Leon (dpa) - Die Schar der Tour-Enttäuschten ist groß. Vorjahressieger Roberto Heras, Olympiasieger Tyler Hamilton, Oscar Sevilla sowie die Sprinter Erik Zabel und Alessandro Petacchi gehen bei der Spanien-Rundfahrt auf Rehabilitations-Kurs.
Dabei gilt die Vuelta vielen auch als Vorbereitung auf die Straßen-WM vom 27. September bis 3. Oktober in Verona und Bardolino am Gardasee. Die von ihm 1999 gewonnene Vuelta ist kein Thema für Jan Ullrich, der seinen angekündigten WM-Start noch immer nicht bestätigt hat. Auf seiner Homepage feiert er derzeit seinen Doppelschlag bei «Kirmes-Rennen» in Heppenheim und Essen, die der Weltverband nicht mal mit Weltranglisten-Punkten bedachte.
Aus deutscher Sicht ist bei der anstrengenden 3033-km-Spanien-Tour der Auftritt der Tour-Verhinderten Jörg Jaksche (Ansbach), Patrik Sinkewitz (Fulda) und Alexander Winokurow vom einzigen deutschen Starter-Team T-Mobile interessant. CSC-Fahrer Jaksche, der sich vor der Tour zum zweiten Mal den Ellbogen brach, will unter Teamchef Bjarne Riis an seine erstaunlichen Frühjahrs-Erfolge anknüpfen.
Sinkewitz (23), Gewinner der Deutschland-Rundfahrt, von der Quick- Step-Teamführung für die Tour aber noch als zu unreif eingestuft, will zeigen, dass er im Gebirge auch bei einer mehrwöchigen Rundfahrt mithalten kann. Der bei der Tour de Suisse im Juni schwer gestürzte Kasache Winokurow konnte bei Olympia in Athen nicht wie geplant auftrumpfen: Die Vuelta soll ihm dafür gerade recht sein. «Wir erwarten viel von 'Wino'. Ob er im Gesamtklassemant eine führende Rolle spielen kann, muss die Entwicklung des Rennens zeigen. Erst mal spekuliert er sicher auf Etappensiege und hat vor allem die WM im Auge», sagte T-Mobile-Manager Walter Godefroot. Er bestätigte: «Jan will die WM fahren. Er ist motiviert, hat er mir erklärt.»
Ullrichs persönlicher Betreuer Rudy Pevenage, der um seine Pfründe bangt, weil aus der Umgebung seines Schützlings Kontakte zu dessen Ex-Coach Peter Becker geknüpft worden sein sollen, scheint skeptisch. Ein frühes Saisonende nach einer möglichen WM-Absage und ein rascher Neuaufbau für 2005 könnten dem nach seiner Olympia-Pleite heftig kritisierten Ullrich nach Meinung des Belgiers dienlicher sein.