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Gesamtsieger Alberto Contador küsst die Siegertrophäe. Foto: dpa
01.06.2008 17:43
Contador gewinnt Giro, Martin Zweiter im Zeitfahren

Mailand (dpa) - Alberto Contador hat 15 Jahre nach Miguel Indurain als zweiter Spanier den seit 1909 gefahrenen Giro d'Italia gewonnen. Im Finale setzte er sich bei seiner Giro-Premiere an der Spitze der Gesamtwertung noch einmal ab und verwies Italiens Riccardo Ricco auf Platz zwei.

Zum Giro-Abschluss in Mailand, ausnahmsweise ein Zeitfahren über 28,5 Kilometer, hatte Contador seinen Vier-Sekunden-Vorsprung aus den Dolomiten noch einmal auf 1:57 Minuten ausbauen können. Den Tagessieg sicherte sich der Italiener Marco Pinotti in 32:45 Minuten vor seinem Team-Kollegen Tony Martin (+7 Sekunden) aus Schwalbach. Contador fuhr 33:24. 141 von 198 gestarteten Fahrern erreichten nach 3430 Kilometern das Ziel in Mailand.

Das Rosa Trikot in Italien hat Contador über die Rote Karte aus Frankreich hinweggeholfen. Der 25-jährige Madrilene, dessen Astana- Team von der kommenden Tour de France wegen seiner Doping- Vergangenheit ausgesperrt ist, hat sich bei seinem Debüt schadlos gehalten. Sein Sieg bei der zweitwichtigsten Länder-Rundfahrt bestätigte seinen Ruf, augenblicklich der wohl beste Etappenfahrer der Welt zu sein. Allerdings ist Contadors Wertschätzung stark eingeschränkt, weil er vorhandene Indizien, in die Machenschaften des Doping-Kartells Fuentes verwickelt gewesen zu sein, immer noch nicht glaubhaft entkräften konnte.

Aus deutscher Sicht stachen die beiden Etappensiege des Rostockers André Greipel und des Berliners Jens Voigt hervor. Eine starke Leistung bot auch Andreas Klöden, der am Freitag mit Verdacht auf Lungenentzündung aufgeben musste. Besonders auf der vorletzten Berg- Etappe leistete der Wahlschweizer wertvolle Helferdienste für den von allen Seiten angegriffenen Contador. Mysteriös bleibt die Affäre Moletta: Das Gerolsteiner Team hatte Andrea Moletta aus dem Rennen genommen, weil die Polizei bei seinem Vater bei einer PKW-Kontrolle eine versteckte Spritze gefunden hatte. In den Wohnungen der weiteren Wagen-Insassen wurden gleichzeitig 82 Packungen Viagra gefunden. Eine Doping-Absicht - das Potenzmittel steht nicht auf der Liste - konnte bisher nicht nachgewiesen werden.

«Albertos Sieg hier ist das beste, was dem Team passieren konnte», jubelte Contadors Team-Kollege Levi Leipheimer, der sich in Italien genau wie Klöden von eigenen Ambitionen verabschieden musste, weil die Form im Hochgebirge nicht reichte. «Alberto ist das größte Talent, das wir im Radsport zur Zeit haben», schwärmte sein Sportlicher Leiter Sean Yates. «Vor drei Wochen hätte ich es nie für möglich gehalten, dass ich hier gewinnen kann», freute sich Contador am Sonntag.

Sein Höhenflug überraschte einmal mehr. Angeblich hatte er die Nachricht von der kurzfristigen Giro-Einladung seines Teams, das von dem wankelmütigen Rundfahrt-Chef Angelo Zomegnan erst ausgeladen, dann aber doch willkommen war, am Strand erhalten. Gerade einmal eine Woche blieb dem Toursieger von 2007, sich mit dem italienischen Abenteuer anzufreunden.

«Die 18 letzten Tage vor dem Giro ist er lediglich 600 Kilometer im Training gefahren», beschrieb Team-Manager Johan Bruyneel, der hinter den sieben Toursiegen Lance Armstrongs und hinter Contadors Erfolg im Vorjahr in Frankreich steht, die Vorbereitung des Premierensiegers. Auch ein Giro, der der laufenden Diskussion um humanere Streckenführungen aus Gründen der Doping-Prävention Hohn sprach, konnte ihn nicht schrecken.

Der «Urlauber» steigerte seine Leistungen kontinuierlich, holte sich das Rosa Trikot auf der 15. Etappe und verteidigte es zuletzt in einem Sekundenspiel, ohne einen einzigen Etappensieg einzufahren. Nach dem dritten Etappenerfolg des einheimischen «Bergkönigs» Emanuele Sella am Samstag in Tirano und dem anhaltenden Patt mit Ricco hatte der starke Zeitfahrer aus dem Astana-Team seinen ersten Giro-Sieg schon vorzeitig in der Tasche. Jetzt konzentriert sich Contador auf Peking und die Vuelta im September. Im Juli hat er frei.

Alberto Contador Velasco
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