St. Märgen (rad-net) - Angeführt von allen fünf für die Olympischen Spiele in Peking nominierten Athletinnen und Athleten kämpft die deutsche Mountainbike-Elite am Wochenende um den nationalen Titel im Cross-Country. Eine klare Favoritin bei den Damen und vier heiße Kandidaten bei den Herren, das ist dabei die Ausgangslage vor der 19. Auflage der Titelkämpfe, die diesmal in St. Märgen stattfindet. Auch der Nachwuchs kommt dabei zum Zuge: Außer in den Elite-Rennen werden noch weitere neun Meistertitel vergeben.
Im Damen-Rennen am Sonntag ab 12 Uhr müsste sich schon ein sehr unglückliches Ereignis einschleichen, damit Sabine Spitz nicht ihren siebten Deutschen Meistertitel einfahren kann. Zu stark hat sich die Europameisterin in den letzten Wochen präsentiert. Da wird auch das Höhentrainingslager im Engadin, aus dem Spitz direkt zur DM anreist, nicht viel ändern. Titelverteidigerin Hanka Kupfernagel wird nicht am Start sein, weil die eigentlich geplanten Mountainbike-Rennen im Frühjahr einem langwierigen Infekt zum Opfer fiel.
„Ich würde das Meistertrikot gerne zurück haben, auch wenn die Vorbereitung natürlich auf Olympia ausgerichtet ist. Wenn schon keine fünf Streifen, dann wenigstens drei“, so Spitz. Das WM-Trikot mit den fünf Regenbogenstreifen hat sie als Zweite der Weltmeisterschaft vor vier Wochen knapp verpasst.
Heiße Medaillenanwärterin ist Adelheid Morath. Die Rothaus-Cube-Bikerin ist nach ihrer Olympianominierung beflügelt und hat als Ziel Platz zwei ausgegeben. Nach dem bisherigen Saisonverlauf ist das durchaus realistisch und es wäre eine schöne Geschichte, könnte sie ausgerechnet in ihrem Heimatort zum ersten Mal eine DM-Medaille im Cross-Country ergattern. Genau dort wurde sie 2001 auch Deutsche Juniorenmeisterin. „Ich kann es schwer einschätzen aber ich hoffe, dass ich trotz Trainingslager ein gutes Rennen fahren kann“, so Morath.
Zu ihren Kontrahentinnen im Kampf um Silber gehört in erster Linie Ivonne Kraft, auch wenn die 38-Jährige derzeit mit Rückenbeschwerden zu kämpfen hat. Nach ihrer prächtigen Vorstellung beim Bundesliga-Rennen in Saalhausen, besitzt auch Silke Schmidt eine Außenseiterchance. Da sie in Freiburg Jura studiert, könnte das Damen Rennen damit eine rein badische Angelegenheit werden. In dieses badische Quartett könnte aber auch noch Claudia Seidel aus Jena hineinfunken.
Bei den Herren, die am Sonntag um 14 Uhr starten, gibt es keinen absoluten Topfavoriten. Das verspricht große Spannung. Es ist zu erwarten, dass Lado Fumic mit aller Macht versuchen wird, die Enttäuschung der verfehlten Olympianominierung mit seinem siebten Deutschen Meistertitel zu kompensieren. In St. Märgen, so war auf seiner Homepage zu lesen, wolle er sich „in alter Stärke“ zeigen.
Dem Vorhaben wollen sich Titelverteidiger Wolfram Kurschat und Moritz Milatz in den Weg stellen. Beide haben das Olympiaticket und beide haben sich in Saalhausen in einer prima Verfassung präsentiert. „Ich will den Titel verteidigen und auf dieser Strecke müsste das auch möglich sein“, erklärt Kurschat seine Ambitionen.
Für Moritz Milatz sind die Voraussetzungen ähnlich. Der Kurs mit dem steilen, vermutlich entscheidenden Anstieg im Mühlenweg, ist sicher kein Hindernis. Der Meister von 2006 konnte am vergangenen Sonntag sein erstes Bundesliga-Rennen gewinnen und von der Olympianominierung ist er zusätzlich beflügelt. „Ich bin motiviert und ich will gewinnen“, sagt Milatz.
