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Tony Martin will beim Zeitfahren eine WM-Medaille gewinnen.
28.09.2010 13:06
Martin gegen Cancellara: Zeitfahr-Gold im Visier

Geelong (dpa) - Bei der ersten Inspektionsrunde der WM-Zeitfahrstrecke von Geelong fiel ihm «die Kinnlade herunter». Aber Radprofi Tony Martin, neben Titelverteidiger Fabian Cancellara aus der Schweiz großer Favorit über 45,8 Kilometer, hat den Schock schnell verdaut.

«Das ist für mich mit den beiden kurzen 10 bis 20 Prozent steilen Anstiegen, dem rauen Asphalt und der Windanfälligkeit sicher nicht der ideale Zeitfahrkurs. Aber ich glaube, auch Fabian wird wegen der Berge nicht gerade erfreut sein», sagte der 25-jährige Eschborner dem Internetportal «radsport-news».

Der HTC-Columbia-Profi ist bei seinem Tour de France-Debüt 2009 oft in einem Atemzug mit Jan Ullrich genannt worden, was Martin aus verschiedenen Gründen gar nicht so recht war. Ullrich ist einziger deutscher Doppelweltmeister im Zeitfahren. Danach holte aber auch noch einmal Martins Teamkollege Bert Grabsch 2008 in Varese den Titel, wobei er wahrscheinlich auch vom Verzicht Cancellaras profitierte, der nach Olympia-Gold in Peking verzichtet hatte. Der Berner, der jetzt in Australien mit seinem vierten Titel WM- Geschichte schreiben könnte, und vielleicht auch Grabsch sind für Martin die Rivalen beim angestrebten Sprung an die Weltspitze.

Zweimal ist die 22,9 Kilometer-Runde mit zwei heftigen Steigungen mit einer Gesamtlänge von rund vier Kilometern zu fahren. Trotz der speziellen Anforderungen beschränkt sich das Feld der Favoriten auf die üblichen Verdächtigen der Spezialisten. «Ich glaube nicht, dass Bergfahrer eine Chance haben werden», meinte Martin, der sich auf die Prüfung gegen die Uhr nach seinem Ausscheiden aus der Tour of Britain speziell vorbereitet hat und auch im Windkanal von Silverstone noch einmal an seiner Technik feilte.

Sein Spezialtraining sorgte allerdings dafür, dass er sich für das WM-Finale auf der Straße nichts ausrechnet. «Ich habe mich aufs Zeitfahren konzentriert und will keine halben Sachen machen. Ich habe nicht die Kondition, um nach sechs Stunden und 260 Kilometern noch um den Sieg mitzufahren», sagte Martin. Verwundert ist er über die Temperaturen in Geelong nahe Melbourne: nachts fünf Grad, am Tag nicht über 14. Ansonsten hat er sich in den australischen Rhythmus schon bestens eingelebt hat: «Kein Jetlag, ich kann gut schlafen - alles passt.»

In der Zeitfahr-Bilanz bei den größeren Rundfahrten des Jahres steht es zwischen Martin und Cancellara unentschieden. In der Kalifornien-Rundfahrt und daheim bei der Tour de Suisse musste der Schweizer gegen Martin empfindliche Niederlagen einstecken. Die beiden Tour-Zeitfahren in Rotterdam und Bordeaux gewann Cancellara, der sich immer noch nicht entschieden hat, für welchen Arbeitgeber er 2011 tätig sein wird.


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