Lausanne (dpa) - Sogar ein Metzger aus der spanischen Kleinstadt Irun soll bei der CAS-Anhörung im Fall Alberto Contador aussagen. Siegessicher und elegant mit Anzug und Krawatte erschien Spaniens umstrittener Radheld gleich am ersten Prozesstag vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne.
In dem Verfahren wegen möglichen Clenbuterol-Dopings hält der 28-Jährige offenbar nichts von einer Zuschauerrolle aus der Ferne. «Er wirkt entschlossen, die Befragungen sehr nah zu verfolgen», sagte CAS-Generalsekretär Matthieu Reeb der Sporttageszeitung «L'Équipe».
An vier Verhandlungstagen könnten drei Richter und 23 Zeugen der Karriere des erfolgreichsten Radstars der vergangenen Jahre einen empfindlichen Knick versetzen. Lange war vermutet worden, Contador reise überhaupt nicht selbst in die Schweiz - nun zeigte der dreimalige Tour-de-France-Gewinner gleich zu Beginn der viertägigen Verhandlung Präsenz und demonstrierte Zuversicht.
Einen Kommentar gab der Kapitän des Teams Saxo Bank, der dem Gericht seinen positiven Clenbuterol-Befund in einer Tour-Kontrolle vom 21. Juli 2010 erklären muss, am Montag wie angekündigt keinen ab. Dem Vernehmen nach steht seine Aussage vor dem obersten Sportgericht am Dienstag an. Während der Verhandlung sind weder von der Contador-Seite noch vom CAS Pressemitteilungen geplant.
Der Radsport-Weltverband UCI und Welt-Anti-Doping-Agentur WADA hatten den CAS angerufen, nachdem Contador vom spanischen Radverband RFEC im Februar freigesprochen worden war. Der Radstar bestreitet Doping und begründet den Befund mit dem Verzehr von verseuchtem Fleisch.
13 Zeugen ernannte die Verteidigung im Vorfeld. Dazu kommen zehn weitere wie Wilhelm Schänzer vom Kölner Anti-Doping-Labor, das die minimalen Clenbuterol-Spuren in Contadors Urin diagnostizierte. Außerdem sollen vor den CAS-Richtern auch ehemalige und aktuelle Teamkollegen des Madrilenen und sogar ein Metzger aus Irun aussagen. Dieser hatte dem Koch Contadors vor 16 Monaten angeblich das ominöse Stück Kalbfleisch verkauft.
Nach den Eröffnungsstatements der vier involvierten Parteien - Contador, RFEC, UCI und WADA - stehen bis Mittwoch die Zeugenaussagen auf dem Programm. Am letzten Verhandlungstag, dem Donnerstag, folgen die Schlussplädoyers, wie Reeb verkündete. Bereits im Vorfeld waren dem Gericht Unterlagen und Beweise über 4000 Seiten zugesandt worden. Die Verteidigung erwägt offenbar auch einen Lügendetektortest.
Mit einem Urteil in dem bereits mehrfach verschobenen Prozess - von Juni 2011 auf August und dann November - ist wohl erst Anfang Januar 2012 zu rechnen. Bei einem Schuldspruch droht Contador neben einer Sperre auch die Aberkennung all seiner Siege seit der positiven Dopingkontrolle. Das wären vor allem der Tour-Sieg 2010 und der Erfolg beim Giro d'Italia 2011.