Rotterdam (dpa) - Wenn die deutschen Radprofis am Samstag in die 97. Tour de France starten, schielen sie mit einem Auge nach Kapstadt. Das parallel stattfindende WM-Viertelfinale der DFB-Elf gegen Argentinien soll Jens Voigt und Co. in Rotterdam vor dem 8,9 km langen Prolog aber nicht ablenken.
«Natürlich verfolgen wir die WM alle, wir sind ja schließlich Sportfans. Aber wenn du auf der Startrampe stehst, schaltest du völlig ab», sagte Routinier Voigt vor seiner 13. Tour-Teilnahme.
Vor allem der Eschborner Tony Martin sollte keinen Gedanken an den Fußball-Klassiker in Kapstadt verschwenden. Schließlich geht der 25-Jährige neben dem Schweizer Fabian Cancellara als Favorit in den Kampf gegen die Uhr. Etwas schade findet es der Columbia-Profi, dass die ersten Tour-Tage von der WM in den Schatten gestellt werden. «Sicher ist es ein Nachteil: Bei so vielen Fußballspielen werden sich viele Leute nicht auch noch Radsport geben», meinte Martin.
Milram-Kapitän Linus Gerdemann will versuchen, den WM-Hit «kurz vor dem Prolog auszublenden». Das Fußball-Fieber hat aber auch den Münsteraner gepackt, der sich die aktuellen Zwischenstände durchgeben lassen will. Trotz der bisher starken Leistungen der Löw-Auswahl in Südafrika rechnet der 27-Jährige am Samstag mit einem Erfolg der Gauchos. «Ich bin etwas pessimistisch. Ich glaube, Argentinien gewinnt», sagte Gerdemann.
Zeitfahr-Olympiasieger Cancellara wird in der niederländischen Hafenstadt keinen Gedanken an die Schweizer Fußball-Nationalelf verschwenden müssen. Hatte er während der Tour de Suisse noch den überraschenden 1:0-Auftaktsieg von Ottmar Hitzfelds Team gegen Spanien gestenreich bejubelt, so kann er bei der Tour der bereits ausgeschiedenen «Nati» nicht mehr die Daumen drücken. Da zudem auch Tennis-Ikone Roger Federer in Wimbledon früh scheiterte, will Cancellara Gas geben. «Das Ziel ist ganz klar das Gelbe Trikot. Alles andere wäre eine Enttäuschung», sagte der Saxo-Bank-Profi mit Blick auf den Prolog.