu haben scheint, verlässt Saunier Duval zum Saisonende aus Protest gegen den angeblich nicht ernst genug genommen Kampf gegen Manipulationen.

Der Druck der Veranstalter auf betrugsbereite Profis und deren Umfeld wurde weiter erhöht. Bereits im Vorfeld der Deutschland-Tour, die nach der Chaos-Tour durch Frankreich am seidenen Faden hing, waren in den zwei Tagen vor dem Start 30 Blut-Kontrollen vorgenommen worden. Bei der Hälfte der Teams - das Los entscheidet - sollen Blut-Screenings über eventuelle Unregelmäßigkeiten bei den Fahrern Aufschluss geben. Außerdem wird laut Rapp ein neuartiger Test auf das männliche Hormon Testosteron angewendet und die Zahl der Urin-Kontrollen nach jeder Etappe von vier auf sechs erhöht. Testosteron ist seit langem ein «Renner» unter Dopern. Zuletzt wurde darauf Patrik Sinkewitz von T-Mobile positiv getestet, im direkten Anschluss an die Tour de France 2006 auch deren formaler Sieger Floyd Landis.

Die «Chaperon»-Methode soll bei der Deutschland-Tour dafür sorgen, dass die zur Doping-Kontrolle ausgelosten Fahrer nach der Zieldurchfahrt bis zum Test in einem Wohnmobil im Zielbereich ständig begleitet werden, um Manipulationen auszuschließen. Bei diesem System hatte es bei der Tour de France erhebliche Lücken gegeben. 12 Begleiter sind im Einsatz, eine vierköpfiges «Steuerungsgruppe» soll die Anti-Doping-Aktivitäten in den nächsten neun Tagen koordinieren. Dem Gremium stehen die neue Anti-Doping-Beauftragte des Weltverbandes UCI, Anne Gripper, und Verbandspräsident Rudolf Scharping - zur Zeit in Urlaub - vor.


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