Frankfurt (dpa) - Die Sechstagerennen in Berlin, Bremen, Dortmund und München finden wie geplant statt. Die Veranstalter zeigen dabei wenig Verständnis für die Absage von Stuttgart. «Natürlich ist die ganze Geschichte grausam, und jeder von uns ist gegen Doping. Aber wir hatten in 44 Jahren in Bremen nicht einen Dopingfall», sagte Geschäftsführer Frank Minder von der Bremer Sport Marketing GmbH der Deutschen Presse-Agentur dpa. Auch der Chef der Berliner Sixdays, Heinrich Seesing, meinte: «Ich will nicht, dass alles in einen Topf geworfen wird. Der Bahnradsport ist sauber.» Wegen der andauernden Dopingfälle hatte Stuttgart seine 26. Veranstaltung im Januar 2009 abgesagt.
Nicht gefährdet sind die bereits am 30. Oktober beginnenden Sixdays in Dortmund. «Wenn man mit Herzblut beim Radsport ist, ist es gerade jetzt angesagt, dass niemand das Schiff verlässt - auch wenn Wind aufkommt», sagte Veranstalter Ernst Claußmeyer.
Erbost und enttäuscht reagierten die Bahnradfahrer auf die Entscheidung der Schwaben, zumindest die Veranstaltung vom 15. bis 20. Januar zu streichen und eventuell 2010 einen Neuanfang zu wagen. «Ich bin geschockt und empört», sagte der Schweizer Bruno Risi den «Stuttgarter Nachrichten». Ex-Profi Gerd Dörich (Sindelfingen) vermutete hinter der Absage auch Kalkül: «Das Rennen hat ja schon öfter aus finanziellen Gründen gewackelt. Vielleicht wurde jetzt auch nur ein Vorwand gefunden, um keine Roten Zahlen schreiben zu müssen.» Auch Bremens Veranstalter Minder vermutet, dass in Stuttgart «die Dopingaffäre als Alibi genommen wird».
In der Tat hatten mehrere Co-Sponsoren in Stuttgart ihre Verträge nicht verlängert - Konsequenzen, die die anderen Sixdays-Veranstalter ebenfalls fürchten müssen. Seesing räumte vor der 100. Auflage in Berlin (22. bis 27. Januar) ein, «dass das Geschäft schwerer geworden ist, vor allem die Suche nach Sponsoren. Die Doping-Enthüllungen des Straßenradsports kratzen leider auch am Image des Bahnradsports.» Berlin sei jedoch eine Traditionsveranstaltung. «Wir gehen in guten Schuhen, die Rennen finden auch in Zukunft statt.»
Bremen, wo das Rennen vom 8. bis 13. Januar stattfindet, hat nach Angaben Minders im vergangenen Jahr, als die Zahl der Dopingsünder viel höher gewesen sei, «nicht einen Sponsor verloren». Ein Ausstieg ist auch beim Sechstagerennen vom 6. bis 11. November in München kein Thema, obwohl man 2007 mit einem massiven Zuschauerrückgang zu kämpfen hatte. «Das aktuelle Dopingthema ist natürlich alles andere als förderlich», sagte Veranstalter Klaus Cyron, verwies aber darauf: «Bahn- und Straßenradsport sind völlig verschiedene Geschichten. Wir haben bei uns keinen Stefan Schumacher.»