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09.03.2003 11:30
Bewährungsfrist für Coast-Teamchef Dahms

Berlin (dpa) - Jan Ullrich und sein Management räumen Coast-Teamchef Günther Dahms noch eine Bewährungsfrist ein. «Ein weiterer vergleichbarer Vorfall - und wir schauen uns nach einem anderen Team um», warnte Ullrich-Manager Wolfgang Strohband nach der durch den Weltverband UCI ausgesprochenen Sperre gegen den Rennstall aus Essen wegen säumiger und unregelmäßiger Zahlungen.

Gleichzeitig brachte sich Ullrichs alter Team-Kollege und jetzige Chef des dänischen CSC-Rennstalls, Bjarne Riis, ins Gespräch. «Wenn Jan kommen will - gerne. Aber zu meinen Bedingungen. Das hieße zum Beispiel ohne Rudy Pevenage und Peter Becker», sagte der Tour-Sieger von 1996, der im Januar im Vertragspoker um den 29-jährigen Olympiasieger der mit hohen Summen lockenden Coast-Mannschaft unterlegen war. Riis: «Jan hat zuviel nach Geld gefragt. Das hat mich damals einen Sponsor gekostet.»

Strohband geht nach einem Gespräch mit Dahms davon aus, dass die UCI die Sperre gegen den Problem-Rennstall, der seit der Lizenz-Erteilung unter Beobachtung steht, in der kommenden Woche wieder aufhebt. «Es ist ein Imageschaden entstanden, was die Suche nach einem Sponsor wahrscheinlich unmöglich machen wird. Herr Dahms hat mir aber noch einmal versichert, dass er diese Saison finanziell alleine durchsteht, auch wenn es wehtut», verriet Strohband. «In der nächsten Woche entscheidet sich das Schicksal von Coast. Ich hoffe, es ist ein organisatorisches und kein finanzielles Problem und alle geforderten Unterlagen werden beigebracht», sagte Telekom-Manager Walter Godefroot, der im zwölfköpfigen Berufsfahrer-Verband sitzt.

Die für seinen Schützling erhaltenen finanziellen Garantien - Ullrich soll für seinen Drei-Jahres-Vertrag angeblich rund fünf Millionen Euro bekommen - wollte Strohband nicht präzisieren: «Jan ist ziemlich abgesichert. Zuletzt ist es terminlich allerdings nicht so gelaufen wie vereinbart. Aber Herr Dahms muss natürlich endlich sicherstellen, dass auch die Team-Kollegen ihr Geld pünktlich bekommen.» Die Vorfälle rechtfertigten laut Strohband die sofortigen Vertragsauflösung: «Diese Klausel besteht.»

Am Freitag hatte die UCI erstmals einen Rennstall gesperrt, weil geforderte Zahlungsbelege über Fahrer- und Angestellten-Gehälter nicht kompett und rechtzeitig vorgelegt worden waren. Deshalb musste Coast sein Team vom am (heutigen) Sonntag beginnenden Rennen Paris- Nizza zurückziehen. «Wir haben alle Zahlungen geleistet. Die Unterlagen sind bei der UCI», erklärte Coast-Sprecher Marcel Wüst, der in der kommenden Woche wieder mit «Grünem Licht» durch den Verband rechnet.

Riis hat da so seine Bedenken. «Wenn Dahms Geld hätte, hätte er längst gezahlt. Warum zahlt er sonst nicht? Ich finde gut, dass die UCI da mal hart durchgegriffen hat - auch, um die Fahrer zu schützen», sagte der Däne, der Ullrich folgenden Rat gab und damit klar machte, dass der gebürtige Rostocker bei einem eventuellen Wechsel zu CSC finanziell zurückstecken müsste: «Wenn ich Jan wäre, würde ich da hingehen, wo ich fahren kann und wo ich Hilfe bekomme. Erst dann würde ich nach Geld fragen. Er hat doch genug.»

Ullrich meldete sich aus seinem Trainingslager in der Toskana auf seiner Homepage zu Wort: «In den nächsten Tagen muss die Team-Leitung schnellstens alles im Sinne der UCI regeln und dafür sorgen, dass die Probleme ein für allemal aus der Welt geschafft werden.» Seinen Vertrag wird Coast laut Strohband rechtzeitig vor Ablauf der Doping- Sperre Ullrichs am 23. März zur Sanktionierung beim Verband vorlegen. «Für diese Verzögerung kann Dahms nichts. Es geht noch um den Abschluss einer Invaliditätsversicherung, die gefordert ist und zu der ich noch verschiedene Angebote einhole», so Strohband.

Wegen des Wechsels seines Wohnorts an den Bodensee fährt Ullrich mit Schweizer Lizenz. Der einzige Profi-Rennstall des Landes (Phonak) gilt neben CSC als weiterer heißer Ullrich-Kandidat. Der finanziell starke Hörgeräte-Hersteller könnte sich bei einer Verpflichtung Hoffnungen auf eine Wildcard für die Tour de France machen.


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