Graz (rad-net) Manuel Fumic (Kirchheim/T.) vom Team T-Mobile eroberte bei den
Mountainbike-Europameisterschaften in Graz, Österreich mit dem dritten
Platz im U23-Rennen die erste Medaille für den Bund Deutscher
Radfahrer. Das aufregende Rennen über 37 Kilometer gewann der
Österreicher Michael Weiss in 1:48:02 Stunden 28 Sekunden vor dem
Spanier Carlos Coloma und weiteren 19 Sekunden vor Fumic. Jochen Käß
(Oberstenfeld) bekam keine Luft mehr und musste aufhören.
Die Attacke von Michael Weiss in der fünften von sechs Runden eröffnete
ein dramatisches Finale dessen Ausgang wenige Kilometer vor dem Ziel
offen blieb. Drei Fahrer hatten sich in der dritten
Sechs-Kilometer-Runde mit 20 Sekunden von Verfolger Carlos Coloma
abgesetzt. Nicolas Filippi (Frankreich), Juniorenweltmeister 2001,
Manuel Fumic und eben Weiss. Der sorgte meist für das Tempo.
„Nachdem es zuletzt nicht so gut bei mir gelaufen war, wusste ich
nicht ob ich es durchstehe. Deshalb habe ich einfach versucht mit zu
fahren. Als Michi dann attackiert hat, konnte ich nicht mit gehen“,
erzählte Manuel Fumic. Filippi hatte noch größere Probleme, so dass
sich Fumic zuerst auf dem zweiten Platz festsetzen konnte. Er hatte zum
ersten Mal auf ein vollgefedertes Giantbike gesetzt. Darauf schwörte
auch Europameister Weiss. „Mit meinem Fully konnte ich über die Wurzeln
drüber bügeln“, erklärte der überglückliche Lokalmatador.
Das Fully half Manuel Fumic am Ende aber auch nicht mehr seinen zweiten
Platz zu verteidigen. Carlos Coloma bekam die zweite Luft und kassierte
Fumic zwei Kilometer vor dem Ziel. „Ich hatte einfach keinen Dampf
mehr, die Hitze war so brutal. Aber ich bin glücklich die Medaille
gewonnen zu haben“, sagte der 21-Jährige.
„Kompliment an Manuel“, gratulierte Bundestrainer Frank Brückner zur
ersten U23-Medaille für die deutschen Mountainbiker bei einer
internationalen Meisterschaft. Im Blick auf die anderen vier Fahrer
hatte er gemischte Gefühle. Jochen Käß hatte offensichtlich seine
Bronchitis noch nicht überstanden. „Ich habe mich bis auf Platz Zehn
nach vorne gearbeitet aber dann musste ich immer wieder nachlassen,
weil ich keine Luft mehr bekam. Ich fiel immer weiter zurück und habe
dann aufgegeben“, erklärte Käß tief enttäuscht. Hannes Genze aus
Sindelfingen lag auf Platz Zwölf, als er innerhalb von Minuten völlig
abbaute und nach hinten durch gereicht wurde. „Ich hab’s vergeigt, ich
hatte gute Form aber wahrscheinlich habe ich nicht genügend gegessen“,
ärgerte er sich über Rang 38 (14:00 zurück). Tim Böhme (Singen) fuhr
ein gleichmäßiges Rennen und wurde als zweitbester Deutscher 20. (7:38
Minuten zurück) Johannes Sickmüller (Hamburg) hatte in der ersten
Rennphase Pech als ihm ein Konkurrent ins Rad fuhr. Er arbeitete sich
noch auf den 34. Platz (12:22 zurück) nach vorne.
