Berlin (dpa) - Der Vorsitzende des Sportausschusses des Deutschen Bundestages, Peter Danckert, hat Jan Ullrich erneut ein Vier-Augen- Gespräch angeboten.
«Jetzt gibt es für Jan Ullrich noch eine Chance, sich mit einer Vorwärtsstrategie klar zu positionieren, welches Ausmaß die ihm vorgeworfenen Doping-Verstrickungen haben», sagte der SPD-Politiker der dpa. «Früher oder später kommen doch alle Details ans Licht der Öffentlichkeit.»
Ullrich könnte sich in der Doping-Affäre um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes durch klare Äußerungen über sein Mitwirken, aber auch über die Beteiligung seiner medizinischen Betreuer vom Druck befreien, meinte Danckert. Über Einzelheiten seiner Kontaktaufnahme mit dem ehemaligen Radprofi wollte der Abgeordnete nichts mitteilen.
Danckert hatte bereits Anfang April vorgeschlagen, der 33-jährige Ullrich sollte sich an die Spitze der Bewegung stellen, die den «Dopingsumpf im Radsport» austrocknen will. «Ivan Basso ist in dieser Woche einen Schritt nach vorn gegangen und dann zwei zurück», sagte der Bundestagsabgeordnete. «Ich erwarte, dass sich Ullrich jetzt drei Schritte nach vorn bewegt.»
Danckert unterstrich, dass wegen der Enthüllungen im Buch des ehemaligen Masseurs Jef d'Hont über Dopingpraktiken im damaligen Telekom-Radstall ein Gespräch im Ausschuss mit den Freiburger Sportmedizinern Lothar Heinrich und Andreas Schmid jetzt nicht mehr in Frage komme. «Es liegt ein starker Anfangsverdacht vor», erklärte der ehemalige Berliner Strafverteidiger. «Ich hoffe, dass die Staatsanwaltschaft diesen Verdacht auch ernst nimmt und energisch verfolgt. Vorbildlich wäre dabei die Ermittlungspraxis der Bonner Staatsanwaltschaft, die sich bei der Aufklärung im Verdachtsfall gegen Ullrich intensiv ins Geschirr geworfen hat.»
Kritisch untersucht werden sollte auch die Rolle der deutschen Sportmedizin. «Sportmediziner müssten von ihrem Ethos her gesehen Doping bekämpfen und klare Vermeidungsstrategien verfolgen. Es darf nicht sein, dass sich einige Ärzte im Spitzensport an die Grenzwerte des Dopings herantasten. Mediziner haben den Auftrag, Kranke zu heilen. Sie dürfen auf keinen Fall gesunde Athleten mit biochemischen Manipulationen krank machen. Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Sportmediziner ihren eigentlichen Auftrag nicht kennen», sagte Danckert weiter.