Mannheim (rad-net) - Am kommenden Sonntag (26. Juni) geht es bei den Deutschen Meisterschaften in Mannheim darum, welcher Radprofi ein Jahr lang das weiße Trikot mit dem schwarz-rot-goldenen Brustring tragen darf. Heinrich Trumheller war 1992 der letzte Fahrer, der nicht dem Telekom- bzw. T-Mobile-Rennstall angehörte und Deutscher Straßenmeister wurde. Er fuhr damals für den Schweizer Rennstall Helvetica. Danach beherrschten die Männer in den magenta-farbenen Trikots die Titelkämpfe und gewannen sie nach Belieben.
In den vergangenen Jahren wurde es allerdings zunehmend schwieriger, denn längst hat die Konkurrenz aufgeholt und ist ihnen dicht auf den Fersen. Die Zeiten sind vorbei, dass T-Mobile am Vorabend mit dem Würfelbecher auslosen konnte, wer denn am nächsten Tag das Meistertrikot überstreifen könnte. „Ich denke, dass T-Mobile so clever ist, alles zusammenzuhalten für Zabel“, glaubt Hans Holczer, der in Mannheim mit seinem Gerolsteiner-Team endlich die Vorherrschaft von T-Mobile brechen möchte. Darum wird Gerolsteiner versuchen, die Taktik T-Mobiles zu stören und setzt auf Ausreißergruppen.
Der zwölf Kilometer lange Rundkurs durch die Mannheimer Innenstadt mit Start und Ziel in der Augustaanlage ist völlig flach und bevorzugt die Sprinter. 17 Mal müssen die Fahrer die Ziellinie passieren, ehe der Nachfolger von Andreas Klöden feststeht. Erik Zabel hat sicherlich die besten Chancen, seinen dritten Titel nach 1998 und 2003 zu gewinnen, aber es gibt einige Teamkollegen, die endlich auch einmal an der Reihe wären, wie etwa Steffen Wesemann, Andreas Klier oder Matthias Kessler, dem der Kurs allerdings zu flach sein dürfte. Nicht an den Start gehen wird Jan Ullrich, der im Hinblick auf die Tour de France weitere Trainingstage in den Bergen einem Rennen auf dem flachen Mannheimer Rundkurs vorzieht.
Bei Gerolsteiner kämpfen Fabian Wegmann, Sebastian Lang und Ronny Scholz um einen Platz auf dem Podium. Wegmann war schon einige Male dicht dran, zuletzt 2004, als er hinter Klöden und dem Überraschungszweiten Stefan Schumacher Platz drei belegte.
Auch die übrigen deutschen Teams wie Lamonta oder Wiesenhof werden versuchen, T-Mobile und Gerolsteiner zu ärgern. David Kopp, der beim Frühjahrsklassiker Rund um Köln die großen Namen in die Schranken verwies, ist einer der größten Rivalen. Der Startschuss zum Männerrennen fällt um 11:45 Uhr. Die ARD überträgt zwischen 15:00 und 17.00 Uhr die Entscheidung live.
Zuvor werden die Frauen ihre Meisterin ermitteln. Sie starten bereits um 8:30 Uhr und müssen neun Runden (108 Kilometer) zurücklegen. Als Nachfolgerin von Petra Roßner (Equipe Nürnberger Versicherung) haben ihre früheren Teamkolleginnen der Equipe Nürnberger die besten Chancen, weil sie das größte Kontingent stellen und die Konkurrenz ausspielen können.
Weil Weltmeisterin Judith Arndt sicherlich keine Meisterambitionen hat, da sie nicht zwei Trikots gleichzeitig tragen kann, gilt die endschnelle Regina Schleicher als große Favoritin. Allerdings wird die Konkurrenz sie fest im Auge behalten, so dass die Nürnberger vielleicht eine andere Strategie wählen. „Schleicher ist für mich die größte Favoritin, aber auch Worrack ist eine Trumpfkarte der Nürnberger“, sagt Bundestrainer Jochen Dornbusch. Angela Brodtka ist ebenfalls nicht zu unterschätzen, wobei man schwer einstufen kann, wie ihre Form nach längerer Krankheit derzeit ist. Um einen Podiumsplatz kämpft auch die starke Theresa Senff, die in diesem Frühjahr überzeugte. Auch Tanja Hennes sollte man nicht unterschätzen, wobei sie es als Einzelkämpferin wieder sehr schwer haben dürfte.
Insgesamt werden bei den deutschen Straßenmeisterschaften rund 170 Fahrer im Rennen der Männer an den Start gehen. Bei den Frauen werden zirka 100 Starterinnen erwartet.