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Lance Armstrong am Berg.
20.07.2010 18:57
Noch einmal fast ganz vorne: Armstrongs Aufbäumen

Pau (dpa) - Lance Armstrong hat sich auf seiner Abschiedstour noch einmal in der ersten Reihe gezeigt. Zum Etappensieg in Pau reichte es nicht, aber immerhin für eine faustdicke Überraschung, als er zu einer Attacke blies und erst im Zielsprint am ersten Etappensieg seit 2005 gehindert wurde.

Mehr als der sechste Platz und Lob von der Konkurrenz sprang nicht heraus. Von einer kleinen Renaissance zu sprechen, wäre auch übertrieben: Zu weit abgeschlagen ist der Rekordsieger in diesem Jahr im Gesamtklassement der Tour de France, zu eklatant waren die Schwächen des Texaners auf den bisherigen Bergetappen.

Der Amerikaner, in dieser Tour mit fünf Stürzen vom Glück wirklich nicht verwöhnt, wollte es auf der vorletzten Pyrenäen-Etappe noch einmal allen zeigen. «Ich war im Sprint einfach zu langsam, aber ich habe es wenigstens versucht», sagte Armstrong, der seinen 23. Etappensieg in 13 Tour-Jahren verpasste. Sein letzter Tageserfolg in Frankreich liegt fünf Jahre zurück: In St. Etienne gewann er 2005 das Einzelzeitfahren. Im Zielspurt der 16. Etappe ging der Routinier wenige hundert Meter noch einmal aus dem Sattel, war aber chancenlos.

Den Tagessieg sicherte sich nach 199,5 Kilometern Pierrick Fedrigo vor seinem französischen Landsmann Sandy Casar. Armstrong rollte als Etappensechster über die Ziellinie. Dennoch dürfte die Etappe Balsam sein für die Seele Armstrongs, der tief in seiner Ehre gekränkt in den vergangenen Tagen sogar Schmähungen einstecken musste. Der Amerikaner erfuhr dann sogar Lob vom derzeitigen Leader der Frankreich-Rundfahrt. «Ich hätte Armstrong den Etappensieg gegönnt», sagte Alberto Contador, «er hätte es sich verdient.»

Zufriedene und glückliche Gesichter allerorts, auch bei den beiden Führenden der Gesamtwertung. Contador und Andy Schleck umarmten sich in Pau demonstrativ vor der Kamera. Vergessen oder zumindest vergeben schien die Attacke Contadors am Vortag, die Schleck - den ein technischer Defekt bremste - das Gelbe Trikot kostete.

«Wir haben uns heute ausgesprochen», sagte Schleck, nachdem die beiden Kapitäne in einem wenig kämpferischen Hauptfeld mit 6:45 Minuten Rückstand auf die Spitze im Ziel ankamen. Contador führt damit weiter acht Sekunden vor dem Luxemburger.

Das moderate Tempo der Spitzenfahrer kam Armstrongs Plänen entgegen. Der inzwischen im Tour-Ranking tief gefallene Seriensieger aus Texas hatte sich kurz nach dem Start in Bagnères-de-Luchon zusammen mit weiteren Fahrern vom Hauptfeld gelöst. Die legendären Pyrenäen-Anstiege Peyresourde, Aspin, Tourmalet und Aubisque konnten die Fahrt der Ausreißer nicht bremsen.

Alessandro Petacchi hat unterdessen in Pau das Grüne Trikot des besten Sprinters an den Norweger Thor Hushovd abgeben müssen, aber in einer abgeschlagenen Fahrergruppe - in der auch der Milram-Kletterer Fabian Wegmann fuhr - immerhin in der Karenzzeit das Ziel erreicht. Vielleicht sind dem Italiener die bekanntgewordene Doping-Ermittlungen gegen ihn durch die Staatsanwaltschaft Padua in die Glieder gefahren. Nach der Tour muss er sich verantworten.


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