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Jörg Jaksche vor der Tour de France «in Zivil».
23.11.2006 10:55
Jaksche leugnet und will weitermachen

Berlin (dpa) - Jörg Jaksche hat in den vergangenen sechs Monaten nach eigenem Bekunden «die Hölle durchlebt». Doch dank weiter laufender Bezüge war die Situation für den unter Dopingverdacht stehenden Radprofi - trotz erzwungenen beruflichen Stillstands und Droh-Mails - einigermaßen erträglich.

«Ich werde weiter von Manolo Saiz' Betreibergesellschaft 'Active Bay' bezahlt, erhalte jeden Monat pünktlich mein Geld und werde versuchen, den 2007 endenden Vertrag zu erfüllen», sagte der bei Kitzbühel lebende Jaksche, neben Jan Ullrich der zweite deutsche Radprofi, dem Kontakte zum Doping-Netzwerk des spanischen Mediziners Eufemiano Fuentes nachgesagt werden.

Die Indizien sprechen wie im Parallel-Fall eindeutig gegen Jaksche, der anders als viele freischaffende Berufskollegen einen Angestellten-Status geltend machen kann. Der 30-Jährige bleibt dabei: «Ich kenne Fuentes, hatte aber keine Kontakte zu ihm, die mit Doping zu tun hatten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es von mir - wie behauptet - kompromittierende Video-Aufzeichnungen von Besuchen bei Fuentes gibt. Die Akten der Guardia Civil sind nicht die Bibel.»

Inzwischen hat der Arztsohn aus Ansbach in den Tiroler Alpen wieder mit dem Training begonnen und hofft, auch bald wieder in seinem Metier tätig sein zu dürfen. «Der Österreichische Verband wird vorläufig - bis verwertbare Erkenntnisse der spanischen Ermittlungsbehörden vorliegen - kein Verfahren gegen ihn einleiten», erklärte sein Anwalt Michael Lehner. «Jaksche könnte im Moment wie Ivan Basso weiter fahren, wenn sein Team zusammenbleibt. Wenn es auseinander bricht, könnte er ein Problem haben, ein neues zu finden.»

Die Zukunft des Franken ist ungewiss, entsprechend zurückhaltend äußerte er sich: «Ich würde gerne weitermachen, die Rennen und das Ambiente fehlen mir, obwohl ich mich zuletzt oft fragte: Ist das noch dein Beruf?» Das Schicksal seines früheren Teamchefs Manolo Saiz bestimmt maßgeblich den Fortgang seines Falls. Der ehemalige Team- Kollege von Ullrich setzt alles auf einen der fünf Hauptangeklagten der spanischen Doping-Affäre, der im Mai beim vermutlichen Drogenkauf ertappt wurde und nur nach Kautions-Zahlung auf freiem Fuß ist.

Aber so brenzlig die Lage für Saiz auch sein mag: Der von der spanischen Justiz Verfolgte ist trotz seiner Verstrickungen weiter im Besitz der ProTour-Lizenz. Zudem hält seine Firma «Active Bay» weiter die Rechte an den 30 Fahrern des einstigen Liberty-Seguros-Stalls, dessen Sponsor sich längst zurückgezogen hat. Saiz ist damit auch weiter offiziell der Chef des aktuellen Gewinners der Spanien- Rundfahrt, Alexander Winokurow, der sich längst von ihm lossagte und für Astana fährt. Das im Juli kurzfristig aus dem Boden gestampfte kasachische Team war dennoch bisher mit Saiz-Lizenz unterwegs.

Die Astana-Macher Marc Biver und Tony Rominger aus der Schweiz hoffen für 2007 händeringend auf eine Änderung der Rahmenbedingungen. Der Weltverband UCI hat noch nicht entschieden, ob die ProTour- Fahrerlaubnis für den mutmaßlichen Straftäter Saiz weiter Bestand haben wird. «Bis Ende des Monats wird es dazu eine Entscheidung der Lizenzkommission geben. Saiz muss ein Budget, eine Team-Struktur, Fahrer und einen Sponsor nachweisen», erklärte UCI-Sprecher Enrico Carpani.


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