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Auf der Radrennbahn in Leipzig wurden schon viele großartige Steherrennen ausgetragen, wie 2015 zum Beispiel die Steher-DM. Hier: Robert Retschke/Holger Ehnert im Duell mit Robert Förster/Lutz Weiß. Foto: Mareike Engelbrecht
25.08.2016 14:54
85. Preis der Stadt Leipzig: Ältestes Steherrennen abgesagt

Leipzig (rad-net) - Der 85. Preis der Stadt Leipzig, das älteste noch durchgeführte Steherrennen der Welt, welches für den 27. August geplant war, musste abgesagt werden. Wie die Organisatoren aus dem Sächsischen Radfahrer-Bund jetzt mitteilten, seien die Auflagen, die die Stadt Leipzig für das Rennen gemacht habe, nicht zu finanzieren.

Das Rennen hätte bereits Anfang Juli stattfinden sollen, wurde jedoch hier schon wegen «der ungeklärten Situation um die Modalitäten der Durchführung auf der Leipziger Radrennbahn» abgesagt und schließlich auf Ende August verschoben. Vor der Veranstaltung wurde den Leipzigern nun mitgeteilt, dass sich die Bahn in «nicht nutzungsfähigen Zustand befindet», insbesondere was die «Fluchtproblematik» angehe, während «die Bahn selber befahrbar sei». Entsprechend sei ein Mehraufwand an Ordern gefordert worden, den die Organisatoren nicht aufbringen können.

 

Pressemitteilung der Organisatoren der Leipziger Radrennbahn im Wortlaut

Auflagen des Leipziger Sportamtes verhindern Durchführung des ältesten Steherrennens der Welt, den 85. Preis der Stadt Leipzig

Nachdem der Sächsische Radfahrer-Bund bereits am 9. Juli 2016 das geplante internationale Steherrennen um den «85. Preis der Stadt Leipzig» infolge der ungeklärten Situation um die Modalitäten der Durchführung auf der Leipziger Radrennbahn ausfallen lassen musste, erhielt der Bund mit Schreiben vom 1. August 2016 vom Sportamt der Stadt Leipzig nunmehr die vorgesehenen zusätzlichen Auflagen zur Nutzung der Anlage zum Rennen am 27. August 2016.

Hier erfuhren wir, dass sich die «Radrennbahn in einem desolaten, nicht nutzungsfähigem Zustand befindet, vorrangig unter der Betrachtungsweise (Fluchtproblematik) und als Versammlungsstätte (speziell Zuschauerkapazität)». Weiter war zu lesen, dass allerdings «die Bahn selber befahrbar sei».

Die Organisatoren bekamen mitgeteilt, dass alle Außentore der Anlage am Veranstaltungstag zu öffnen und mit Ordnern zu bestücken sind. Hierbei handelt es sich um 13 Doppeltore und zwei einfache Einlässe, für die wir zusammen mit der Absicherung des Eingangsbereiches, der Kassierer sowie dem Parkplatztor und dem VIP ca. 35 bis 40 Ordner benötigen würden. Das ist fast die vierfache Anzahl der bisherigen Verfahrensweise und leider nicht von uns zu finanzieren, denn allein dafür fallen Kosten von ca. 3500 Euro an. Das Amt, so der Hinweis «behält sich für die Kontrolle dieser Auflage als Beweissicherung für den Streitfall eine Fotodokumentation zum Zustand des Objektes bei der Übergabe vor».

Der SRB organisierte in den vergangenen Jahren mehrfach großartig besetzte Rennen, wie Europa- und Deutsche Meisterschaften, mehrere Konzerte mit weit über 5000 Zuschauern, für die es derartig hohe Auflagen nicht gab. Zur geplanten Veranstaltung rechneten wir mit ca. 1000 Zuschauern, für die die bei uns dann geöffneten vier Ausgänge gereicht hätten. Außerdem wären wir in der Lage gewesen, bei einem unvorhergesehenen Problem, jederzeit weitere Tore zu öffnen, da wir die dort angebrachten Vorhängeschlösser mittels eines zentralen Schließsystems öffnen konnten. Dieses wurde jedoch inzwischen vom Sportamt durch ein neues ersetzt.

Bedauerlicherweise wird der Eindruck vermittelt, dass nach dem sinnlosen Abriss aller vom Radsport genutzten Gebäude sowie dem durch Gerichtsbeschluss verfügten Entfernen des gesamten Sportmaterials durch den SRB nun auch noch der letzte Schritt eingeleitet wurde, keine attraktiven Rennen mehr auf dieser Bahn zuzulassen. Wir wollten für unser treues Radsportpublikum den «85.Preis der Stadt» nachholen, denn dieser ist das älteste noch ausgetragene Steherrennen der Welt. Seit 1905 ist der historische Stellenwert dieses Events unbestritten, denn ab dieser Zeit verzeichnete es regelmäßig die Anwesenheit der jeweiligen Oberbürgermeister.

Hier sind berühmte Namen dokumentiert, wie Carl B. Tröndlin, Rudolf Dittrich, Karl Rothe, Carl Friedrich Goerdeler oder Walter Kresse und Karl-Heinz Müller, die selbst oder zumindest ihre Stellvertreter die Ehrenpreise übergaben. Davon waren wir in den letzten Jahren leider weit entfernt. Das Rennen selbst, Anfang der neunziger Jahre als herausragende Veranstaltung der Stadt Leipzig festgeschrieben, wird schon lange nicht mehr bezuschusst. Das Amt für Sport, Abteilung Sportförderung, versagte uns jegliche Unterstützung.

Wir bitten die vielen Fans um Verständnis, dass wir unter den Gegebenheiten das Rennen nicht durchführen können und bedanken uns gleichzeitig für deren zum Teil jahrzehntelange Treue zu dieser faszinierenden Sportart, deren vorläufiges Ende damit hoffentlich nicht besiegelt ist.

Die Organisatoren

 
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