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Cipollini Straßen-Weltmeister - Zabel Dritter
13.10.2002 17:21
Cipollini Straßen-Weltmeister - Zabel Dritter

Zolder (dpa) - Auch Erik Zabel konnte ihn nicht halten: Mario Cipollini machte seine Prophezeiung wahr und holte die Profi-Weltmeisterschaft nach zehn Jahren wieder nach Italien. Bei seiner WM-Premiere krönte der 35-jährige Topsprinter aus der Toskana in Zolder/Belgien seine Karriere mit dem Straßen-Titel.

Nach 256 km war der lange Cipollini nicht zu schlagen - auch nicht von dem deutschen Weltranglisten-Spitzenreiter, dem im Sprint einer etwa 35 Fahrer starken Spitzengruppe aber immerhin die Bronzemedaille blieb. Zweiter wurde der Australier Robbie McEwen, der Zabel im Juli in Paris das Grüne Trikot der Tour de France abgenommen hatte.

«Die Besetzung auf dem Podium ist wie ein Spiegelbild der gesamten Saison. Cipollini war der große Favorit. Dieses Ergebnis ist in Ordnung», sagte Zabel, der aber mit McEwens Fahrweise haderte: «Er hat das ganze heute mit einem Boxkampf verwechselt.» Der in seinen Mitteln nicht immer feine Australier gab Zabel indirekt Recht: «Als in der Schlussphase Petacchi und Lombardi das Tempo für Cipollini machten, war mir klar, dass ich nur an 'Cipos' Hinterrad eine Chance hatte. Da war aber Zabel. Ich habe nicht geboxt, vielleicht ein bisschen die Hände benutzt.» Drei Kilometer vor dem Ziel ließ ein Massensturz das Feld auf jene Fahrer-Anzahl schrumpfen, die den Sieg unter sich ausmachten. Daran war McEwen aber nicht Schuld.

Zum Glück für die Fahrer und die rund 100 000 Zuschauer - unter ihnen auch der belgische König Albert - blieb der angekündigte Regen aus. Damit war die Zielgerade im Motodrom von Zolder nicht das glitschige Parkett der Vortage. Trotzdem kam es kurz vor dem packenden Finale, in dem der 40fache Giro-Etappensieger Cipollini den Spurt 200 Meter vor dem Ziel von vorne eröffnet hatte, zu dem Unfall. «Ich wusste beim Überqueren der Ziellinie nicht, ob ich jubeln sollte, ob es ein Traum oder Wirklichkeit ist. Mein Sieg im März bei Mailand-San-Remo war auch ein großer Moment, aber nicht vergleichbar mit heute», sagte der neue Weltmeister, der sich und seinen Team- Kollegen nebenbei auch 50 000 Euro Prämie erstrampelt hatte.

Noch bevor Cipollini, der während der Tour seinen Rücktritt verkündet hatte, um ihn sieben Wochen später zu widerrufen, die Ziellinie überquert hatte, rissen seine Team-Kollegen jubelnd die Arme in die Höhe. Sie hatten sich einig wie selten in den Dienst eines Kapitäns gestellt und damit zehn Jahre nach Gianni Bugno den Titelgewinn sicher gestellt. Heinz Müller (1952) und Rudi Altig (1966) bleiben vorerst die einzigen beiden deutschen Straßen- Weltmeister der Radprofis. «Die drei besten Sprinter der Welt haben den Titel unter sich ausgemacht. Mario war nicht zu schlagen», sagte Jan Ullrich vor dem Fernseh-Mikrofon zu Hause in Merdingen.

Ab der 18. Runde kontrollierten die Italiener an der Spitze des Feldes das Rennen und zeigten sich mannschaftlich geschlossen. Immer wieder neue Attacken in der heißen Schlussphase, vor allem der Gastgeber, brachten sie nicht aus dem Konzept, einen Massensprint vorzubereiten. Auch Zabels Telekom-Team-Kollegen waren im Finale ganz vorne zu finden. Aber gegen den locker siegenden Cipollini war auf dem Hochgeschwindigkeits-Kurs der ehemaligen Formel 1-Rennstrecke nichts zu machen.

Im Frauen-Rennen über 128 km, in dem die Topfavoritin Petra Roßner (Leipzig) nach einem Sturz schon in der dritten Runde aufgeben musste, hatte sich die Schwedin Susanna Ljungskog Gold geholt. Die Silbermedaille sicherte sich Nicole Brändli aus der Schweiz. Dritte wurde die zweifache Tour-Siegerin Joane Sommarriba (Spanien).

Wie bei den Frauen hatte auch bei den Junioren ein schwerer Sturz im Zielbereich das WM-Rennen überschattet. Etwa 15 Fahrer stürzten in voller Fahrt kurz vor dem Zielstrich, unter ihnen auch der 14. Heinrich Haussler aus Cottbus. Weltmeister nach 128 km wurde der Franzose Arnaud Gerard. Die Silbermedaille holte der Finne Juka Vastaranta, Bronze der Australier Nicolas Sanderson.

Sylvia Schenk, die Präsidentin des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), zog eine weitgehend positive Bilanz der sechs WM-Tage von Zolder: «Nach Gold und Silber im Vorjahr haben wir diesmal vier Medaillen geholt. Mit etwas weniger Sturzpech hätten es sicher noch mehr sein können.»

Elite, 256 Km:

RangNameZeit
1. Mario Cipollini (Italien) 5:30,03 Std.
2. Robbie McEwen (Australien) gleiche Zeit
3. Erik Zabel (Unna) gleiche Zeit
4. Andrej Hauptmann (Slowenien) gleiche Zeit
5. Zoran Klemencic (Slowenien) gleiche Zeit
6. Jimmy Casper (Frankreich) gleiche Zeit
7. Jaan Kirsipuu (Estland) gleiche Zeit
8. Sven Teutenberg (Mettmann) gleiche Zeit
9. Baden Cooke (Australien) gleiche Zeit
10. Julian Dean (Neuseeland) gleiche Zeit
...
20. Danilo Hondo (Cottbus) gleiche Zeit
68. Rolf Aldag + 1:26 Min.

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