Varese (rad-net) - Zweiter Tag, zweite Medaille: Judith Arndt hat mit Bronze im Zeitfahren dem Bund Deutscher Radfahrer (BDR) im italienischen Varese auch einen glänzenden zweiten Tag der Rad-Weltmeisterschaften gesichert. Die Leipzigerin vom Team Columbia musste sich nach dem 25,15 Kilometer langen Kampf gegen die Uhr in 34:13,12 Minuten nur der überraschend starken Amerikanerin Amber Neben und der aus Deutschland stammenden und für Österreich startenden Christiane Soeder geschlagen geben, die im Vorjahr in Stuttgart Bronze geholt hatte. Neben, die damit die Nachfolge von Hanka Kupfernagel antrat, fuhr mit 33:51,35 Minuten einen Schnitt in 44,571 Kilometern pro Stunde, Soeder war 33:58,91 Minuten unterwegs.
Stark präsentierte sich auch Charlotte Becker aus Waltrop als zweite deutsche Starterin: Nachdem sie lange auf dem Bronzerang gelegen hatte, holte sie am Ende 1:03,23 Minuten hinter der Siegerin Rang neun.
„Ich bin sehr glücklich“, so Bronzemedaillengewinnerin Arndt, die sich erst in der Mixed-Zone nach dem Rennen richtig zu freuen schien. „Es war eine lange und harte Saison mit vielen Höhen und Tiefen. Erstmal bin ich überrascht, die Vorbereitung war nicht perfekt für das Zeitfahren und eher auf das Straßenrennen ausgerichtet, aber ich habe mich die letzten Tage gut erholt und heute habe ich mich gut gefühlt, ich bin happy“, so die Olympia-Sechste im Zeitfahren.
Gleichzeitig verspürte sie einigen Optimismus für das Straßenrennen am Samstag. „Ich fahre eine Menge Rennen, das ist mein Job, ich verdiene mein Geld mit Radsport und eben damit, viele Rennen zu fahren. Auf ein Zeitfahren muss man sich konzentrieren, das ist manchmal ein Problem. Aber die Form ist im Moment einfach gut - wie auch bei den anderen in unserer Mannschaft, das verspricht natürlich einiges. Ich bin entsprechend zuversichtlich für das Straßenrennen“, so Arndt. Zu den großen Favoriten zählt sie für Samstag aber vor allem die Konkurrenz, insbesondere aus den Niederlanden und aus Italien. „Im vergangenen Jahr waren wir die großen Favoritinnen und hatten am Ende gar nichts. Ich hoffe, wir können das in diesem Jahr besser machen.
Bereits verbessert hat Becker ihre Zeitfahr-Leistung aus dem Vorjahr: „Ich habe mich gegenüber dem Vorjahr gesteigert und den Abstand zur Spitze verringern können“, so die 18. des Vorjahres.
Christiane Soeder machte aus ihrer Freude schon während der Siegerehrung keinen Hehl. Freudestrahlend stürmte sie das Podest und zu ihrer Medaille. „Im Finale ging es sechs Kilometer bergauf. Aber ich hatte mir das Rennen gut eingeteilt und zum Glück im Finale noch Kräfte“, so Soeder.
Zufrieden war auch Bundestrainer Jochen Dornbusch bei seiner letzten großen Veranstaltung für den BDR: „Mit einer Medaille und einer weiteren Top-Ten-Platzierung können wir natürlich sehr zufrieden sein. Judith ist toll gefahren. Sie verließ zwar zweimal die Ideallinie - sonst war alles perfekt. Nach der Anstrengung der Toskana-Rundfahrt, die sie gewonnen hatte, war die Erholungszeit schon sehr kurz. Super, dass es dennoch geklappt hat“, so der Trainer. Die Arndt-Medaille war seine 30. bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften als Bundestrainer. In der nächsten Saison leitet Dornbusch die Geschicke des Damen-Teams der Nürnberger Versicherung.
Trotz Abmeldung von Titelverteidigerin Hanka Kupfernagel gab es damit für den deutschen Frauenradsport einmal mehr Grund zum Feiern. Die nun Ex-Weltmeisterin hatte ihre Meldung krankheitsbedingt kurzfristig zurückgezogen. Diese Begründung ließ Dornbusch heute nicht gelten: Hanka ist nicht krank, sie hat nichts drauf - deshalb ist sie nicht hier“, so Dornbusch gegenüber der Deutschen Presse Agentur (dpa). Kupfernagel, die in Peking wie alle BDR-Straßenfahrer und -Fahrerinnen bei der Medaillenvergabe leer ausgegangen war, hatte sich auf dem Weg nach Varese auf einem Zick-Zack-Kurs bewegt. Erst stellte sie ihre Teilnahme in Frage, weil sie über die Nicht-Nominierung im Straßenrennen verstimmt war. Dann bestätigte sie ihren WM-Start, um sich drei Tage später selbst zu widerlegen und wegen Unpässlichkeit («Ich fühle mich nicht wohl») die Titelkämpfe abzusagen.
Für Furore sorgte in Varese dafür einmal mehr ein Radsport-Oldie. Auch wenn ein weiterer Achtungserfolg nach ihrem vierten Platz von Peking der 49-jährigen Jeannie Longo-Ciprelli verwehrt blieb. Die nimmermüde Französin, die Ende des Monats 50 wird und nach eigener Aussage noch mit einer Olympia-Teilnahme in London liebäugelt, fuhr auf den 13. Platz.
Amber Neben
Christiane Soeder
Judith Arndt
Charlotte Becker
Ergebnisse
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