Für die deutschen Juniorenbiker gab es bei der MTB-Europameisterschaft
in Graz keine Medaille. Florian Ackermann (St. Märgen) war im
Junioren-Rennen (31 Kilometer), das der Tscheche Jaroslav Kulhavy
völlig überlegen gewann, als Neunter mit 4:33 Minuten Rückstand bester
Deutscher. Eigentlich war Rene Tann (17. mit 6:43 Minuten Abstand)
weiter vorne erwartet worden, doch der Suhler fiel in der zweiten von
fünf Runden aus der Verfolgergruppe zurück und wurde nur 15. Vor ihm
platzierte sich noch Tino Meyer (St. Märgen), der sich aus den hinteren
Startreihen mit einer herausragenden Leistung noch auf den 14. Rang
(6:08 zurück) nach vorne fuhr. Ackermann erwischte einen schlechten
Start und investierte viel Energie um sich nach vorne zu fahren. „Mir
liegt das Geholpere auf den Wurzeln nicht so, aber ich bin zufrieden“,
kommentierte der Schwarzwälder seine Leistung. Der vierte Deutsche
Robert Mennen (Hürtgenwald) kam als 19. ins Ziel.
„Unser Bester konnte heute nicht aber mit den Anderen können wir
zufrieden sein“, zog Bundestrainer Frank Brückner sein Fazit. Hinter
Kulhavy (1:30:49 Stunden), der bereits einen Vertrag mit dem Profi-Team
Siemens-Cannondale unterschrieben hat und schon in St. Wendel das
Junioren-Rennen gewonnen hatte, wurde der Däne Jakub Fuglsang mit 1:24
Minuten Rückstand Zweiter, obwohl er in der Startphase einen Sturz zu
verkraften hatte. Der Schweizer Nino Schurter, der lange auf Rang Zwei
lag, ging in der letzten Runde ein und musste Hans Becking
(Niederlande, 2:23 zurück) die Bronzemedaille überlassen.
Für Bianca Knöpfle gab es bei den Juniorinnen nach 25 Kilometern einen
enttäuschenden zehnten Platz. „Auf den ersten beiden Runden ging es
super aber ich habe bergab immer soviel Zeit verloren. Das musste ich
berghoch immer aufholen, irgendwann ging das nicht mehr“, erklärte die
Freiburgerin ihre Platzierung mit 7:17 Minuten Rückstand auf die
Siegerin Bettina Schmid aus der Schweiz.
Tatsächlich hatte sie sich zu Beginn in der Spitzengruppe halten können
und verlor erst auf der zweiten Hälfte der Distanz den Kontakt zu den
Medaillenplätzen. „Bei Bianca haben wir das Problem dass wir die
konditionelle Stärke technisch nicht umsetzen können“, meinte Brückner.
Almut Grieb (Oberlengenhardt) stürzte in der ersten Runde und verbog
sich das Schaltauge. Mit einer defekten Schaltung hatte sie keine
Chance mehr und wurde mit 14:59 Minuten Differenz 17.
Bettina Schmid aus der Schweiz wiederholte ihren Titelgewinn von Zürich
und gewann in 1:29:52 Stunden mit 1:06 Minuten vor Tereza Huclikova
(Tschechien) und 1:29 Minuten vor der erst 16-jährigen Marianne Vos
(Niederlande).
Ergebnisse U23 Männer 37 Kilometer
1. Michael Weiss (Österreich) 1:48:02 Stunden
2. Carlos Coloma (Spanien) 1:48:30
3. Manuel Fumic (Kirchheim/T.) 1:48:49
4. Nicolas Filippi (Frankreich) 1:50:08
5. Martin Gujan (Schweiz) 1:51:05
6. Lukas Flückiger (Schweiz) 1:51:20
7. Florian Vogel (Schweiz) 1:51:45
8. Ivan Alvarez (Spanien) 1:51:59
9. Damien Bynens (Belgien) 1:52:17
10. Alexandre Blain (Frankreich) 1:52:26
…
20. Tim Böhme 1:55:40
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34. Johannes Sickmüller 2:00:24
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38. Hannes Genze (alle Deutschland) 2:02:02