Bonneval (dpa) - Mario Cipollini hat die Akte Tour de France geschlossen - wahrscheinlich für immer. Zur sechsten Etappe trat der einst strahlende und besonders PR-erfahrene Sprinter-König in Bonneval nicht mehr an.
Eine Beinverletzung vom Giro d'Italia, den er auch vorzeitig beenden musste, zwang den 37-Jährigen zur Aufgabe. Außerdem merkte der Weltmeister von 2002, dass für ihn bei seiner achten Tour nichts mehr zu holen war. Die Musik bei den Massensprints spielt seit über einem Jahr schon ohne ihn. Seine achte Tour de France war mit 99-prozentiger Sicherheit auch seine letzte.
Die Liaison zwischen dem Exzentriker aus der Toskana und der Tour war nie ungetrübt. Die vergangenen vier Jahre war er auch wegen Doping-Affären in seinen Teams zur unerwünschten Person erklärt worden. Selbst im Regenbogen-Trikot durfte der Weltmeister von 2002 nicht starten. Dabei wurde ihm auch mangelnder Respekt vor dem bedeutendsten Radrennen der Welt vorgeworfen. Aus Angst vor den Bergen beendete er keine Frankreich-Rundfahrt.
Cipollini gewann auf der größten Bühne des Radsports 12 Etappen. Der baumlange Italiener war immer für besondere Gags zu haben. 1999, bei seinem bis zur diesjährigen Tour letzten Auftritt, erschien er zu einem Etappenstart als Cäsar verkleidet. Er ließ sich in einer Kutsche vorfahren und hatte einen Lorbeerkranz auf dem Kopf.
Bei der Tour wurden ihm die Mätzchen ausgetrieben. Vor dem Prolog musste er seinen langen einteiligen Renn-Anzug, der nicht den Regeln entsprach, mit einer Schere kürzen. Das Ergebnis wirkte auf dem Leib von «Super-Mario», der sich gerne im Jetset tummelt und mehrmals mit seinem Rücktritt kokettierte, nicht sehr elegant. Bis dahin war er bei ähnlichen Vergehen immer mit einer geringen Geldstrafe weggekommen.
Auch auf dem hauseigenen Terrain beim Giro d'Italia hatte Cipollini die Chefrolle als Topsprinter längst an Alessandro Petacchi abgegeben. Der Weltranglisten-Erste stieg wegen einer Schulterverletzung ebenfalls aus.