Frechen (rad-net) - Im Rahmen der Radsport-Weltmeisterschaften in Glasgow werden auch die Para-Cycler ihre Weltmeister auf der Bahn und der Straße küren. Die Vorfreude der 22 Athletinnen und Athleten aus der deutschen Para-Radsport-Nationalmannschaft ist groß. Auch die Titelchancen stehen bei einigen sehr gut.
Im Sinne der Inklusion steigen die Wettkämpfe der Para-Cycler und der anderen Bahnradsportler im Sir Chris Hoy Velodrome zeitgleich. «Wir freuen uns sehr, Teil des großen Spektakels zu sein, auch wenn die Straßen-Wettkämpfe einige Kilometer außerhalb von Glasgow in Dumfries stattfinden», sagt Gregor Lang, Para-Radsport-Bundestrainer. «Wir erwarten paralympisches Flair und treten in Schottland mit dem BDR als gemeinsames Team Deutschland auf.»
Der bisherige Saisonverlauf lässt durchaus auf eine erfolgreiche WM hoffen. Bei den drei Weltcups in Italien, Belgien und den USA haben die deutschen Athletinnen und Athleten insgesamt 37 Podiumsplätze eingefahren. Die beiden Handbiker Vico Merklein und Annika Zeyen haben sich den Gesamt-Weltcupsieg gesichert und reisen als Medaillenanwärter in ihren Startklassen an. Zudem ist Rückkehrerin Andrea Eskau nach längerer Verletzungspause seit dieser Saison wieder an Bord. Hoffnungen auf Edelmetall können sich auch einige Zweirad- und Dreiradfahrer aus dem deutschen Team machen. Routinier Michael Teuber holte bei der Straßen-WM im kanadischen Baie-Comeau im Vorjahr Gold und damit seinen historischen elften Titel in der Disziplin des Einzelzeitfahrens. Maike Hausberger kürte sich in Kanada zur Doppel-Weltmeisterin (C2). Als amtierende Weltmeisterin im Zeitfahren tritt etwa auch Kerstin Brachtendorf (C5) an. Bei den Dreiradfahrerinnen sind Weltmeisterin Jana Majunke aus Cottbus und Angelika Dreock-Käser (Bremervörde) Garanten für Podestplätze. 14 WM-Medaillen hatte das deutsche Team in Kanada insgesamt geholt.
Lang erklärt: «Es gibt keine Medaillenvorgaben. Ich möchte einfach Top-Leistungen von jedem und jeder Einzelnen sehen. Unser Team ums Team wird die Athletinnen und Athleten dabei bestens unterstützen. Wir haben in vielen Klassen einige heiße Eisen im Feuer.» Auf der Bahn sei die Konkurrenz, insbesondere aus Italien, Großbritannien und Frankreich, extrem groß. «Wir wollen mittelfristig etwas auf der Bahn aufbauen und schauen jetzt in Glasgow genau, wo wir stehen», so Lang, der eine große logistische Hürde bereits persönlich genommen hat: Einen Großteil des Equipments hatte der Bundestrainer selbst mit einem Laster von Deutschland nach Schottland gefahren. Vor Ort wird erneut Teamwork der Deutschen gefragt sein, damit Räder und Material pünktlich und sicher von Glasgow nach Dumfries transportiert werden können, ehe die Handbikes für das Team Relay zum Abschluss wieder zurück nach Glasgow müssen.
Besonders wichtig ist die WM auch, weil die Para-Cycler in Glasgow noch Punkte für die Qualifikation zu den Paralympics in Paris 2024 sammeln können. Gepackt haben einige sogar gleich für zwei Wettbewerbe: Wenige Tage nach der WM stehen bereits die Europameisterschaften in Rotterdam (Niederlande) an.