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Jan Ullrich hat sich zu Wort gemeldet und wettert gegen Rolf Aldag.
10.07.2007 15:17
Offensive von Ullrich/Pevenage - Kritik an Aldag

Compiegne (dpa) - Jan Ullrich und Rudy Pevenage haben ihr Monate langes Schweigen gebrochen, zur Aufklärung der Doping-Affäre Fuentes aber nicht viel beigetragen.

In einem Exklusiv-Interview in der «L'Équipe» erhob der im Februar zurückgetretene Ullrich schwere Vorwürfe gegen den geständigen Rolf Aldag. In der «Süddeutschen Zeitung» gab Pevenage eine Kooperation mit Fuentes zu: «Glauben Sie ich bin der einzige Sportliche Leiter, der Kontakt zu ihm hatte»? Sowohl gegen Ullrich als auch gegen Pevenage ermittelt die Bonner Staatsanwaltschaft wegen Betruges zum Nachteil ihres ehemaligen Radprofi-Rennstalls T-Mobile.

Gianluigi Stanga, der von der Tour de France nach den Anschuldigungen Jörg Jaksches fern gebliebene Teamchef von Milram, kündigte eine Klage gegen den Ansbacher Ex-Profi an. Der Italiener schloss die Möglichkeit des Rückzugs des Sponsors Nordmilch nicht aus, wenn Topsprinter Alessandro Petacchi am 24. Juli vom italienischen Verband wegen Dopings verurteilt wird. Beim Giro wurde bei Petacchi ein zu hoher Cortekoid-Gehalt im Urin gemessen. Er hatte ein Attest für die Benutzung eines Asthma-Sprays, das ihm zugestandene Limit aber weit überschritten.

Ullrich, der bei den TV-Übertragungen zu Hause in Scherzingen immer den Ton abdreht, «weil mein Name öfter vorkommt, als der der Fahrer», griff seinen früheren Team-Kollegen und jetzigen T-Mobile-Teamchef Aldag an. «Er hat viel Geld mit mir verdient. Wenn es kein sauberes Geld ist, wieso hat er es nicht zurückgegeben oder einer gemeinnützigen Organisation gespendet?», fragte Ullrich, der Aldag nach seinem Geständnis im Mai eine SMS mit folgendem Inhalt geschickt hätte: «Wenn ich ein Buch schriebe, wärst du die Hauptperson als Märchenerzähler.» Aldag sagte, er habe diese Mitteilung nie erhalten.

In dem «L'Équipe»-Interview schildert sich Ullrich als glücklichen Menschen, der «eine neue Freiheit» entdeckt habe. «Viele Journalisten glauben, ich stehe vor dem Selbstmord, aber ich bin noch da und glücklich mit dem Leben», sagte er. Seine Frau Sara erwartet im September das gemeinsame Kind, und Ullrich profiliert sich bereits als Hausmann: «In meiner früheren Höhenkammer in unserem Haus trocknet jetzt die Wäsche.» Trotz enormer Anwaltskosten spürt der 33-Jährige keinen finanziellen Druck: «Ich bin niemandem etwas schuldig. Ich habe genug Geld, um gemütlich bis ans Ende meiner Tage zu leben».

Aldag und Erik Zabel hätten einen anderen Druck verspürt und laut Ullrich öffentlich «ihre Fehler zugeben müssen, um weiter zu arbeiten». Er fragte: «Haben sie überhaupt alles gesagt»? Aldag und Zabel («Nur eine Woche EPO probiert») waren kritisiert worden, weil ihre Geständnisse genau an der Verjährungs-Grenze von acht Jahren halt machten. Aldag erklärte der dpa: «Der einzige nicht zu Stande gekommene Kontakt in den letzten Monaten war ein Anruf Ullrichs auf meinem Handy um 05.30 Uhr morgens, nachdem ich am Abend vorher bei Kerner war.» Aldag könne sich nicht erklären, warum er als Sündenbock für Ullrich herhalten muss: «Ich habe nie gesagt, dass das Geld 'dreckig' war und immer darauf hingewiesen, dass der deutsche Radsport Ullrich trotz allem auch viel zu verdanken hatte.»

Der von Jaksche stark belastete Stanga gestand eine «Teil- Mitverantwortung» in Sachen Doping ein. «Wenn es eine Verantwortung dafür gibt, teile ich sie mit Organisatoren, Sport-Behörden und Journalisten, die dann alle mitverurteilt werden müssten», sagte der Milram-Chef in der «L'Équipe». «Es gibt Leute, die spekulieren, animieren und Leute wie mich, die so taten, als wäre gar nichts. Ich habe niemals zum EPO-Doping animiert», meinte Stanga und kündigte an: «Wir werden gegen gegen Jaksche vor Gericht gehen.»

Bei einer Petacchi-Verurteilung am 24. Juli, die sehr nahe liegt, könnte der Teamchef und -Besitzer einen vorzeitigen Ausstieg des Sponsors nicht ausschließen. «Bei einem Doping-Fall kann Milram den Vertrag kündigen», meinte Stanga, der über ein Zusammentreffen mit dem Kommunikations-Vorstand vor der Tour «enttäuscht» war: «Ich hätte mehr Vertrauen erwartet.» Er, Stanga, lasse sich seinen seit «30 Jahren bestehenden guten Ruf nicht von einem Jaksche kaputt» machen. Der Ex-Profi hatte im «Spiegel» unter anderem erklärt, bei Stanga EPO-Doping in einem «Crashkurs» gelernt zu haben.

Fabian Wegmann hat unterdessen mit Wut und Unverständnis auf den Fernsehauftritt Jaksches reagiert. «Für mich ist das ein Schlag ins Gesicht, wenn ich sehe, wie die ARD Jörg Jaksche als Co-Kommentator vorstellt. Er hat jahrelang beschissen und ewig damit Geld verdient. Und jetzt kassiert er weiter ab, redet von Moral und will den Radsport retten. Dazu fällt mir nichts mehr ein», sagte der deutsche Meister vom Team Gerolsteiner den «Westfälischen Nachrichten». Jaksche war auf ARD-Einladung zu Gast im Ziel der zweiten Tour-Etappe in Gent.


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