Berlin/Lucca (dpa) - Am Wochenende trainierte er in der Toskana fünf Stunden im strömenden Regen. Der besondere Eifer könnte sich für den von einem Comeback träumenden Doping-Kronzeugen Jörg Jaksche lohnen.
Nachdem der Weltradsport-Verband UCI seine am 30. Juni ablaufende Ein-Jahres-Sperre anerkannte, wächst die Hoffnung bei dem 31 Jahre alten Ansbacher. Die Hoffnung, vielleicht doch noch ein Team zu finden, und die Hoffnung, dass die nach dem verlorenen Machtkampf gegen die Verlagsgruppe ASO schwer angeschlagene UCI der Kronzeugen-Regelung endlich positiv gegenüber steht: «Ich glaube, UCI-Chef Pat McQuaid hat endlich kapiert, um was es geht», sagte Jaksche.
«Er hat mich persönlich angerufen, um mir mitzuteilen, dass sein Verband kein Veto gegen meine Doping-Strafe einlegen wird. Damit kann ich ab 30. Juni auch wieder im ProTour-Bereich fahren. Ich hoffe, ich finde ein Team», sagte Jaksche, der eigene Doping-Praxis in verschiedenen Mannschaften eingestanden und auch Namen von Ärzten, Managern und Fahrern genannt hatte. Möglicherweise kommt es durch den Weltverband jetzt zu weiteren Ermittlungen. «Das wäre ja nur logisch, wenn mein Kronzeugen-Status jetzt anerkannt ist und damit auch meine Aussagen relevant werden», meinte Jaksche.
Der Franke, der unter anderem mit Jan Ullrich und Andreas Klöden bei Telekom fuhr und unter Bjarne Riis bei CSC, hatte seine früheren Team-Manager Gianluigi Stanga direkt sowie Riis und Walter Godefroot indirekt mit Doping in Verbindung gebracht. Seinen Profi-Kollegen Jens Voigt hatte Jaksche mit dessen Vorschlag zitiert, Doping- Präparate während der Tour de France am Straßenrand zu vergraben. Der zweifache Sieger der Deutschland-Tour vom dänischen CSC-Team hatte das auf Nachfrage als gedankenlosen «Flachs» abgetan.
Nachdem die UCI die Jaksche-Strafe des zuständigen Österreichischen Verbandes abgesegnet hatte, will sich der in Kitzbühel wohnende Berg- und Rundfahrt-Spezialist jetzt verstärkt umhören. «Ich bin ganz gut in Form, vielleicht klappt's mit einem Team, wahrscheinlich nicht in Spanien, aber woanders», sagte Jaksche, der auch lange Jahre unter der Regie von Manolo Saiz bei Once und Liberty Seguros fuhr. Der Spanier gilt als einer der Hauptfiguren der Doping-Affäre Fuentes. Allerdings dürfte Jaksche nicht nur auf der iberischen Halbinsel vor verschlossenen Türen stehen. Auch die beiden deutschen ProTour-Teams Gerolsteiner und Milram zeigen wenig Neigung zu einer Verpflichtung.