San Benedetto (dpa) - Erik Zabel, der weiter auf seinen ersten Saisonsieg wartet, belegte Rang fünf und jubelte. «Die Generalprobe für Mailand - San Remo ist geglückt», sprudelte es aus dem Berliner im Regen verhangenen Adria-Badeort San Benedetto del Trento hervor.
Zabel herzte seinen Teamkollegen Alessandro Petacchi, der gerade die 7. und letzte Etappe der Fernfahrt Tirreno Adriatico nach perfektem Teamwork des neuen Milram-Tandems gewonnen hatte.
Bereits 20 Meter vor der Ziellinie hatte Zabel die Arme hochgerissen. Zentnerlasten müssen von seinen Schultern gefallen sein, denn bei der letzten Prüfung vor den 294 Kilometer zwischen Mailand und San Remo lief es sechs Tage lang nicht nach Wunsch für das italienisch-deutsche Milram-Team. Nur vier zweite Plätze, brüderlich geteilt zwischen den beiden Protagonisten, hatte es zuvor gegeben. Zabel zeigte sich enttäuscht, Petacchi bedauerte ausdrücklich, «dass ich Erik zwei Mal nicht zum Sieg führen konnte».
Doch diese Misserfolge müssen relativiert werden. Bis auf die letzte Etappe handelte es sich durchweg um Ankünfte in bergigem Gelände. Marko Velo und Fabio Sacchi, die entscheidenden Männer des himmelblauen Express, konnten da ihre Stärken nicht ausspielen. Sie wurden von der Konkurrenz - allen voran Paolo Bettini - zuweilen vorgeführt. Der Olympiasieger des Quick Step-Teams würdigte bis zu seinem sturzbedingten Ausscheiden den Milram-Zug zur Modelleisenbahn herab.
Auf flachem Terrain - wie beim Giro di Lucca zum Monatsbeginn und der Etappe von Campli nach San Benedetto - erwies sich die Mannschaft, in die sich neben Zabel-Begleiter Enrico Poitschke (Görlitz) auch Christian Knees (Bonn) gefahren hat, hingegen als tauglich. Den Platz des erkrankten Alberto Ongarato wird wohl der Niederländer Maarten den Bakker einnehmen.
Die Chemie zwischen Petacchi und Zabel stimmt. Sie betonen nicht nur immer wieder ihre gegenseitige Wertschätzung, sie sind sich auch nicht zu schade, den Sprint für den anderen anzuziehen. «Es ist etwas fremd für mich, nicht bis zum Schluss mitzusprinten», bekannte Zabel, «aber ich versuche mein Bestes zu geben. Für uns ist es wichtig, dass Milram gewinnt.» Selbst bei seinem erklärten Lieblingsrennen Mailand - San-Remo will sich Zabel in den Dienst von Petacchi stellen.
Auch für den Italiener ist die Classicissima das Rennen überhaupt: «Ich bin damit aufgewachsen, stand als Junge immer am Straßenrand.» Im letzten Jahr entschied der in Italien «Ale Jet» genannte Petacchi Mailand - San Remo zum ersten Mal für sich. «Der Sieg am Dienstag ist ein gutes Omen», meinte er. Petacchi baut fest auf die Erfahrung des vierfachen Siegers: «Erik kennt das Rennen am besten von allen, er weiß, wo man attackieren kann.»