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Floyd Landis will das Gelbe Trikot am liebsten nicht mehr hergeben.
14.07.2006 13:00
Landis «noch mit eigener Hüfte» zum Tour-Sieg?

Luchon (dpa) - Als Floyd Landis vor zehn Jahren nach Europa kam, fühlte er sich «wie auf dem Mars». Der gläubige Mennonit aus Pennsylvania hatte wie zuvor schon Lance Armstrong den Sprung in den Profi-Radsport der Alten Welt gewagt und fährt nun seinem größten Erfolg entgegen.

Nach mehr als der Hälfte der Tour de France gilt der 30-Jährige als Favorit, um am 23. Juli in Gelb auf das Podium in Paris zu steigen und damit womöglich seinen größten beruflichen Triumph zu feiern. Doch anders als der siebenfache Tour-Sieger Armstrong könnte für Landis die erste triumphale Einfahrt in die Champs-Elysées zugleich die letzte sein.

Zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli startete Landis zum ersten Mal an der Spitze des Pelotons. «Vor anderthalb Jahren wurde mir bewusst, dass meine Karriere nicht so weiter gehen kann», gab Landis zu Protokoll. Eine schlecht auskurierte Hüftverletzung nach einem Sturz im Januar 2003 hinterließ bleibende Schäden und hat seitdem zu einem rapiden Knochenschwund geführt. Schon Ende des Jahres will sich der rotblonde Amerikaner einer Operation unterziehen. «Es wird meine letzte Tour mit eigener Hüfte sein», sagt er mit einem verschmitzen Lächeln.

Landis hatte tags zuvor auf der «Königsetappe» in den Pyrenäen Gelb erobert. Die fünf Bergpässe zwischen Luchon und Plá de Beret meisterte der einstige Armstrong-Helfer souverän, verpasste nur knapp seinen ersten Tour-Etappen-Sieg, eroberte aber die Spitze im Gesamtklassement vom Franzosen Cyrill Dessel und ist seit 1903 der fünfte Amerikaner in Gelb. «Ich möchte die Tour gewinnen und wenn das auch ohne einen Etappensieg geht, dass ist es auch o.k.»

Doch bei aller Lockerheit: Die Schmerzen sind Landis' ständiger Tour-Begleiter. Wenn er auf das Rad steigt, sich streckt oder wieder absteigt - stets sticht das Hüftleiden durch Mark und Bein. «Es ist ein langsame, schleichende Krankheit», sagt Landis über sein Stehvermögen, «kein katastrophaler Einschnitt».

Als Radprofi mit künstlicher Hüfte - T-Mobile-Teamarzt Lothar Heinrich gab schon praktische Tipps: «Das künstliche Gelenk dürfte keine Schwierigkeit sein. Wenn die Spezialisten bei der Operation die Winkel bedenken, die bei einem Radprofi im Sitzen nötig sind, kann ich mir eine Rückkehr von Landis vorstellen». Hauptproblem sei, nach dem Eingriff die Muskulatur wieder in die alte Form zu bringen. «Die meisten Probleme dürfte er treppab haben», sagt der Mediziner der Uni-Klinik Freiburg, der allerdings «keinen Radprofi mit Hüftprothese» kennt.

Amerikaner, chronisch krank - die Parallelen zum geheilten Krebspatienten Armstrong drängen sich geradezu auf und gelten für giftige Zungen bereits als neues Anforderungsprofil für Toursieger. An den Rundfahrt-Siegen von 2002 bis 2004 seines Lehrmeisters war Landis als Team-Kollege beteiligt. Allerdings galt Landis, der im vorigen Jahr Tour-Neunter wurde, als engster Verbündeter Armstrongs. «Von mir hast Du nichts zu befürchten, ich trete zurück. Aber meine Mannschaft wird Dich nie in Ruhe lassen», gab der Seriensieger vor seinem Rückzug dem Phonak-Kapitän im Vorjahr mit auf den Weg.

Doch bisher ging die Drohung ins Leere: Armstrongs Ex-Mannschaft Discovery Channel hatte auf der «Königsetappe» keine Chance gegen Landis und verlor weit abgeschlagen in den Pyrenäen dramatisch an Boden. Den Erfolgsweg ihres Sohnes wird Mutter Landis nur vom Hörensagen mitbekommen haben: «Zu Hause gibt es keinen Fernseher, ich hoffe, dass sie die Tour irgendwie mitbekommt».


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