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Jörg Jaksche fährt beim Einzelzeitfahren auf der 1. Etappe.
10.03.2004 12:45
Ein Stück Freiheit für Jaksche

Roanne/Berlin (dpa) - Jörg Jaksche strampelt sich frei. Mit seinem Wechsel vom Once-Team zur von Bjarne Riis geführten CSC-Formation vollzog der Radprofi auch einen Rollentausch.

Mit der Unterschrift kaufte sich Jaksche, der im Moment bei der renommierten Fernfahrt Paris - Nizza im Gelben Trikot Furore macht, auch ein bisschen Freiheit: mehr auf eigene Rechnung, weniger der Mann für alle Fälle. «Wenn man immer nur für andere gefahren ist, bleibt einem die eigene Stärke fast verborgen», erkannte Jaksche, der bei Polti, Telekom und Once nie in die Nähe der Chefrolle im Team kam. Zumindest im Augenblick gehört sie ihm bei CSC.

Aber auch für den Siegfall in Nizza macht sein Vorgesetzer kein Hehl daraus, wer im Juli bei der Tour de France das Sagen haben wird. «Es ist abgesprochen, dass Jörg da für Ivan Basso und Carlos Sastre fährt», erklärte der ehemalige Toursieger Riis, der Jaksche im vergangenen September zu CSC lotste, obwohl Gerolsteiner angeblich das weit bessere finanzielle Angebot vorgelegt und bereits die Zusage des 27-jährigen Militär-Weltmeisters aus Ansbach hatte. «Warum er sich plötzlich doch für Riis entschieden hat, gehört in den Bereich der Spekulation», sagte Gerolsteiner-Chef Hans-Michael Holcer, der im Moment mit Davide Rebellin den gefährlichsten Herausforderer für Jaksche stellt.

Vor dem kleinen Italiener hat Riis, der sein komplettes Team in den Dienst von Jaksche stellt, Respekt. «Jörg ist ein guter Zeitfahrer und stark genug am Berg, aber Spurts sind nicht seine Stärke. Bei den Zwischensprints, bei denen es um Sekunden-Gutschriften geht, könnte Rebellin gefährlich werden», meinte der Däne, der in seiner aktiven Zeit figürlich wie ein Duplikat Jörg Jaksches wirkte. Auch Riis «wachte» als 32-jähriger Toursieger erst spät auf.

Den Kampf gegen die Uhr ließ Riis Jaksche in der Toskana im November besonders üben. Ein Rezept des gewieften Dänen, der bei der vergangenen Tour die Teamwertung gewann, sind ungewöhnliche Trainings- und Motivations-Methoden. Im Winter zieht er seine Fahrer in einer Art Survival-Camp mit allerlei zu bestehenden Mutproben zusammen. Zur Gewöhnung an die wenig kommoden Zeitfahrräder dienen 120-km-Fahrten - Rückenschmerzen inklusive.

Die «L'Équipe» - das Verlagshaus dahinter ist Organisator der Tour und der laufenden Fernfahrt - prophezeite dem sehr schlanken, 1,85 m großen Franken nach dessen Zeitfahrsieg zum Auftakt eine große Zukunft. Sein avisierter Erfolg in Nizza wäre Jaksches zweiter in diesem Jahr nach dem Gewinn der Mittelmeer-Rundfahrt. Im vorigen Jahr war er Vierter, bei der Tour 2003 verschenkte der zurückhaltende Arzt-Sohn eine Platzierung unter den ersten Zehn, weil er seinem schwer gestürzten Freund Joseba Beloki an der Unfallstelle minutenlang moralischen Beistand leistete. In Nizza steht Jaksche vier Jahre nach Andreas Klöden nun auf dem Sprung zum größten Karriere-Erfolg.


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