Salzburg (dpa) - Erik Zabel hat sein letztes großes Karriere-Ziel WM-Gold um eine knappe Radlänge verpasst. Zwei Jahre nach Olympia-Gold in Athen hat sich Paolo Bettini in Salzburg auch den Weltmeister-Titel im Straßenradsport geholt.
Der 32-jährige Italiener, 2001 in Lissabon schon einmal Vize-Weltmeister, gewann nach 266 Kilometer den Sprint vor dem gebürtigen Berliner Zabel, der den Spurt des Hauptfeldes etwas zu früh eröffnet hatte. Dritter wurde Alejandro Valverde aus Spanien. Letzter Italiener im Regenbogen- Trikot war 2002 Mario Cipollini.
«Ich hatte den Traum, Weltmeister zu werden und meinem Sohn versprochen: Wenn ich den Titel hole, bist du dran, ich werde mehr Zeit für dich haben. Ich hätte mir nicht vorstellen können, dann noch weiter zu fahren. Jetzt erfülle ich noch meinen Vertrag bis 2008», sagte Zabel. «Vielleicht habe ich auf den letzten Kilometern zu viel gemacht, um vorne wieder heranzukommen. Ich musste alles oder nichts versuchen. Es ist brutal, wenn du den Zielstrich 50 Meter vor dir siehst, du noch Erster bist und dann trotzdem noch geschlagen wirst. Aber Vize-Weltmeister ist auch schön», erklärte Zabel, der 2004 in Verona ebenfalls WM-Silber geholt hatte, nachdem er 2002 in Zolder mit der Bronzemedaille zufrieden sein musste. Marathon-Mann Zabel ist seit Januar im Dauer-Renneinsatz.
Die WM-Bilanz des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) konnte sich mit Gold durch den U23-Fahrer Gerald Ciolek (Köln) und den beiden Silbermedaillen von Zabel und Trixi Worrack (Cottbus) mehr als sehen lassen. «Wir sind hoch zufrieden - das waren starke Einzelleistungen basierend auf funktionierendem Teamwork. Dann hatten wir mit Zabel auch noch das Glück der Tüchtigen», sagte BDR-Präsident Rudolf Scharping. Trotz der Super-Vorstellung des 36 Jahre alten Berliners: Es bleibt dabei, Heinz Müller (1952) und Rudi Altig (1966) bleiben weiter die einzigen deutschen Weltmeister.
In der zweiten von 12 Runden mit zwei 500 Meter-Anstiegen hatte sich eine Spitzengruppe abgesetzt, in der als einziger Deutscher Stefan Schreck (Erfurt) fuhr. Sie hatte einen Maximal-Vorsprung von annähernd 15 Minuten. Aber das nützte nichts. Nachdem die Ausreißer eingeholt waren, wurde es erst in der vorletzten Runde richtig spannend. Immer wieder bildeten sich verschiedene Führungsgruppen und das Tempo wurde immer höher.
Bei den den letzten Attacken taten sich bereits Bettini, Fabian Wegmann (Freiburg) und der Gerolsteiner-Kapitän Davide Rebellin (Italien) hervor. Drei Kilometer vor dem Ziel hatte das gesamte Feld wieder zusammengefunden, und das Finale wurde vorbereitet. Der schlaue Fuchs Bettini wartete auf der zielgerade vor dem Mirabellpark bis zuletzt, ließ zunächst Zabel vor und konterte ihn 50 Meter vor dem Ziel aus. Nach dem Sieg hatte der neue Weltmeister großes Lob für Zabel parat: «Ihn geschlagen zu haben ist ein großes Gefühl. Wir sind Freunde und fahren schon so viele Jahre zusammen. Er ist die Verkörperung des Radsports.» Danach lagen sich die beiden Routiniers in den Armen.