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Nicht nur für Nairo Quintana ist der Mont Ventoux eine besondere Ankunft. Foto: Yoan Valat
13.07.2016 18:56
Sturm auf den Ventoux an Frankreichs Nationalfeiertag

Montpellier (dpa) - Der Sturm auf den Mont Ventoux am Nationalfeiertag der Franzosen wird ein verkürztes Spektakel. Die Etappe auf den legendären Gipfel mit einem eigentlich 15,7 Kilometern langen Anstieg wird am 14. Juli sechs Kilometer vorher beendet. Der Berg des Windes macht seinem Namen alle Ehre.

Wegen vorhergesagter Windgeschwindigkeiten von über 100 Stundenkilometern fällten die Tour-Verantwortlichen zur Sicherheit von Sportlern und Zuschauern am Mittwoch diese Entscheidung. Das könnte noch einmal Einfluss auf die Taktik der Siegkandidaten haben.

Vor dem 12. Teilstück vergrößerte Chris Froome seinen Vorsprung durch seinen zweiten Platz in Montpellier noch einmal. Der Kolumbianer Nairo Quintana liegt auf Rang vier bereits 35 Sekunden zurück. Und er will unbedingt den Sieg auf dem unbarmherzigen, gnadenlosen und brutalen Berg: «Der Ventoux ist ein Mythos im Radsport und jeder will dort gewinnen, wie es die Allergrößten schon geschafft haben.»

Tony Martin war schon mal kurz davor. Bei seiner ersten Tour kam er 2009 auf den zweiten Platz. «Schade, ich kannte die Zieleinfahrt nicht. Wenn ich gewusst hätte, dass das Ziel direkt nach der Kurve kommt, hätte ich auch gewinnen können», sagte Martin damals.

Die letzten Meter kennt der 31-Jährige mittlerweile. Vor dem erneuten Sturm auf den windigen Berg aber denkt Martin am Donnerstag vor allem an die 37,5 Kilometer, die am nächsten Tag folgen: Einzelzeitfahren in Bourg-Saint-Andéol. Dort will der dreimalige Weltmeister den Kampf gegen die Uhr gewinnen und seinen ersten Etappensieg verbuchen.

Bei der verkürzten Ankunft auf der Höhe des Chalet Reynard dürften vermutlich andere triumphieren. Vieles deutet auf das Duell zwischen dem führenden Froome, der 2013 auf dem Monument der Provence einen seiner beeindruckendsten Tour-Tagessiege gefeiert hatte, und Quintana hin. Nach dem 1912 Meter hohen Mont Ventoux kommen die Alpen, wo Quintana Froome im vergangenen Jahr angezählt hatte. Die Prachtstraße Champs Elysées, die auch den Sieger der 103. Auflage zur Champagner-Fahrt empfängt, ist noch weit weg.

Vor allem Jubel kommt die Qual. Den Mont Ventoux in Angriff zu nehmen, «schwächt die Beine und blockiert die Lungen über alles Definierbare hinaus», heißt es auf der Homepage der Tour. Er erhebt sich aus der grünen und hügeligen Landschaft der Provence. Dieser majestätische Berg, der sein brutales Gesicht erst auf den letzten Kilometern offenbart. Keine Bäume mehr, keine Pflanzen mehr, nichts Grünes, nur noch karges lebloses Grau. «Er macht ihnen allen eine Gänsehaut!», schreibt die Tour.

Es ist nicht nur sein bloßer Anblick, es ist auch seine Geschichte. 1967 kam der Brite Tom Simpson an dem Berg ums Leben. Der damals 29-Jährige strampelte dem Sieg entgegen, auf den letzten Kilometern fuhr Simpson plötzlich Schlangenlinien. 1500 Meter vor dem Ziel fiel er von seinem Rad. Er starb wenig später in einem Krankenhaus in Avignon. Simpson hatte sich mit Amphetaminen und hochprozentigem Alkohol vollgepumpt, um den kahlen Berg zu bezwingen.


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