Manchester (rad-net) – Egan Bernal hat den Sieg der Vuelta a España zum Ziel seiner verbliebenen Saison und darüber hinaus seiner gesamten Karriere erklärt. Nach seinen Erfolgen bei der Tour de France 2019 und dem Giro d’Italia 2021 fehlt dem Kolumbianer nur noch die Vuelta, um in die Reihen der wenigen Fahrer aufzusteigen, die in ihrer Karriere alle drei Grand Tours für sich entscheiden konnten.
«Für mich wäre es ein wahrgewordener Traum, alle drei zu gewinnen», berichtete Bernal in einer Pressekonferenz vor dem morgigen Start der Vuelta. «Das ist nun das größte Ziel meiner Karriere. Aber es ist das erste Mal, dass ich an zwei Grand Tours in einem Jahr teilnehme, daher weiß ich nicht, wie mein Körper reagieren wird. Ich fühle mich gut, aber ich will mich nicht zu sehr unter Druck setzen. Ich will dieses Rennen fahren und was auch immer passiert, passiert. Wenn sich eine Gelegenheit ergibt, werde ich auf jeden Fall versuchen, es zu gewinnen.»
Bernal hatte seine Saison 2020 aufgrund einer Rückenverletzung frühzeitig beendet und war anschließend zu Beginn dieser Saison wieder ausgeruht gestartet. Im Frühjahr erreichte der Kolumbianer zunächst den dritten Platz bei der Strade Bianche, bevor er Vierter im Gesamtklassement von Tirreno-Adriatico wurde. Knapp zwei Monate später ging Bernal dann an den Start des Giros, bei dem er neben dem Gesamtklassement auch zwei Etappensiege holte.
Nach dem Giro verbrachte Bernal zwei Monate in seiner Heimat in Kolumbien, wo er zunächst seine Corona-Infektion auskurierte und anschließend ins Training für die zweite Saisonhälfte ging. Zuletzt war der 24-Jährige dann bei der Clasica San Sebastian und der Vuelta a Burgos gestartet, die mit einem 16. und 38. Platz allerdings eher ernüchternd verliefen.
Trotzdem startet Bernal am morgigen Samstag in Burgos als einer von drei Kapitänen in die Vuelta a España. Neben dem Kolumbianer hat Ineos Grenadiers auch den frischgebackenen Olympiasieger Richard Carapaz und Adam Yates als Anführer für die Spanien-Rundfahrt bestimmt, wohl um sich alle Optionen offenzuhalten, wie Letzterer in einer Pressekonferenz erklärte: «Wir haben viele Kapitäne, was uns einige Möglichkeiten eröffnet. Wir haben in den diesjährigen Grand Tours gesehen, dass nur ein Sturz ein gesamtes Team entgleisen lassen kann. Deswegen ist es besonders in der ersten Woche, die viel Potential dazu hat, dass etwas schief gehen könnte, besser, Optionen zu haben.»
Trotz der Dreierspitze und dem gemeinsam erklärten Ziel, die Vuelta vor dem Slowenen Primož Roglič (Team Jumbo-Visma) zu gewinnen, kommunizierte neben Bernal auch Carapaz seine persönlichen Ziele für die Spanien-Rundfahrt. Der Ecuadorianer hat bislang mit dem dritten Platz im GC der Tour de France und der Goldmedaille beim Straßenrennen der Olympischen Spiele in Tokio, eine äußerst erfolgreiche Saison bestritten, die ihn nun nach mehr greifen lasse: «Ich denke immer ans Gewinnen, egal, was passiert. (…) Mein großes Ziel der Saison habe ich erreicht und bei der Vuelta versuche ich nun mein Bestes zu geben. Wir wollen alle gewinnen, aber es wird schwierig, weil nur einer am Ende gewinnen kann. Aber das wird uns nicht davon abhalten, es zu versuchen.»
Insgesamt waren sich alle drei Fahrer schließlich darüber einig, dass man das beste Ergebnis für die Mannschaft erzielen und deshalb so lange wie möglich an einem Strang ziehen wolle. Yates fasste die Ineos-Grenadiers-Taktik deswegen wie folgt zusammen: «Mit all diesen Optionen können wir verschiedene Strategien ausprobieren. Ich denke nicht, dass viele andere Mannschaften in der dritten Woche noch die Möglichkeiten haben werden, die wir haben. Wir werden also versuchen, nicht unnötig Zeit zu verlieren und dann weiterschauen.»