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Der Spanier Alberto Contador ist der neue Gesamtführende bei der Tour de France.
27.07.2007 12:47
Pressestimmen zum Doping-Skandal im Radsport

Hamburg (dpa) - Auch einen Tag nach dem Rauswurf von Michael Rasmussen ist Doping noch vorherrschendes Thema in den Presseberichten zur Tour de France. Die Deutsche Presse Agentur (dpa) dokumentiert einige Stimmen.

SPANIEN:

«As»: «Contador ist das neue Gesicht der Tour. Es handelt sich nicht um eine Nachfolge, sondern um einen Regimewechsel. Dieses Detail ist wichtig, es brechen nämlich neue Zeiten an. Dem Radsport geht es schlecht, aber nun geht es ihm ein bisschen besser, denn es gibt einen Verdächtigen weniger. Außerdem sollte man den Betrügern nicht nachtrauern.»

«Marca»: «Contadors wirklicher Feind sind die Tour-Organisation und die Medienmeute rundherum. Nach dem Rauswurf von Rasmussen suchen die Raubtiere ein neues Opfer. Wegen seiner Unerfahrenheit, seiner Jugend und vor allem, weil er nun führt, ist Contador der Auserwählte.»

«El País»: «Der Radsport läuft Gefahr, seine Eigenschaft als Sport zu verlieren und sich in eine Serie von Dopingskandalen zu verwandeln. Es scheint jedoch vernünftiger, weniger katastrophisch zu denken. Das einzige Rezept, um das Vertrauen der Fans zurückzugewinnen, ist die rigorose Anwendung der Antidoping-Normen, egal wen es trifft.»

FRANKREICH:

«Libération»: «Mit Geheul auf das Hühnchen. Nach dem Ausschluss des Gelben Trikots "Chicken" Rasmussen herrscht allgemeine Erleichterung. Ein mehr als vorhersehbares Possenspiel: Die Statistiken der Leistungen der Fahrer zeigen die Evidenz des Dopings.»

«Les Dernières Nouvelles d'Alsace»: «Schluss mit den morbiden Todesanzeigen. Die Tour ist nicht tot. Nach Jahren homöopathischer Behandlungen, die sie anscheinend nicht von ihren Drogen befreite, erfolgte jetzt ein radikaler chirurgischer Eingriff. Dies wird eine Wende bringen, da der schlimme Tumor endlich entfernt wurde. (...) Die Tour kann es sich leisten, ihre Könige zu köpfen, wenn letztere sie verhöhnen. Helden bringt sie jedes Jahr hervor. Ihre Leistungen rufen Bewunderung hervor, ihre Schwächen auch. Sie kann sich also von der Disqualifizierung der Mogler, die sie zu einem Wettbewerb für Bioman machte, erholen.»

«Le Parisien»: «Man hat Rasmussen verjagt, aber nicht die Zweifel. Nach dem Rückzug von Michael Rasmussen und der Cofidis-Truppe scheint wieder Ruhe ins Rennen eingekehrt zu sein.»

ITALIEN:

«La Gazzetta dello Sport»: «Die Tour steht unter Schock, ist aber überzeugt, auf dem richtigen Weg zu sein. Forza Tour gibt nicht auf! Wenn keiner mehr auf der Straße der Heuchler unterwegs ist, kommt der Moment der Wiederauferstehung. Auch Sarkozy applaudiert der angeschlagenen Tour, die weiter kämpft.»

«Tuttosport»: «Tour und Doping. Rasmussen ist weg, die Polemik bleibt.»

«Corriere della Sera»: «Eine Farce.»

«La Repubblica»: «Frankreich und ein sterbender Sport, aber die Radprofis können ihn retten.»

«L'Unità»: «Es gab einmal einen Sport.»

«Il Tirreno»: «So stirbt der Radsport.»

GROSSBRITANNIEN:

«The Guardian»: «Das Verhör des Führenden geht weiter. Willkommen zum gelben Trikot der Tour de France - für viele längst nicht mehr der goldene Stoff sondern das Kleid der Schuld.»

«The Times»: «Es bleibt eine letzte Ironie bei dieser absurden Tour. Der ursprüngliche Kapitän von Discovery Channel war nicht Contador sondern Ivan Basso, der wegen "versuchten Dopings" fallen gelassen wurde. Jetzt hat Contador Bassos Rolle geerbt und wird sicher die Tour gewinnen - dank der Erniedrigung eines Fahrers, der wie Basso ein zu großes Risiko geworden war.»

«Daily Telegraph»: «Trotz der Rufe nach einem Aus der Tour de France wegen der Drogenskandale möchte Londons Bürgermeister Ken Livingstone, dass die Tour 2013 oder 2014 nach London zurückkehrt. Er wird dabei von der nationalen Anti-Dopingagentur UK Sport unterstützt.»

NIEDERLANDE:

«De Volkskrant»: «Die Tour steckt in einer tiefen, existenziellen Krise.»

BELGIEN:

«De Standaard»: «Als der Traum zum Albtraum wurde. Michael Rasmussen, der ehemalige Träger des Gelben Trikots, hat ein Mal zu viel gelogen. Mittwochabend verschwand er wie ein Dieb in der Nacht, um vielleicht nie mehr zurückzukehren in die Radsportwelt. Sein Rabobank-Team blieb in einer Tour, wo es nichts mehr zu suchen hat»

«De Morgen»: «Das Gelbe Trikot hat die Tour verlassen. (...) Die Tour holt erleichtert Luft.»

SCHWEIZ:

«Basler Zeitung»: «Das Totenglöcklein bimmelt. Die Tour de France in Schocktherapie: Nach der Nacht-und-Nebel-Aktion mit dem Rauswurf von Michael Rasmussen kämpft der Radsportklassiker ums Überleben.»

«Neue Zürcher Zeitung»: «Michael Rasmussen, das dänische Ärgernis, hat das Land verlassen, Frankreich jubiliert. Nein, die Suspension des Tour-Leaders gründet nicht in einer positiven Dopingprobe, sondern in einem über Jahre erschaffenen Gebilde von Lügen. (...) Die Lüge ist Alltag im Radsport - sie ist die Basis der Fähigkeit, Dopingvergehen während Jahren abzustreiten.»

«Tages-Anzeiger» (Zürich): «Der Radsport windet sich am Boden - wie ein Fußballer nach einem Foul oder auch nur nach einer Schwalbe. Doch statt dass Pfleger auf den Platz stürmen und die flinken Männlein mit der Bahre kommen, versetzt ihm jeder, der bewusst oder zufällig vorbeigeht, noch schnell einen Tritt.»


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