Peking (dpa) - Die Mountainbikerin Sabine Spitz ist mit Ansage zu olympischem
Gold geradelt. Nach dem Sieg spricht sie über ihre Emotionen und sauberen
Leistungssport.
Sie haben Ihr Rad über die Ziellinie getragen und sich die Deutschlandfahne
geben lassen - mit welchen Emotionen?
Spitz: «Pure Freude. Jetzt hast Du endlich
geschafft, wofür du so viele Jahre gearbeitet hast. Ich habe viele zweite Plätze
bei Weltmeisterschaften, viele Medaillen bei internationalen Meisterschaften
eingefahren, aber nach der Goldmedaille 2003 bei den Weltmeisterschaften auch
bei den Olympischen Spielen Gold zu gewinnen, das ist natürlich das Größte, das
ist Wahnsinn.»
Wenn man eine solche Leistung zeigt und dabei noch auf einem Fahrrad sitzt, dann
kommen mit einer gewissen Zwangsläufigkeit als nächstes immer Fragen nach
Doping. Wie gehen Sie damit um?
Spitz: «Soll ich Ihnen was sagen? Ich habe mir
während des Rennens gesagt, eigentlich müsste ich auf dem Podium stehen mit
einem Schild: Leistung ist auch ohne Doping möglich. Ich hätte am liebsten einen
Edding rausgeholt und mir so ein Schild gemacht.»
Sie haben sich vor den Spielen in Peking auch politisch eindeutig
positioniert. Mit welchen Eindrücken von China fliegen Sie zurück nach
Deutschland?
Spitz: «Es ist ja so, dass wir als Athleten
isoliert sind. Ich bin am vergangenen Montag hier angekommen. Zwischen Dorf und
Strecke sind wir eigentlich nirgends hingekommen. Ich denke, dass es für uns
Athleten eine Schweinwelt ist. Was wirklich draußen in China passiert, da haben
wir keinen Einblick. Von daher ist China für mich ein Land mit zwei Gesichtern.»
Sie haben die politischen Verhältnisse kritisiert, und nun ihren größten
Karriereerfolg geschafft. Ist das nicht eine seltsame Konstellation?
Spitz: «Ich bin hergekommen für dieses Rennen, auch
weil der Kurs mir sehr gut liegt. Dass die Spiele hierher gegeben wurden, kann
ich auch nicht beeinflussen. Von daher musste ich antreten, und wenn ich meine
Chance sehe, auch zugreifen.»
Sie sind jetzt 36 Jahre alt. Ist auch Olympia 2012 in London noch eine Option
für Sie?
Spitz: «Der Mountainbike-Sport ist eine mental sehr
harte Sportart. Letztendlich ist ausschlaggebend, wie stark man sich mental
verausgaben kann. Und wie man dazu bereit ist, sich zu quälen. Man muss sich,
wenn man unterwegs ist, selber voran peitschen. Ich bin jetzt 36, in London bin
ich 40. Die Französin Jeannie Longo wird im Oktober 50 und fährt immer noch. Von
daher, denke ich, ist nichts unmöglich.»
Kann man vom Mountainbike-Sport leben?
Spitz: «Es gibt nicht viele, die davon leben
können. Ich kann es zum Glück. Es wäre aber schön, wenn es eine Breite geben
würde, wo auch Athleten davon leben können. Das hängt natürlich auch mit der
Medienpräsenz zusammen.»
Ihr Erfolgsrezept?
Spitz: «Man muss ehrgeizig sein wie ein Terrier,
aber nicht so verbissen wie eine Bulldogge.»
Aufgezeichnet von Volker Gundrum und Andreas Zellmer, dpa