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Jörg Jaksche während der 9. Tour-Etappe von Bourg d'Oisans nach Gap in Aktion.
15.07.2003 11:36
Jaksche von Tour-Organisation ausgezeichnet

Gap (dpa) - An einem der «schlimmsten Tage» seiner Karriere wurden Jörg Jaksche gleich mehrere Auszeichnungen zuteil. Nach der 9. Etappe, auf der sein Freund und Team-Kapitän Joseba Beloki stürzte und schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht werden musste, schloss ihn zuerst der Tour-Sponsor «Coeur de Lion» ins Herz.

Der Käse-Hersteller, der tägliche tausende von Camembert-Stückchen in Herzform verschenkt, zeichnete Jaksche als aktivsten Fahrer des Tages aus. Dafür gab es am Start der 10. Etappe in Gap die rote Startnummer 15 und 1000 Euro. Der Jury sitzt Tour-Direktor Jean-Marie Leblanc vor. Jaksches früherer Teamleiter Walter Godefroot, jetzt Manager des Konkurrenz-Unternehmens Telekom, nannte den 26-jährigen Arzt-Sohn aus Ansbach «zusammen mit unserem Etappensieger Alexander Winokurow den besten Mann des Tages».

Jaksche, im dritten Jahr im spanischen Team Once beschäftigt, in dem der Vorjahres-Zweite Beloki mit einem Ellenbogen-, Handgelenks- und Oberschenkelhalsbruch mehrere Monate ausfallen wird, war auf dem Weg nach Gap nicht nur äußerst aktiv und brachte das Gelbe Trikot ins Wanken. Den schlanken Franken (67 Kilo bei 1,86 Meter Größe) zeichneten auch «Mut, Entsagung und Solidarität» aus, wie es im Text zur Begründung der Preisverteilung hieß. Am Unfallort in einer abschüssigen Kurve, in der Beloki unmittelbar vor Lance Armstrong gestürzt war und den viermaligen Toursieger zu einer Querfeldein-Einlage gezwungen hatte, hielt Jaksche an und verschenkte einen Platz unter den Top Ten des Gesamtklassements.

«Daran habe ich in diesem Moment gar nicht gedacht. Joseba ist mein Freund. Da gebietet es der Anstand, stehen zu bleiben. Vielleicht hätte ich helfen können. Ich bin erst drei oder vier Minuten später weitergefahren», erzählte Jaksche, wegen seines fließenden Spanisch im Ziel ein sehr gefragter Mann.

Sportliche Konsequenz der Hilfsbereitschaft: Jaksche, der auf der letzten Alpen-Etappe fast den ganzen Tag in einer Spitzengruppe gefahren war, dabei lange - zumindest virtuell - im Gelben Trikot unterwegs war und den Etappensieg vor Augen hatte, rutschte von Rang zehn auf Platz 18. Er erreichte das Ziel 4:26 Minuten hinter Etappensieger Winokurow, obwohl er zehn Kilometer davor noch mit dem Olympia-Zweiten aus Kasachstan und anderen eine Spitzengruppe gebildet hatte.

Jaksche ist ein Musterbeispiel an Loyalität, die selten belohnt wird. Auf der Deutschland-Tour im Juni wurde er von eigenen Team- Kollegen auf der Schwarzwald-Etappe im Finale niedergespurtet, obwohl er durch seine Attacke dem Once-Team erst zu einer einzigartigen Gala-Vorstellung verholfen hatte. «Er ist ein Mann mit großer Klasse, der vielleicht manchmal etwas unterschätzt wird. Leider hält er eine Drei-Wochen-Tour kräftemäßig nicht immer vollständig durch. Zum Schluss baut er immer etwas ab. Aber er ist noch jung», lobte Toursieger Bjarne Riis, Teamchef bei der dänischen CSC-Mannschaft. Dass Jaksche irgendwann einmal bei ihm fahren könnte, kann sich Riis genauso vorstellen wie Godefroot, der den früheren Militär- Weltmeister 2000 ziehen ließ.

«Ich habe zwar noch bis 2004 bei Once einen Vertrag. Aber es könnte mit dem Sponsor Schwierigkeiten geben, so dass schon am Saisonende Schluss ist», sagte Jaksche, der Vertragsverhandlungen schon ankurbelte: «Riis ist mein sportliches und menschliches Vorbild.» Godefroot wäre nicht abgeneigt, Jaksche zurückzuholen: «Er ist ganz großartig. Wir sind ja nicht im Streit geschieden. Wenn er Interesse und keinen Vertrag mehr hat, ist er willkommen.»


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