München (rad-net) - Nächste Woche wird er im "Club der
Besten" in Athen mit seiner Familie und anderen deutschen Assen seinen
Urlaub genießen - und in olympischen Erinnerungen schwelgen. "Aber auch
trainieren", betont Jens Fiedler, denn der 3-fache Bahnrad-Olympiasieger
tritt vor dem Ende seiner sportlichen Laufbahn, das im Januar 2005 ansteht, noch
einmal richtig in die Pedale.
Zum Auftakt seiner Abschiedstour startet Fiedler im November beim 41.
Sechstagerennen in München. Danach geht es zu den Sixdays in Stuttgart und
Berlin.
Der 34-Jährige hat noch einiges vor - er könne sich gut vorstellen, beim BDR
als eine Art Teammanager zu arbeiten. "Die Wege zwischen Sportlern und
Verband müssen kürzer werden", betonte der fünffache Weltmeister in
einem Interview mit dem Internet-Anbieter Sport1.de
Sport1: Herr Fiedler, in Athen sind Sie Ihr
letztes richtiges Rennen gefahren. Wie kann ein Profi wie Sie nur so zum Spaß
bei den Sixdays starten?
Jens Fiedler: "Just for fun" ? das geht gar nicht
bei mir. Und so stecke ich natürlich im Zwiespalt. Ich spüre noch immer den
sportlichen Ehrgeiz, will meine Abschiedstour aber auch genießen. Die Rennen
werden diesmal sehr schwer sein: Alle sind früher im Saft, weil die Saison früher
beginnt.
Sport1: Was erwarten Sie sich von den
Sechs-Tage-Rennen?
Fiedler: Nun, ich hoffe als Olympiasieger, ein paar Zuschauer
mehr in die Hallen locken zu können. Es ist erstaunlich, wie gefragt man nach
solch einem Triumph sofort wieder ist. In dieser Situation kann ich meinem Sport
viel Gutes tun.
Sport1: Das Mannschafts-Gold in Athen war
zuvor nicht erwartet worden...
Fiedler: Bei der WM waren wir nur Vierter. Die anderen haben
sich wohl sicher gefühlt, und wir haben noch einmal gut trainiert.
Sport1: Was genau?
Fiedler: Ich habe mich beispielsweise nur auf den olympischen
Mannschaftssprint konzentriert und mich als Tempofahrer um vier Zehntel
gesteigert. Das war entscheidend. Zudem wussten wir, dass wir wieder mitfahren können
um Gold, aber im Gegensatz zu früher haben wir nicht ständig darüber
geredet...
Sport1: Apropos Reden - im BDR geht's
ziemlich hoch her...
Fiedler: Stimmt. Der Rücktritt von Silvia Schenk ist richtig.
Sie hat als Präsidentin wirklich jedes Fettnäpfchen gefunden, was es gab. Wir
als Sportler konnten nicht so recht beurteilen, wo sie ihre Stärken hatte. Im
Radsport kennt sie sich jedenfalls nicht aus.
Sport1: Was sind Ihrer Meinung nach die
personellen Alternativen?
Fiedler: Sportdirektor Burkhard Bremer ist klasse. Am liebsten
wäre mir da Wilfrid Spronk, der Geschäftsführer der Olympia Park GmbH in München
- er war ja früher mal Vize. Aber er macht's wohl nicht.
Sport1: Was ist mit Ihnen? Sie haben den nötigen
Hintergrund - und jetzt auch viel Zeit...
Fiedler: Es sind viele Veränderungen im BDR im Gange. Da will
und kann ich helfen. Ich habe den Trainerschein, aber das ist nicht meine
Intention. Es muss was im Management- und Sponsoringbereich passieren. Zwischen
Fahrern, Sponsoren und Verband muss es ein Bindeglied geben.
Sport1: Wie könnte das aussehen?
Fiedler: Ich mache das in dieser Art ja schon in meinem Team
XXL in Chemnitz. Wir brauchen im BDR eine Position wie sie Oliver Bierhoff bei
der Nationalmannelf innehat. Das könnte ich mir durchaus vorstellen. Ich will
nicht Sportdirektor oder Präsident werden und auch nicht riesiges Geld
verdienen. Sondern meinem Sport etwas zurückgeben.
Das Gespräch führte Thomas Walz von sport1.de