Foix (dpa) - 13 Jahren nach der unschön zu Ende gegangenen Ära um Jan Ullrich und Andreas Klöden hat Deutschland wieder einen Rundfahrer von internationalem Format.
Emanuel Buchmann fährt nach seinem beeindruckenden vierten Platz auf dem Tourmalet bei der 106. Tour de France um die Top-Plätze im Gesamtklassement. «Ich bin auf einem sehr guten Weg. So kann es weitergehen», sagte der Ravensburger, der nicht gerade zu den Lautsprechern im Peloton gehört. Vergleiche mit den früheren Telekom-Stars lehnt er ab: «Ich will in keine Fußstapfen treten.» Was steckt hinter den Erfolgen von Buchmann?
SEIN WERDEGANG: Schon mit 22 Jahren gab Buchmann sein Tour-Debüt und ließ damals mit einem dritten Platz auf der Pyrenäen-Etappe nach Cauterets aufhorchen. Kurz zuvor hatte er völlig überraschend den deutschen Meistertitel geholt. Bei Bora-hansgrohe wurde er behutsam aufgebaut. Im letzten Jahr war er erstmals Kapitän bei der Vuelta und wurde Gesamtzwölfter. Eine noch bessere Platzierung hätten Fehler bei der Ernährung verhindert. Dies scheint er 2019 abgestellt zu haben. Bei der anspruchsvollen Baskenland-Rundfahrt und dem Criterium du Daphiné belegte er jedenfalls den dritten Gesamtrang.
SEIN TEAM: Noch vor zehn Jahren gehörte der Radrennstall aus Raubling zu den No-Name-Teams und war mit einem geliehenen Camper unterwegs. Heute zählt Bora-hansgrohe zu den Top-Mannschaften und hat schon 34 Saisonsiege eingefahren. Im dreimaligen Weltmeister Peter Sagan fährt die schillerndste Persönlichkeit des Pelotons im Team. «Den meisten Druck hat Peter. Er kriegt am meisten Geld, von ihm wird am meisten erwartet», sagt Buchmann.
SEINE KONKURRENTEN: Haben ihn allmählich auf dem Zettel. «Er fährt die ganze Zeit schon sehr gut», lobte jüngst Tour-Titelverteidiger Geraint Thomas, der das auf dem Tourmalet bei einer Attacke von Buchmann zu spüren bekam. Beim Tour-Organ «L'Equipe» blieb er dagegen lange unbemerkt: Bis zu den Pyrenäen wurde er in der Liste der Top-Favoriten nicht erwähnt.
SEINE FREUNDIN: Claudia Eder ist Ernährungswissenschaftlerin und war früher selbst im Bora-Team angestellt. Mit ihr als Ratgeberin hat der 26-Jährige keine Probleme mit seinem Gewicht. 62 Kilogramm bringt Buchmann bei 1,81 Metern auf die Waage - perfekt für das Hochgebirge. «Er schläft schlecht ein, wenn er ein Eis ist», berichtet Denk. Auch sonst blüht Buchmann bei Claudia Eder auf, wie sie der ARD sagte: «Zu Hause ist er nicht so schweigsam, sonst wäre es auch langweilig.»
SEIN MANAGER: Gibt es nicht. Buchmann handelt seine Verträge selbst aus - und das als Ich-AG gar nicht mal so schlecht. «Er hat die Verhandlungen selbst geführt, aber in einer souveränen Art und Weise. Er hat die Grundkenntnisse im Rechtsbereich erkannt. Man kennt ihn als ruhigen Zeitgenossen. Aber wenn die Tür zu ist, kann er ganz anders sein. Ich habe ihn nach der Vertragsunterzeichnung für seine Herangehensweise gratuliert», erzählte Teamchef Denk.
SEIN ZIMMERKOLLEGE: Gibt es auch nicht mehr. Buchmann teilte sich bei der Tour das Zimmer mit Maximilian Schachmann, der allerdings beim Einzelzeitfahren in Pau stürzte und einen dreifachen Bruch der Mittelhand erlitt. «Das ist schade, er war ein wichtiger Helfer», sagte Buchmann. Auch sonst stimmte die Chemie zwischen den beiden. Häufigstes Gesprächsthema war die finanzielle Absicherung im Alter, wie Schachmann verriet. Buchmann sei ein angenehmer Partner auf dem Zimmer. Er habe einmal kurz geschnarcht, sich dann aber umgedreht. Nun hat Buchmann den Luxus eines Einzelzimmers.
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