Eigentlich gehört Manuel Fumic auch in das Quartett der Sieganwärter, doch der dritte deutsche Olympiastarter im Rennen laboriert noch an den Verletzungen, die er sich bei der WM im Val di Sole zugezogen hat. Der kleine Finger an der linken Hand ist gebrochen und an Mountainbike-Training war nicht zu denken. Auch das linke Bein war in Mitleidenschaft gezogen. „Der Finger schmerzt immer noch bei Erschütterungen und der Fuß wird noch regelmäßig behandelt. Ich gehe sicher angeschlagen ins Rennen“, erklärt Manuel Fumic. Nach wochenlangem Straßentraining will er Samstag zum ersten Mal auf das geländegängige Sportgerät umsteigen. „Ich nehme die Meisterschaft so mit. Wenn ich ohne Medaille nach Hause fahre ist das für mich keine Enttäuschung. Ich habe ja noch ein paar Jahre“, sagt der Vizemeister des vergangenen Jahres.
Eine gute Rolle könnte auch Jochen Käß spielen. Der Alb-Gold-Biker hat bei Deutschen Cross-Country-Meisterschaften häufig gut ausgesehen und hat bereits dreimal auf dem Podest gestanden. Zu beachten sind auch seine Teamkameraden Hannes Genze (Sindelfingen) und Tim Böhme (Freiburg).
Im Lager der U23-Fahrer, die ab 17.45 Uhr am Samstag um die Titel fahren, sind die Fronten auch nicht geklärt. Es gibt gleich ein Trio, das zur Riege der Medaillenkandidaten zählt. Zwei 19-Jährige und ein 18-Jähriger, alle im ersten U23-Jahr, feierten in dieser Saison einen starken Einstand in der Nachwuchskategorie. Felix Euteneuer (Freiburg, 19) war mehrfach der Beste unter ihnen, Markus Bauer (Lohr,18) zeigte am Sonntag in Saalhausen eine starke Leistung und Andy Eyring (Münnerstadt) war nicht weit dahinter. Heiko Gutmann (Münstertal,21), Vero Lüscher (Schömberg,20) und Simon Gegenheimer (Remchingen, 19) sind weitere Namen, die man weit vorne erwartet.
Bei den Juniorinnen und in der weiblichen Jugend sind zwei absolute Topfavoritinnen fest zu machen. Junioren-Europameisterin Mona Eiberweiser (Deggendorf) dürfte kaum ernsthafte Konkurrenz besitzen und in der nächst jüngeren Kategorie ist es die Straßenmeisterin der Jugend, Sarah-Lena Hofmann (Lohr), die klar favorisiert ist.
Das Rennen der Junioren wurde von 16:50 auf 15.15 Uhr vorgezogen. Dort ist die Sache nicht ganz so deutlich, doch der WM-Vierte Fabian Strecker (Kirchzarten) hat sich mit seinem knappen Sieg in Saalhausen in eine leichte Favoritenstellung manövriert. Simon Stiebjahn (Titisee-Neustadt), Markus Schulte-Lünzum (Haltern), Martin Gluth (Helmbrechts) und Marcel Fleschhut (Freiburg) zählen zu den Medaillenkandidaten.
In der männlichen Jugendklasse gehören neben einigen anderen auch die Lokalmatadoren Julian Schelb und Matthias Zink (beide Kirchzarten) zu den Mitfavoriten. In den Schülerklassen sind die Rollen nicht eindeutig verteilt. Auf der altersmäßig gegenüber liegenden Seite sind es in der Seniorenklasse wohl Titelverteidiger Matthias Ball (Mosbach) und Joachim Öchsner (Thüngersheim) bei denen die Favoritenbürde liegt. Bei den jüngeren Senioren Eins dürfte Max Friedrich (Kelkheim) ganz vorne stehen. Titelverteidiger Michael Bonnekessel hat nicht gemeldet. Erhard Goller
Der Zeitplan der Deutschen Meisterschaft von St. Märgen in der Übersicht.
Samstag: 19. Juli:
11 Uhr Schüler U15
11.02 Uhr Schülerinnen U15
12.15 Uhr Jugend U17 männlich
13.45 Uhr Juniorinnen U19
13.47 Uhr Jugend U17 weiblich
15.15 Uhr Junioren U19
16.45 Uhr U23 männlich
Sonntag: 20. Juli:
10.00 Uhr Masters 1/ Masters 2
12.00 Uhr Damen
14.00 Uhr Herren
Startlisten