Florenz (rad-net) - Aufgrund der andauernden Krise in der Ukraine, hat Yaroslav Popovych, Sportlicher Leiter bei Trek-Segafredo, eine Möglichkeit gefunden, um den Menschen in seiner Heimat zur Seite zu stehen. Der ehemalige ukrainische Rennfahrer organisiert gemeinsam mit Freunden humanitäre Hilfstransporte, die sie aus Italien zur polnisch-ukrainischen Grenze bringen und erhält dabei viel Unterstützung, auch aus der Radsport-Community. Im Gespräch mit «VeloNews» brachte der 42-Jährige jetzt seinen Schmerz über den Krieg in der Ukraine, aber auch seine Dankbarkeit für die allgemein große Hilfsbereitschaft zum Ausdruck.
«Ich kann die Nachrichten nicht mehr sehen, weil es mich wirklich schmerzt, zu sehen, was dort passiert», berichtete Popovych von seiner derzeitigen Gefühlslage. «Vorher habe ich 24 Stunden am Tag Nachrichten gesehen, aber es ist wirklich schwierig, all die Dinge zu sehen, die vor sich gehen. Ich konzentriere mich jetzt auf den Versuch, den Menschen in der Ukraine zu helfen.»
Popovych war zum Zeitpunkt der russischen Invasion in die Ukraine als Sportlicher Leiter bei der UAE-Tour gewesen. Als er von dem Angriff auf seine Heimat erfuhr, habe er sich kaum noch auf etwas anderes konzentrieren können, als darauf, wie er seinen Landsleuten am besten helfen könne, berichtete der Ex-Profi weiter. Deshalb habe er vergangene Woche seine Mannschaft Trek-Segafredo darum gebeten, ihn von seinen Aufgaben freizustellen, sodass er seinem Land und seinen Mitbürgern helfen könne, woraufhin die Mannschaft erklärt habe, dass er sich alle Zeit der Welt nehmen solle, um seine Heimat zu unterstützen.
Seitdem hat Popovych, der mit seiner Frau und seinen Kindern in Italien lebt, bereits einen Hilfstransport mit benötigten Medikamenten und Kleidung zur 1500 Kilometer entfernten polnisch-ukrainischen Grenze gebracht. Dabei berichtete der ehemalige Fahrer von schlimmen Bedingungen in der Grenzregion, weshalb er unbedingt weiterhelfen wolle und bereits einen zweiten Hilfsgütertransport für diese Woche plane: «Die Lage an der Grenze ist sehr schlecht. Ich war letzte Woche dort und habe viele Menschen gesehen, die versucht haben, aus dem Land zu fliehen. Wir werden dorthin gehen, um zu helfen.»
Den ersten Transport habe er gemeinsam mit seinen Freunden innerhalb von zehn Tagen geplant, so Popovych weiter. Dabei seien viele Menschen aus seinem näheren und entfernteren Umkreis auf ihn zugegangen, um Hilfe anzubieten: «Wir haben mit örtlichen Krankenhäusern und Apotheken in Italien zusammengearbeitet, und alle haben uns geholfen, weitere Hilfsgüter, Kleidung und Dinge, die für das Militär benötigt werden, mitzubringen.»
Doch auch in der Radsportgemeinde sei die Hilfsbereitschaft extrem groß, so Popovych weiter. Während Teamkollege Quinn Simmons vergangene Woche eine Spendenaktion ins Leben rief, um Popovych zu helfen – hier wurden mittlerweile knapp 10.000 US-Dollar für die ukrainische Bevölkerung gesammelt – erklärte Popovych, täglich mehrere hundert Nachrichten verschiedener Manager, Fahrer und Fans zu erhalten, mit dem Angebot, zu helfen: «Die Unterstützung durch die Radsportgemeinschaft ist unglaublich. Es gibt so viele Menschen, die uns helfen. Ich kann sie nicht alle nennen, weil ich niemanden vergessen möchte. Jede Spende ist so wichtig.»
Für den zweiten Transport der kommenden Tage rief der Ukrainer jetzt dazu auf, vor allem Erste-Hilfe-Sets und anderes medizinisches Equipment zu spenden, da dies zurzeit am dringendsten benötigt werde. Gleichzeitig appellierte der Ex-Profi an die Allgemeinheit, weiterhin zu spenden und Hilfsbereitschaft zu zeigen, sowie Politiker und Regierungen dazu zu drängen, der ukrainischen Bevölkerung Hilfe zukommen zu lassen.