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Gerry van Gerwen tut alles was er kann um das Team Milram zu erhalten.
21.04.2010 12:00
Zukunft vom Team Milram am seidenen Faden

München (dpa) - Gerry van Gerwen gibt sich alle Mühe, selbst in den bitteren Zeiten Zuversicht auszustrahlen. Der Team-Manager des einzig verbliebenen deutschen Spitzen-Radteams Milram lächelt medienwirksam und verliert sich in staatsmännischen Worten, die Mut machen sollen.

«Ich kann mir nicht vorstellen, dass es aufhört. Ich will nicht, dass es aufhört. Es wird nicht aufhören», sagt er, der Dreiklang wirkt einstudiert. Van Gerwen ist Niederländer und fungiert doch als deutsche Speerspitze in einem schier endlosen Kampf.

Auf dem Spiel steht die Zukunft des erstklassigen deutschen Radsports, und van Gerwen ist auf schwerer See der Steuermann, dem alle gebannt zuschauen. Die Zeichen für den Erhalt seines Teams stehen schlecht, zum Saisonende droht der große Knall. Als letzter bedeutender Geldgeber hierzulande dürfte auch van Gerwens Sponsor Milram abspringen. Der Vertrag mit der Nordmilch AG läuft nach fünf Jahren aus - und vieles deutet darauf hin, dass die Bremer Firma ihr Engagement in Höhe von geschätzten 7,5 Millionen Euro einstellt.

Nach den Doping-Schlagzeilen über Jahre hinweg ist der Radsport in Deutschland überaus schwer vermittelbar. Mobilfunk-Riese T-Mobile und der Mineralwasser-Hersteller Gerolsteiner haben längst das Weite gesucht, und vier Jahre nach dem Aufkommen der Doping-Enthüllungen droht nun auch dem letzten deutschen Rennstall von internationalem Format mit erstklassiger ProTour-Lizenz sein Ende.

Dann jedenfalls, wenn van Gerwen keinen Nachfolger findet. «Ein paar Sponsoren sind zu uns gerollt und haben nachgefragt», Gespräche gesucht, betont van Gerwen. «Das hat mich überrascht. Aber ich will keine Wasserstandsmeldungen abgeben, ich kann nur sagen: Es läuft besser als erwartet.» Aufgeben ist noch keine Alternative, auch nicht für Milram-Kapitän Linus Gerdemann. 27 Jahre alt ist der Blondschopf, 2007 Gewinner einer Tour-de-France-Etappe, vor Jahren wurde er mal als großer Hoffnungsschimmer am deutschen Radsport-Horizont gefeiert.

«Etwas abzureißen geht immer schneller als etwas aufzubauen. Ich denke, dass es mit dem deutschen Radsport wieder nach oben geht, Schritt für Schritt», meint er. Ob es eine Zukunft für den Dortmunder Rennstall gibt, wird nicht zuletzt auf Erfolge von Gerdemann und seinen bekanntesten Mitstreitern Fabian Wegmann (Allrounder) und Gerald Ciolek (Sprinter) ankommen. «Ich habe einen Erfolgshunger, der relativ gewaltig ist. Wir wollen zeigen, dass es sich lohnt, in uns zu investieren», sagt Gerdemann und betont: «Man ist froh, dass man oft kontrolliert wird, dass dadurch die Glaubwürdigkeit steigt.»

Am 8. Mai startet der Giro d'Italia, bei dem sich Gerdemann für das alljährliche Saison-Highlight einrollen will. Einzig Etappensiege bei der Anfang Juli startenden Tour de France könnten das Ruder wohl herumreißen und Milrams Zukunft sichern. «Spätestens am zweiten Ruhetag der Frankreich-Rundfahrt will ich sagen: Es geht weiter oder nicht», meint van Gerwen. Bis zum 21. Juli bleiben dem Niederländer fast exakt drei Monate - der Countdown läuft unerbittlich.


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