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Matteo Tosatto (r) fährt vor Cristian Moreni () und Ronny Scholz (l) durchs Ziel.
21.07.2006 18:01
Favoriten sammeln Kraft - Ausreißer Tosatto siegt

Macon (dpa) - Die Favoriten gestatteten sich ein wenig Ruhe - Nachrücker durften punkten: Einen Tag nach der letzten von drei Alpen-Etappen und 24 Stunden vor dem alles entscheidenden Zeitfahren der Tour de France sammelten die Aspiranten auf das Gelbe Trikot Kräfte.

Auf der 18. Tour-Etappe über 197 Kilometer von Morzine nach Macon gelang es einer Ausreißergruppe, sich erfolgreich abzusetzen und den Tagessieg unter sich auszumachen. Bei Temperaturen knapp unter 40 Grad sicherte sich der Italiener Matteo Tosatto vor seinem Landsmann Cristian Moreni und Ronny Scholz aus Herrenberg den Erfolg in Macon.

Die beiden Italiener hatten schnell zu Scholz aufgeschlossen, als er 16 Kilometer vor dem Ziel aus einer Ausreißergruppe attackiert hatte. «Als mich die beiden eingeholt hatten, wusste ich, dass mir nur der dritte Platz bleibt. Sie sind für mich zu schnelle Spurter», sagte der Gerolsteiner-Profi. Tosatto siegte mit einem extrem hohen Stundenmittel von 46,13 Kilometern.

15 Ausreißer, die sich auf dem letzten nennenswerten Anstieg dieser Tour knapp 70 Kilometer vor dem Ziel vom Hauptfeld abgesetzt hatten, konnten den Topfahrern im Gesamtklassement nicht gefährlich werden. Deshalb durften sie ziehen. Das Hauptfeld mit den Favoriten Floyd Landis, Carlos Sastre, Oscar Pereiro (beide Spanien) und Andreas Klöden kam mit 8:00 Minuten Rückstand auf Tosatto ins Ziel.

Patrik Sinkewitz (Fulda) von der in der Teamwertung führenden T- Mobile-Mannschaft fuhr ebenfalls in der Spitzengruppe, hatte aber mit der direkten Entscheidung nichts zu tun. Der ausgelaugte Scholz resignierte wenige Meter vor der Ziellinie und überließ den beiden Italienern den Schlussspurt.

Zum Showdown beim Zeitfahren in Le Creusot über 57 Kilometer begegnen sich die Kandidaten für das Podium in Paris am Sonntag mit den gleichen Abständen wie am Vortag. Pereiro führt das Gesamtklassement weiter mit 12 Sekunden vor seinem Landsmann Sastre und 30 Sekunden vor dem Wiederkehrer des Jahres, Floyd Landis (USA), und 2:29 Minuten vor Klöden an. Nur noch diese vier Fahrer und vielleicht der fünftplatzierte Australier Cadel Evans (3:08 zurück) kommen für die Nachfolge von Lance Armstrong in Frage - Landis gilt als Favorit.

In der Bourgogne geht es am Samstag in einer der spannendsten Tour-Finalphasen seit dem Sekundensieg Greg LeMonds 1989 über Laurent Fignon aber nicht nur um Gelb. Tour-Debütant Markus Fothen (Kaarst), der im Ziel der letzten Alpen-Etappe in Morzine sein Weißes Trikot als bester Nachwuchsfahrer an den Italiener Damiano Cunego verloren hatte, will zurückschlagen. «Ich will mir das Trikot zurückholen», sagte der 24-jährige Profi des Teams Gerolsteiner. «Morgen ist das wichtigste Zeitfahren meines Lebens - wenn ich nicht die Tour gewinnen kann, will ich wenigstens aufs Podium», sagte Pereiro, der sein Trikot noch einmal verteidigen konnte.

Das Jahr 2004 kann Klöden Mut machen, in dem er im entscheidenden Kampf gegen die Uhr von Platz drei auf den zweiten Rang hinter Lance Armstrong (USA) vorfuhr und den Italiener Ivan Basso um «Silber» brachte. «Vor 14 Tagen wäre ich mit einem vierten Platz zufrieden gewesen. Jetzt, wo ich am Sieg geschnuppert habe, wäre ich ein bisschen enttäuscht. Aber wir müssen die Kirche im Dorf lassen - ich hatte nach meiner Schulter-Operation nur zehn Wochen zur Tour- Vorbereitung. In L'Alpe d'Huez hatte ich meinen stärksten Tag, danach senkte sich meine Leistungskurve», hatte Klöden in Morzine erklärt.

«Das wird der absolute Showdown. So spannend war es bei der Tour Jahrzehnte nicht. Das Profil des Zeitfahrens ist schwierig, mit ekligen Passagen auf und ab», meinte Ausreißer-König Jens Voigt, der für Samstag bei der Fahrt durch die Bourgogne alles auf seinen Team-Kapitän Carlos Sastre setzt.


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