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Milrams Christian Knees fährt bei der Tour hinterher.
20.07.2010 14:56
Milrams Tour-Abschied ohne Erfolg und Fortune

Bagnères-de-Luchon (dpa) - Der Pressesprecher lieferte unfreiwillig die passende Standortbeschreibung des Milram-Teams, obwohl er nur den Weg zur Pressekonferenz weisen wollte: «Ganz links hinten in der Ecke.»

Das einzige deutsche ProTour-Team steht bei der 97. Tour de France im Abseits - nicht nur, weil die «Milchbubis» inzwischen auch den letzten Platz der Mannschaftswertung zieren. Der Sponsor springt zum Saisonende ab, die Fahrer-Prominenz um Linus Gerdemann und Gerald Ciolek hat sich längst anders orientiert. Milrams letzte Tour ähnelt der bisherigen Abschiedsvorstellung Lance Armstrongs: Ohne Anspruch, ohne Erfolg und ohne Fortune.

Der zweite Platz des Topsprinters Ciolek hinter Mark Cavendish in Montargis war vor der 16. Etappe die einzige magere Ausbeute für Milram. Noch nie, seit das Team 2006 ins Rennen geschickt wurde, sprang für die Blauen ein Tour-Etappensieg heraus. Die Chancen auf Änderung dieser Bilanz ist denkbar gering. Im Vorjahr lautete die Tour-Devise des Teammanagers Gerry van Gerwen «attraktiv und offensiv» fahren. Diesmal forderte der Niederländer: «Wir müssen in jeder Ausreißergruppe dabei sein.»

Auch dieses Minimalziel wurde größtenteils verpasst. Johannes Fröhlinger und Luke Roberts fuhren zwar in Spitzengruppen, hielten aber nicht bis zum Schluss ganz vorne mit. Auf der 12. Etappe gingen 18 Fahrer aus 15 Mannschaften auf die Reise und konnten sich stundenlanger Fernsehpräsenz sicher sein - das freut jeden Sponsor. Milram fehlte in dieser Ausreißergruppe. «Es ist nicht mal gesagt, dass es am Willen fehlt», sagte Milrams technischer Direktor Christian Henn, der seine Fühler auch schon nach anderen Arbeitgebern ausgestreckt hat: «Nach der Tour sind die ersten Fahrer weg. Danach finde ich hoffentlich auch etwas.»

Angesichts der mageren Ausbeute fällt es dem Sponsor «Nordmilch» vermutlich immer schwerer, ihren Bauern, die beim Milchpreis um jeden Cent kämpfen müssen, die jährlichen Investitionen im Radsport-Zirkus von geschätzten acht Millionen Euro zu erklären. Aber Milram findet nicht nur sportlich nicht statt. Das Logo ist am von Hunderttausenden gesäumten Straßenrand unbekannt. Das war zu «seligen» T-Mobile- und Gerolsteiner-Zeiten noch ganz anders, als ganze Regionen in Magenta erstrahlten.

Das Interesse der Bremer Geldgeber am Radsport scheint ohnehin in sehr engen Grenzen zu verlaufen. Zur Pressekonferenz am zweiten Tour-Ruhetag in Pau, wenn van Gerwen offiziell verkünden wird, dass Nordmilch sein Sponsoring nicht verlängert, hat sich kein Vertreter aus Bremen angemeldet. «Ich glaube nicht, dass einer kommt», meinte van Gerwen, der in der vergangenen Woche innerhalb und außerhalb des Teams für Verwirrung sorgte. Erst bestätigte er den definitiven Ausstieg des Finanziers, dann ruderte er zwei Stunden später zurück und sprach von vagen Hilfestellungen, die weiterbestehen könnten.     

Aber die Milram-Leitung vor Ort, die ihre Fahrer nach einer Hitzeetappe beim verständlichen Wunsch nach kühlen Getränken schon mal enttäuschen mussten, ist auch mit wenig zufrieden. «Gerald Ciolek ist nach einer überzeugenden Teamleistung knapp an einer weiteren Top Ten-Platzierung vorbei gefahren. Der Pulheimer belegte nach guter Vorarbeit seines Kapitänskollegen Linus Gerdemann im Sprint um Platz zwei den elften Rang», hieß es in einer Pressemitteilung in Mende.


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