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Jens Voigt nimmt den Rekordverlust gelassen hin. Foto: Nicolas Bouvy
31.10.2014 11:27
Voigt nimmt Weltrekordverlust gelassen

Aigle (dpa) - Jens Voigt erlebte den Verlust des Stunden-Weltrekords daheim bei den Halloween-Vorbereitungen. So richtig schocken konnte den Rad-Altmeister die Traumfahrt seines 19 Jahre jüngeren Kollegen Matthias Brändle aber nicht.

«Es schmerzt ein bisschen, den Rekord zu verlieren, aber das ist normal. Ich hatte niemals die Illusion, den Rekord für immer zu halten», schrieb Voigt auf Twitter und gratulierte dem Österreicher zur neuen Bestmarke: «Hut ab, Matthias. Das war eine starke Vorstellung.»

Brändle, 24 Jahre jung und als Fahrer des Schweizer IAM-Team noch am Anfang seiner Karriere, legte am Donnerstagabend im Velodrome von Aigle/Schweiz 51,852 Kilometer in einer Stunde zurück und übertraf damit die erst vor sechs Wochen aufgestellte Bestmarke von Voigt um 737 Meter.

«Ich fühle mich großartig. Das Rennen war extrem hart», sagte Brändle nach seiner historischen Fahrt und ergänzte: «Die ersten 30 Minuten war ich mir der Sache recht sicher. Doch Mitte des Rennens wurde es extrem hart, da habe ich gelitten. Am Ende wurde es wieder besser, da konnte ich es wieder genießen. In der Schlussphase steckst du die Schmerzen leichter weg.»

Brändle hatte von Beginn an ein hohes Tempo angeschlagen, während Voigt bei seiner Fabelzeit eher verhalten begonnen hatte. Zwischenzeitlich schien für den Vorarlberger sogar eine Marke von mehr als 52 Kilometern möglich. Es ist der größte Erfolg für den Youngster, der in dieser Saison zwei Etappen der Großbritannien-Rundfahrt und auch die Berner Rundfahrt gewann. In den letzten Wochen hatte er sich systematisch auf den Stunden-Weltrekord vorbereitet.

Doch egal ob 51 oder 52 Kilometer - Brändles Rekord dürfte schnell Geschichte sein, wenn sich die Zeitfahr-Stars wie Weltmeister Bradley Wiggins, der WM-Zweite Tony Martin oder der Schweizer Fabian Cancellara an der Marke versuchen. Wiggins hat sich für Sommer 2015 den Stunden-Weltrekord zum Ziel gesetzt.

Die neuen Bestmarken hatte erst der Weltverband UCI durch eine Regeländerung möglich gemacht, wonach seit Anfang 2014 wieder aktuelles Zeitfahr-Equipment zugelassen ist. Der vorherige Rekordhalter Ondrej Sosenka war 2005 in Moskau noch mit Eddy Merckx-Material angetreten.

Die Rekordhatz hatte 1893 begonnen: Der spätere Tour-Gründer Henri Desgrange fuhr als erster Weltrekordler 35,325 Kilometer. Der Brite Chris Boardman hatte den Rekord am 7. September 1996 auf sagenhafte 56,375 km geschraubt. Aber die UCI schritt ein, verbot im Jahr 2000 futuristische Rahmengeometrien und außergewöhnliche Sitzpositionen und bereinigte die Rekordlisten.


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