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Linus Gerdemann (L) spricht bei einer Pressekonferenz vor der Deutschland-Tour.
01.08.2006 11:20
Gerdemann: «Einige Kollegen nicht ganz dicht»

Düsseldorf (dpa) - Anders als offenbar seinem Team-Kollegen Patrik Sinkewitz ist Linus Gerdemann das Thema Doping nicht sichtbar lästig. Der Radprofi äußerte sich einen Tag vor Beginn der Deutschland-Tour in Düsseldorf ruhig und sachlich zu brennenden Fragen rund um das Problem.

«Ich werde den Kopf nicht in den Sand stecken und gegen den Generalverdacht im Radsport ankämpfen», sagte Gerdemann. Als neuer Hoffnungsträger im T-Mobile-Team ist er viel früher als erwartet in die Rolle eines Topfahrers in der Bonner Mannschaft gerückt.

«Ich habe mich sehr geärgert, als ich vom Landis-Doping erfuhr. Da macht man seine tägliche Arbeit, schuftet und fährt und trotzdem wird man verdächtigt», sagte Gerdemann und hielt Teilen der Konkurrenz vor: «Einige Kollegen müssen nicht ganz dicht sein.» Sinkewitz wollte vor einer eindeutigen Stellungnahme zum Dopingfall um Tour-de-France-Sieger Floyd Landis «erst einmal die B-Probe» des Amerikaners abwarten.

Gerdemann, der im Vorjahr Hals über Kopf von CSC zu T-Mobile wechselte, war während der Frankreich-Rundfahrt auch in schiefes Licht geraten. Erstmals wurde offen darüber gesprochen, dass er auch einer der Kunden des umstrittenen Ullrich-Arztes und Trainings-Analytikers Luigi Cecchini war. Wie von der Teamleitung gewünscht, beendete Gerdemann die Kooperation. «Ich wollte keinen Anlass zu Spekulationen geben und habe die Zusammenarbeit aus Imagegründen beendet», sagte Gerdemann, der die Trainings-Methodik des Italieners ausdrücklich lobte: «Es wird schwer, einen neuen, ebenso guten zu finden.»

Bei der Deutschland-Tour rechnet sich Gerdemann, der bei der Tour de Suisse im Juni mit etwas mehr Wohlwollen des damaligen Kapitäns Jan Ullrich leicht einmal ins Gelbe Trikot hätte fahren können, Erfolgschancen aus. «Der Sieg ist keine Pflicht, sicher aber in erreichbarer Nähe», sagte der 23-Jährige, der zusammen mit dem Tour-de-France-erprobten Sinkewitz bei den Bonnern in der Verantwortung steht.

Zunächst sieht sich Gerdemann jedoch in der Helferrolle für seinen Team-Kollegen, der bereits die Ausgabe 2004 gewann. «Wenn Patrik hier die Kapitänsrolle annimmt und sich gut fühlt, habe ich keine Probleme, für ihn zu fahren.» Nach der Tour de Suisse, die er als Siebter beendete, fuhr Gerdemann nur die Sachsentour und machte danach «regenerativen Urlaub mit meiner Freundin». Ein Sieg bei der Deutschland-Tour gegen Vorjahressieger Levi Leipheimer, den erfahrenen Alexander Winokurow, den Mit-Aufsteiger Stefan Schumacher oder Sinkewitz würde ihn zumindest bei T-Mobile schon zum «kleinen Ullrich» werden lassen.


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