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Walter Godefroot zieht wieder Fäden in der Radsport-Szene.
03.08.2006 14:48
Berater Godefroot will Kummer zu Astana lotsen

Minden (dpa) - Sieben Monate hat es Walter Godefroot ohne Radsport ausgehalten. Nun ist der 63-jährige Belgier, der als Manager hinter den Telekom- und T-Mobile-Erfolgen in den vergangenen 14 Jahren stand, zurück.

Als Berater «ohne finanzielle Verantwortung wie bei T- Mobile» steht er dem neuen Team seines Ex-Fahrers Alexander Winokurow mit Rat und Tat zur Seite. Godefroots wichtigste Aufgabe beim Liberty-Nachfolge-Team Astana ist zur Zeit die Ebnung des Weges zu einer neuen, «sauberen» ProTour-Lizenz.

Noch hält sie bis 2008 der Skandal-Manager Manolo Saiz, einer der fünf Angeklagten in der spanischen Doping-Affäre. Er wurde von der Polizei in flagranti ertappt, als er mit 60 000 Euro in bar manipulierte Blutkonserven und andere Dopingmittel kaufen wollte. Astana, nach der Hauptstadt Kasachstans benannt und von den vier stärksten Wirtschafts-Unternehmen des Landes finanziell bis 2009 großzügig ausgestattet, ist im Moment mit einer Übergangserlaubnis des Weltverbandes UCI unterwegs.

Bei seinem Kurzbesuch beim Prolog der Deutschland-Tour in Düsseldorf schob Godefroot gleich eine Personalie an. «Wir brauchen sportliche Leiter. Ich werde unserem Manager Mario Kummer empfehlen. Er ist auf seinem Gebiet ein Mann mit großem Engagement. Ich finde es nicht korrekt, wie er bei T-Mobile behandelt wurde: Die Kritik an ihm setzte plötzlich 2005 ein. Davor war er mitbeteiligt an unseren großen Erfolgen. Ihm taktische Fehler vorzuwerfen, ist lächerlich», sagte Godefroot, der die Manager-Geschäfte bei T-Mobile vor sieben Monaten in die Hände von Olaf Ludwig übergab.

Im Zuge der Erneuerungswelle auf der sportlichen Etage des Bonner Unternehmens vor dem Hintergrund des Falles Jan Ullrich und anderer Vorkommnisse im Team hatte T-Mobile den Vertrag mit der Olaf Ludwig GmbH zum 31. Oktober gekündigt. Kummer ist bei Ludwig angestellt und leitet zur Zeit weiter die Geschicke des Teams bei der Deutschland- Tour. Der neue Astana-Manager Marc Biver, einst Chef der Tour de Suisse und der Tour de Romandie, bemüht sich zur Zeit, die bis 2008 laufende ProTour-Lizenz des stark belasteten Astana-Vorgängers Liberty Seguros zu erhalten oder zu erneuern.

Den Stamm des neuen Teams, das von zwei Ölfirmen, der kasachischen Eisenbahn und einem Stahlkonzern finanziert wird, werden wahrscheinlich Liberty-Fahrer bilden. Godefroot: «Je nach dem, wie die Verhandlungen mit Saiz ausgehen. Es kann auch sein, dass wir ein komplettes, neues Team aufstellen müssen.» Der Belgier will für seinen Freund Winokurow, der ihn persönlich zur Mitarbeit überredete, im nächsten Jahr eine schlagkräftige Truppe aufgestellt haben, «mit der 'Wino' die Tour de France gewinnen kann». Bei Astana sollen neben dem Kapitän Winokurow mindestens noch vier Landsleute fahren. Einer von ihnen, Assan Bazajew, führte sich mit dem Sieg auf der 1. Etappe der Deutschland-Tour in Bielefeld bereits bestens ein.

«Wir haben zwar nicht so viel Geld wie T-Mobile, das 'Real Madrid des Radsports', aber wir kommen aus»: Da dürfte Godefroot wohl etwas tiefgestapelt haben: Astana hat pro Saison geschätzte zehn Millionen Euro zur Verfügung. Staatspräsident Nursultan Nasarbajew persönlich soll sich für das Zustandekommen des Teams um Winokurow und seinen persönlichen Manager Tony Rominger eingesetzt haben. Kasachstan verfügt über eines der größten Ölvorkommen auf der Welt.

Der Bronzemedaillen-Gewinner von Sydney und Tour-Dritte von 2003 will laut Godefroot noch mindestens zwei Jahre weiterfahren und sich dann an die Spitze des Astana-Managements setzen. In diesem Jahr wurde Mitfavorit Winokurow von der Tour ausgesperrt, weil fünf der neun vor Tour-Beginn suspendierten Fahrer aus seinem Team stammten, das dann nicht mehr die erforderliche Stärke von mindestens sechs Fahrern aufwies. Winokurows Name stand nicht auf der Liste des Mediziners Eufemiano Fuentes, Drahtzieher der Doping-Affäre.


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