Paris/Hamburg (dpa) - Eine neue Doping-Welle droht den Profi- Radsport zu erfassen und die Gesamtwertung der Tour de France 2008 umzukrempeln. Die französische Anti-Doping-Agentur AFLD will die mit Spannung erwarteten Ergebnisse der Doping-Nachtests zur Tour 2008 veröffentlichen.
Man werde an diesem Tag um 10.00 Uhr den Bericht für das vergangene Jahr vorstellen und die Bilanz der Kontrollen für das erste Halbjahr 2009 präsentieren, teilte die AFLD mit. «Ich rechne damit, dass einige Namen kommen», sagte der Heidelberger Sportanwalt Michael Lehner, dessen Mandant Stefan Schumacher in Nachtests zur Tour 2008 positiv auf das EPO-Präparat CERA getestet worden war, der Deutschen Presse-Agentur dpa.
AFLD-Präsident Pierre Bordry hatte am Schlusstag der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt angekündigt, die während der «Großen Schleife» 2008 entnommenen Blutproben von 15 Fahrern nochmals testen lassen zu wollen. Die «L'Équipe» hatte berichtet, es solle sich um Profis aus den Top 20 der Gesamtwertung handeln. Laut des österreichischen «Kurier», der sich auf AFLD-Kontrolldirektor Jean-Pierre Verdy berief, sollen sogar knapp 40 Fahrer unter Doping-Verdacht stehen. «Sie werden sicher einige Positiv-Ergebnisse haben», sagte Lehner, der mit einem «Sturm» rechnet und davon ausgeht, dass mögliche weitere Doper «nicht unter den Plätzen 96 bis 100» des Tour- Klassements 2008 zu finden sind.
Rund um die Tour im vergangenen Jahr waren den Doping-Fahndern insgesamt sieben Fahrer ins Netz gegangen, darunter der italienische Bergkönig Riccardo Ricco. Für den traurigen Schlussakkord sorgten die beiden Gerolsteiner-Profis Bernhard Kohl und Schumacher, die im Oktober positiv auf CERA getestet und anschließend gesperrt wurden. Während der Österreicher Kohl mittlerweile sein Karriere-Ende erklärt hat und sich als Kronzeuge profilieren will, bestreitet der Nürtinger Schumacher jegliches Doping.
Rudolf Scharping, Präsident des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR), sieht der AFLD-Pressekonferenz ohne «Befürchtung» entgegen. «Ich kann nur begrüßen, dass die Anti-Doping-Instanzen auch nachträglich testen. Ich wünschte mir, dass das auch in anderen Sportarten passiert», sagte Scharping. Im Vorjahr war die AFLD erstmals für die Doping-Tests bei der Tour zuständig und zeichnete sich durch einen harten Kurs aus.
Bei der diesjährigen Tour lief das Testprogramm wieder unter der Regie des Radsport-Weltverbands UCI ab - nicht zur Zufriedenheit der AFLD. So schrieb die französische Zeitung «Le Monde» am Montag, dass laut AFLD das Astana-Team um Tour-Sieger Alberto Contador und Lance Armstrong bei den Doping-Kontrollen eine Vorzugsbehandlung durch die UCI bekommen habe. Das gehe aus einem noch nicht veröffentlichten AFLD-Bericht hervor, so das Blatt.