Köln (dpa) - Ein Sieg wie Balsam: Erik Zabel hatte mehrfachen Grund zu großer Freude. Mit dem Erfolg bei «Rund um Köln» machte der 33-Jährige deutlich, dass im Team um den stets im Mittelpunkt stehenden Medien-Star Jan Ullrich weiter mit ihm zu rechnen ist.
Außerdem entschied er das innerdeutsche Duell der besten Sprinter gegen seinen früheren Team-Kollegen Danilo Hondo eindeutig zu seinen Gunsten. Sogar die noch längst nicht verdaute Niederlage vom 21. März in San Remo, als er seinen fünften Sieg durch einen Lapsus an Oscar Freire verschenkte, schien Zabel an diesem glücklichen Nachmittag nicht mehr so sehr zu schmerzen. Am Abend trat der Weltranglisten-Spitzenreiter mit strahlendem Gesicht einen Kurzurlaub nach Mallorca an.
«San Remo hat mir doch mehr zugesetzt als ich erwartet hatte und mir lieb war», sagte der gebürtige Berliner, der am Rhein unter sichtlich großem persönlichen Druck stand. Der Erfolgs-Garant hatte erst einen Saisonsieg aus dem Februar nachzuweisen - zu wenig für ihn und seine hohen Ansprüche. Bei der Fahrer- Vorstellung am Morgen vor dem Start an der Bay-Arena in Leverkusen verzog er keine Miene, als das Publikum lautstark seinen neben ihm stehenden Team-Kollegen Ullrich hoch leben ließ.
«Natürlich war dieses direkte Sprint-Duell mit Danilo mit einer gewissen nationalen Brisanz nicht so einfach. Wir wissen sehr viel übereinander und ich habe nicht vergessen, dass er mir bei einigen meiner Erfolge zu Telekom-Zeiten behilflich war. Aber Geschenke gibt es in einer solchen Situation natürlich nicht», sagte Zabel. Sein ehemaliger Helfer, der sich nach der vergangenen Tour de France für Gerolsteiner entschieden hatte, haderte mit dem Schicksal: «Ich weiß, dass ich Erik schlagen kann. Aber ich habe heute einen Fehler gemacht, ich war im entscheidenden Moment eingeklemmt. Aber im Hinblick auf die Tour sind ich und mein Team auf gutem Weg. Mal sehen, wie unsere Duelle dort laufen.»
Zwar hat das Rennen in Köln international eher zweitklassige Bedeutung. Aber für die Moral ist ein Sieg am Rhein allemal gut. Davon weiß auch Ullrich ein Lied zu singen, der im Vorjahr mit seinem Solo sein bemerkenswertes Comeback eingeleitet hatte. Köln wird Zabel vielleicht schon in Maastricht beim Amstel Gold- Race helfen. Beim vierten Weltcup-Rennen macht er sein Team mit Vorjahressieger Alexander Winokurow, Flandern-Rundfahrt-Gewinner Steffen Wesemann und Matthias Kessler noch stärker.
Ullrich, der in Köln den Weg des zurückhaltenden Saisonaufbaus im Hauptfeld mit 5:41 Minuten Rückstand auf Zabel weiter verfolgte, wird entgegen ursprünglicher Planung nicht starten. Ohne hundertprozentige Verfassung hätte er beim Amstel Gold Race das Gefühl, einem Kollegen einen Platz im Team wegzunehmen, meinte Ullrich, der von Eddy Merckx Kritik an seiner schleppenden Vorbereitung einstecken musste.
Ein auf Wunsch des Olympiasiegers einberufener «Krisengipfel» zum Thema Rudy Pevenage lief nach Aussage seines persönlichen Betreuers, der sich als Nicht-Mitglied im Team zuletzt etwas gemobbt fühlte, gut. «Wir sind übereingekommen, besser zusammenzuarbeiten für das große Ziel Toursieg. Das ändert aber nichts an der Festlegung, dass ich nach wie vor nicht bei den Rennen im Teamwagen sitzen werde», sagte Pevenage, der eine gewisse Annäherung zu Manager Walter Godefroot registrierte. «Es war ein positives Gespräch und wir werden uns jetzt ein Mal im Monat zusammensetzen, um Ullrich optimal zu begleiten», sagte Godefroot, der von der «Auto-Geschichte» nichts mehr hören wollte.