Berlin (dpa) - Der geständige Doping-Kronzeuge Patrik Sinkewitz hat bestritten, dass er in Vernehmungen den Namen seines ehemaligen Team-Kollegen Andreas Klöden in Zusammenhang mit Doping-Fahrten von Straßburg nach Freiburg zum Tour-de-France-Auftakt 2006 («Rhein-Konvoi») genannt habe.
«Ich habe das langsam satt, das immer wiederholen zu müssen: Ich habe nur über mich betreffende Angelegenheiten ausgesagt und den Namen Klöden nicht genannt», sagte der ehemalige T-Mobile-Profi der Deutschen Presse-Agentur dpa. Das Nachrichtenmagazin «Focus» hatte unter Berufung auf Staatsanwalt Walfgang Maier gemeldet, dass der Name Klöden bei Aussagen von Sinkewitz und seiner Freundin gefallen sei.
Klöden selbst stellte in einem Interview mit dem Fernsehsender ZDF fest: «Ich weiß nicht, wie er dazu gekommen ist: 'Rheinkonvoi' - das ist Quatsch. Ich habe da nicht dringesessen. Ich habe mein Leben lang die Regeln befolgt, die mir durch die UCI und die NADA aufgegeben wurden.»
Bei Monate zurückliegenden Vernehmungen durch das BKA hatte Sinkewitz gestanden, zum Tour-Auftakt 2006 mit dem PKW in die Uni-Klinik Freiburg zu den damaligen T-Mobile-Ärzten Lothar Heinrich und Andreas Schmid gefahren zu sein, um Blut-Doping vornehmen zu lassen. Der Molekular-Biologe und Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke hatte den Begriff des «Rhein-Konvoi» geprägt, um zu verdeutlichen, dass Sinkewitz sicher nicht alleine zur speziellen Versorgung nach Freiburg gefahren sei.
Zwei Tage bevor sich Sinkewitz mit manipuliertem Blut versorgen lassen wollte, waren 2006 Jan Ullrich, sein Mentor Rudy Pevenage und Oscar Sevilla wegen Doping-Verdachts vom Bonner Tour-Team beurlaubt worden. Sinkewitz hat nach einjähriger Sperre inzwischen einen Vertrag in der Tschechischen Republik unterschrieben.
«Je mehr rausgefischt werden, desto besser für den Radsport», sagte Klöden, der für das Astana-Team fährt, in dem ZDF-Interview, das auf seiner Internetseite (andreas-kloeden.com) zu hören ist. Das von ihm gelobte, teaminterne Anti-Doping-System des anerkannten Spezialisten Rasmus Damgaard aus Dänemark müsste nach Worten des Wahl-Schweizers «überall im Sport installiert» werden.
Doping-Fahnder Pierre Bordry hält dagegen interne Kontrollen nicht für wirkungsvoll. «Es ist gut, dass sie das machen. Aber im Anti- Doping-Kampf ist das ohne Wert. Der internationale Anti-Doping-Code mit unabhängigen Kontrolleuren und anerkannten Labors ist zu respektieren», sagte der Chef der Französischen Anti-Doping-Agentur AFLD in einem «L'Équipe»-Interview. Bei der vergangenen Tour hatte Bordry prominente Fahrer überführt, darunter Riccardo Ricco (Italien) und in positiven A-Proben Bernhard Kohl (Österreich) und Stefan Schumacher (Nürtingen).