Albstadt (rad-net) - Klare Favoriten, eine fehlende Titelverteidigerin und große Konkurrenz: Zur Europameisterschaft der Mountainbiker auf der Marathon-Distanz werden am Sonntag in Albstadt spannende Rennen erwartet. Die deutschen Biker haben in Abwesenheit von Vorjahressiegerin Sabine Spitz auf der 95 Kilometer langen Distanz, die insgesamt mehr als 1000 Teilnehmer in Angriff nehmen werden, dagegen nur Außenseiter-Chancen.
Der Franzose Thomas Dietsch wäre eigentlich großer Favorit auf den Titel, aber nach einem Ellbogenbruch vor zwei Monaten griff er erst zur Craft BIKE Trans Germany wieder in das Renngeschehen ein. Dort war der Weltranglistenführende mit Österreicher Martin Kraler unterwegs, der ebenfalls zu den Medaillenkandidaten zählt, und kam von Tag zu Tag besser in Tritt. Das könnte darauf hin deuten, dass der Mann aus den Vogesen rechtzeitig wieder fit geworden ist.
Hannes Genze aus Sindelfingen glaubt jedenfalls, dass man mit Dietsch rechnen muss. „Auf der Südschleife, da rollt der bloß mit und auf der Nordschleife wird er kurz reintreten“, schätzt der Weltranglisten-Fünfte, der Dietsch schon oft genug auf der Langdistanz erlebt hat.
Was seine eigenen Aussichten angeht, ist Genze skeptisch: „Im Moment habe ich Beine aus Beton“, meinte er zuletzt. Das kann sich allerdings noch ändern bis Sonntag. Immerhin bringt das Team Alb-Gold wohl die schlagkräftigste Mannschaft an den Start, so dass im Zweifelsfall auch Unterstützung da sein wird.
Der Däne Peter Riis Andersen war selbst schon Marathon-WM-Vierter und Jochen Käß ist amtierender Deutscher Marathonmeister. Beide halten sich mit ihren Ambitionen allerdings zurück. Ihr Teamkollege Torsten Marx (Hechingen) laboriert immer noch an Sturzfolgen, so dass er erst kurzfristig über einen Start entscheiden kann.
Konkurrenzfähig dürfte auch Alban Lakata sein. Der Österreicher fuhr zuletzt beim Cross-Country-Weltcup in Schottland als 36. über die Ziellinie, was darauf hindeutet, dass der Weltcup-Zweite vom Marathon-Weltcup in der Türkei in guter Verfassung ist. Das dürften auch die Schweizer sein. Mindestens ein, zwei, drei Eidgenossen aus einer ganzen Armada, die man zu den Medaillenkandidaten zählen darf.
Aus deutscher Sicht wäre Karl Platt (Osthofen) ein Kandidat, doch er bereitet sich eher auf die Cross-Country-WM eine Woche später vor. Das wollen auch die Fumic-Brüder Lado und Manuel (Kirchheim/T.) mit dem Marathon in Albstadt tun. Vielleicht spielt Crosser Johannes Sickmüller (Hamburg) dagegen eine gute Rolle.
Bei den Damen scheint die Lage klarer auf Pia Sundstedt zugeschnitten. Sie hat die Woche der Craft BIKE Trans Germany scheinbar prima verkraftet und gilt ohnehin als Topfavoritin. Sie warnt allerdings vor Dolores Rupp und Esther Süss aus der Schweiz. Vize-Europameisterin Arielle Meurs (Niederlande) gehört gleichfalls zu den Medaillenkandidatinnen. Die deutsche Marathonmeisterin Katrin Schwing (Mosbach) könnte an einem guten Tag Außenseiterchancen besitzen, zumal der Kurs ihr durchaus entgegen kommen könnte. Man darf auch gespannt sein, wie sich die etatmäßige Straßenfahrerin Bianca Knöpfle (Donaueschingen) schlagen wird.