Schaffhausen (dpa) - Der Berg ruft: Jan Ullrich holt sich auch in diesem Jahr in den Schweizer Alpen seinen Formschliff für das letzte Tour-de-France-Duell gegen Lance Armstrong.
Ein Jahr nach seinem hauchdünnen Gesamtsieg bei der Schweiz-Rundfahrt, der 2004 sein größter Erfolg blieb, hat der Wahl-Schweizer diesmal jedoch andere Ziele. «Es geht mir um die gezielte Vorbereitung auf die Tour de France», sagt Ullrich vor den 1354 Kilometern bei der 59. Auflage der Tour de Suisse, die mit Bergankünften im österreichischen St. Anton, in Arosa und Verbier gespickt ist. «Diese Etappen bieten mir die Gelegenheit, meine Bergfestigkeit zu prüfen. Das eine oder andere Mal möchte ich mich schon vorne zeigen.»
Im vorigen Jahr hatte sich Ullrich beim abschließenden Zeitfahren mit dem minimalen Vorsprung von einer Sekunde den Gesamtsieg vor Lokalmatador Fabian Jeker geholt. Dieses Jahr steht zum Abschluss am 19. Juni eine schwere 100-Kilometer-Runde auf dem Programm. Bei der 9. und letzten Etappe sind gut 3000 der insgesamt fast 20 000 Höhenmeter zu bewältigen. Start und Ziel befinden sich im Rhone-Tal in einem Dorf namens Ulrichen.
Nach dem Grand Prix Schwarzwald und Platz zwei in Gippingen am vorigen Wochenende sitzt Ullrich wieder im Sattel. Doch von Training hat auch der 31-Jährige nun «die Nase voll» und ist heiß auf den Ernstfall: «Ich will jetzt Rennen fahren. Im Wettkampf ist es leichter, ans Limit zu gehen. Wer sieht schon tatenlos zu, wenn der Nachbar schneller fährt als man selbst.»
Drei Pfund zu viel hat der Tour-Sieger von 1997 nach eigenem Bekunden noch auf den Rippen. Ob drei Wochen vor dem Start zur Großen Schleife schon die nötige Spritzigkeit da ist, wird sich erstmals am 12. Juni zeigen. Dann steht in Weinfelden ein 36 Kilometer langes Einzelzeitfahren auf dem Programm.
Zum Auftakt am 11. Juni werden nach 170 Kilometern von Schaffhausen nach Weinfelden die Sprinter vorn erwartet. Nicht dabei sein wird Erik Zabel. Der T-Mobile-Profi nimmt stattdessen vom 17. bis 21. Juni an der Asturien-Rundfahrt in Spanien teil. Ullrichs wichtigste Helfer in Frankreich, Andreas Klöden und der 2003 in der Schweiz erfolgreiche Alexander Winokurow, testen ihre Form ebenso wie Armstrong bei der Fernfahrt Dauphiné Libéré in Südfrankreich. Dort zeigte Winokurow mit seinem Erfolg am Mont Ventoux, dass er auch bei der Tour mehr als nur Helfer sein kann oder gar will, während Armstrong noch nicht in Höchstform ist.
Kein Wiedersehen, zumindest aber ein Wiederhören gibt es mit Danilo Hondo. Der nach seiner positiven Dopingprobe für ein Jahr gesperrte Sprinter wird die 7. Etappe für das Deutsche Sportfernsehen (DSF) als Co-Kommentator begleiten. Sein ehemaliger Rennstall Gerolsteiner hofft in der Schweiz auf den Österreicher Georg Totschnig, zu den Favoriten zählt außerdem der Italiener Gilberto Simoni nach Platz zwei beim Giro d'Italia.