Berlin (dpa) - Der Coast-Rennstall existiert im dritten Jahr in der 30 Teams umfassenden Elite-Liga des Radsports. Die Finanzierung - in der vorigen Saison rund 6 Millionen Euro - leistet in erster Linie Günther Dahms (56).
Der Fachhändler für Freizeitkleidung betreibt in Nordrhein-Westfalen 18 Filialen. Als Co-Finanzier gewann Dahms, der 2000 mit Hilfe des früheren DDR-Auswahltrainers Wolfram Lindner eine GS I-Mannschaft aus dem Boden stampfte, im vergangenen Jahr die Coca-Cola-Tochter «Powerade».
Trotzdem waren nicht nur wie jetzt durch vier ausgeschiedene Profis immer wieder Klagen über angeblich schleppende Gehalts- Zahlungen an die Fahrer zu hören. Auch der trotz seiner Doping-Vergangenheit 2001 als Zugpferd geholte zweifache Tour de France- Zweite Alex Zülle monierte öffentlich die Zahlungs-Moral der Teamspitze. Trotzdem unterschrieb der Schweizer einen neuen Vertrag für 2003, zu deutlich niedrigeren Konditionen.
Star des Essener Teams war bisher Angel Casero, Vuelta-Sieger von 2001. Der Spanier kam nach Knie-Beschwerden im Vorjahr erst schwer in Schwung, bewies aber als Sechster der Spanien-Rundfahrt aufsteigende Tendenz. Wortgewaltiger Teamsprecher ist der Kölner Ex-Sprinter Marcel Wüst, der bei Coast unter den Teamleitern und einigen Profis «alte Bekannte» seines einstigen Festina-Teams begrüßen konnte.
Nach einem Aufbau-Jahr schaffte Coast durch zum Teil spektakuläre Erfolge 2002 den Sprung auf den fünften Weltranglisten-Platz in der Team-Wertung. Damit war die Essener Mannschaft das bestplatzierte deutsche Team, weit vor dem eigentlichen Branchenführer Telekom - und hatte für 2003 die längst fällige Einladung zur Tour de France in der Tasche.
Nicht erst seit der bevorstehenden Verpflichtung Ullrichs sind bei Coast große Auftritte beliebt. Als das Team ins Leben gerufen wurde, hatte Dahms am 1. Februar 2001 zur Präsentation in den Berliner Reichstag geladen. Auch Ex-Außenminister Hans-Dietrich Genscher outete sich dabei öffentlich als Coast-Fan.